Invasive Arten

Stromausfall in Kehl: Invasive Ameisenart nistet gern in Stromkästen

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Autor/in
Anja Braun
Anja Braun, Reporterin und Redakteurin SWR Wissen aktuell.
Onlinefassung
Lilly Zerbst
Portraitbild der Reporterin Lilly Zerbst.

Eine invasive Ameisenart aus dem Mittelmeerraum sorgt in Kehl für Chaos: Sie erobert Gärten, Häuser und sogar Stromkästen. Warum siedeln sich die "Superkolonien" gerade dort an?

Geruch entlarvt die invasive Ameisenart

Die eingeschleppte Ameisenart „Tapinoma magnum“ sieht unserer einheimischen Garten- und Wegameise ziemlich ähnlich. Sie unterscheidet sich in Größe und Färbung nicht besonders von der gewöhnlichen schwarzen Wegameise mit Namen "Lasius niger", sagt Jürgen Heinze, Ameisenforscher von der Uni Regensburg.

Der einzige Unterschied liegt im Geruch: Wird die invasive Ameisenart zerquetscht, riecht sie fettig und unangenehm. Die Wegameise hingegen riecht nach Ameisensäure, also eher stechend.

Die invasive Ameisenart sieht der heimischen Gartenameise (Bild) sehr ähnlich.
Die invasive Ameisenart sieht der heimischen Gartenameise (Bild) sehr ähnlich.

Invasive Ameisenart verbreitet sich explosionsartig

Tapinoma magnum kommt aus dem Mittelmeerraum und hat mehrere Königinnen im Nest. Das ist im Übrigen auch bei der Hälfte der heimischen Arten der Fall. Auf diese Weise können sich die Nester rasch aufspalten und neue Nestgruppen um die Königinnen bilden. Aus einer Ameisenkolonie werden so schnell ganz viele.

Darin liegt der Unterschied zu unseren einheimischen Wegameisen: Denn die Kolonien der heimischen Wegameise bekämpfen sich untereinander. Das liegt daran, dass sie unterschiedliche Koloniegerüche haben. Die Ameise, die anders riecht, ist der Feind.

Viele braune Ameisen krabbeln auf einem Stück Holz.
Die invasive Ameisen der Art Tapinoma magnum wurden der Stadt Kehl zufolge bisher in zwei Stadtteilen entdeckt.

Das ist bei der eingeschleppten Art anders. Durch die Einschleppung sind sie sich genetisch so ähnlich geworden, dass sie alle sehr ähnlich riechen, erklärt Jürgen Heinze. Deshalb bekämpfen sich die eingeschleppten Ameisen nicht untereinander und können so durch explosionsartige Ausbreitung riesige Superkolonien bilden.

Invasive Ameisen nutzen gerne Kabelschächte und Stromkästen

Die eingeschleppte Art "Tapinoma magnum" ist ein sogenannter opportunistischer Nester. Das heißt, die Ameisen suchen bevorzugt vom Menschen gemachte Orte, um dort Nester zu bauen. Da die Art aus dem Mittelmeerraum eingewandert ist, hat sie es auf warme und trockene Höhlungen abgesehen, wie zum Beispiel Kabelschächte und Stromkästen.

Es gibt offenbar auch Hinweise, dass Ameisen von elektromagnetischen Wellen im Stromkasten angezogen werden, aber das ist noch nicht ausreichend erforscht. Die Kabel knabbern die Allesfresser aber nicht an. Zu den Internet- und Stromausfällen führt ganz schlicht bereits die Anwesenheit der Ameisen in den Strom und Verteilerkästen. Sie können dort einen Kurzschluss verursachen.

Was lässt sich gegen die invasive Art tun?

Die invasiven Ameisenarten loszuwerden ist enorm schwierig. Parasiten können dazu führen, dass eine Superkolonie zusammenbricht. Allerdings ist der Versuch mit Krankheitserregern gegen Ameisen vorzugehen sehr gefährlich. Denn die Parasiten könnten sich auf andere Tiere ausbreiten und so zu noch größeren Problemen führen.

Ein bewährtes Hausmittel gegen Ameisen: Backpulver.
Ein bewährtes Hausmittel gegen Ameisen: Backpulver.

An der Uni Regensburg wird daran geforscht, Giftköder für Ameisen attraktiver zu machen, sodass sie bevorzugt gefressen werden. Denn alle Ameisen schaffen es bisher menschgemachte Giftköder rasch zu identifizieren und dann zu meiden. So bleiben derzeit nur die herkömmlichen Mittel der Kammerjäger, die leider wenig Erfolg zeigen.