Ernährung

Mit Fleisch oder vegetarisch: Entscheiden unsere Gene darüber?

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Autor/in
David Beck
Bild von David Beck, Reporter und Redakteur SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei SWR Kultur Impuls.
Onlinefassung
Leila Boucheligua

Manche Menschen wollen sich bewusst nicht vegetarisch ernähren – andere wollen gerne das Fleisch weglassen, es fällt ihnen aber sehr schwer. Dass das auch genetisch bedingt sein könnte, zeigen nun Hinweise in einer neuen Studie aus den USA.

Vorweg: Das eine Veggie- oder Fleischesser-Gen gibt es nicht. Doch eine Studie aus den USA konnte insgesamt 35 Gene ausmachen, bei denen es einen Zusammenhang damit geben könnte, ob es einer Person leichter oder schwerer fällt, sich vegetarisch zu ernähren. Das Forschungsteam der Northwestern University in Chicago hat dafür etwa 5.000 sich vegetarisch ernährende Menschen mit knapp 300.000 Menschen verglichen, die Fleisch essen.

Ernährungsgewohnheiten sind auch genetisch bedingt

Die in der Studie identifizierten Gene erfüllen unter anderem Funktionen im Stoffwechsel. Sie steuern also, was der Körper aus dem macht, was wir essen und beeinflussen damit etwa, ob unser Körper mehr Energie aus einer vegetarischen oder aus einer fleischhaltigen Ernährung gewinnt.

Daneben sind es auch Gene, die damit zu tun haben, wie unser Körper auf das reagiert, was wir essen. Wird etwas wie beispielsweise Linsen weniger gut vertragen – selbst wenn der Effekt vielleicht nicht bewusst wahrnehmbar ist – dann wird in Zukunft möglicherweise darauf eher verzichtet.

Die dritte Kategorie Gene, die die Forschenden ausgemacht haben, hat mit dem Geschmack zu tun: Manchen Menschen schmeckt Fleisch einfach besser als anderen, denen wiederum vegetarische Gerichte besser schmecken. 

Unsere Gene müssen unsere Ernährung nicht determinieren

Die Studie legt nahe, dass manche Menschen womöglich genetisch nicht dazu veranlagt sind, auf Fleisch zu verzichten. Das bedeutet aber nicht, dass Menschen mit den „Fleisch-Genen“ sich nicht auch vegetarisch ernähren können.

Grundsätzlich kann jeder aus einer vegetarischen Ernährung genug Energie und alle wichtigen Vitamine und Nährstoffe gewinnen. Lediglich wer sich komplett vegan ernährt, sollte zusätzlich Vitamin B12 zu sich zu nehmen. 

Eine Frau greift zu Gemüse
Zehn Prozent der Menschen in Deutschland ernähren sich laut einer Befragung vegetarisch.

Die in der Studie gefundenen genetischen Varianten sind allenfalls kleine Regler, mit denen feinjustiert wird, welche Ernährung, wem leichter fällt.

Doch, wenn sich jemand bewusst dazu entschließt, sich vegetarisch zu ernähren und dann auch die Zeit und Energie aufwendet, die vegetarischen Lebensmittel zu finden, die einem gut schmecken, dann kann eine Umstellung durchaus funktionieren.

Wichtiger als unsere Gene ist unser Darm-Mikrobiom

Was auch eine entscheidende Rolle spielt – und in der Studie keine Beachtung findet – ist unser Darm-Mikrobiom. Dessen Zusammensetzung hat nichts mit unseren Genen zu tun, aber wahrscheinlich einen viel größeren Einfluss darauf, wie unser Körper die Nahrung, die wir zu uns nehmen, verarbeitet.

Im Hinblick auf das Mikrobiom gibt es einen Gewöhnungseffekt. Demnach fällt es uns umso leichter, je länger wir an einer bestimmten Ernährung festhalten. 

Wer sich also vegetarisch ernähren möchte, sich aber schwer damit tut, sollte versuchen, zumindest für eine gewisse Zeit daran festzuhalten. Mit der Zeit passt sich das Darmmikrobiom an die neue Ernährung an und dann sollte es – ganz unabhängig von den Genen – immer leichter fallen. 

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