Thomas Hoffmann mit konservierter Schneeflocke auf Objektträger.

Verbindung von Wissenschaft und Kunst

Die Schneeflocken-Fänger vom Südpol

Stand
Autor/in
Max Ihlenburg
Onlinefassung
Elisabeth Theodoropoulos

Der Ingenieur Thomas Hoffmann und die Physikerin Helene Hoffmann fangen Schneeflocken und konservieren sie. Ihre Sammlung umfasst sowohl arktische als auch antarktische Flocken.

Thomas Hoffmann hat einen ungewöhnlichen Zeitvertreib: Er tüftelt am Südpol in der Werkstatt der Neumayer Station daran, Schneeflocken haltbar zu machen. Und seine Mission ist geglückt.

Weltweit sind wir die einzigen, die Schneeflocken in konservierter Form vom arktischen und antarktischen Winter haben. Da gibt es sonst niemanden auf der ganzen Welt.

Das Fangen von Schneeflocken als Hobby

Der Ingenieur hat zusammen mit seiner Frau und Wissenschaftlerin Helene Hoffmann auf der Forschungsstation im Eis überwintert. Das Material Eis und Schnee kennt sie aus ihrer Forschung gut. Doch eine einzelne Schneeflocke zu fangen und zu konservieren - das war neu.

Helene und Thomas bei der Schneekristallkonservierung.
Helene und Thomas Hoffmann bei der Schneekristallkonservierung.

Man braucht ja irgendwie ein Hobby da unten. Und was kann man denn mitbringen aus der Antarktis? Pinguine darf man nicht mitbringen. Und was gibt es sonst noch? Einen Haufen Schnee.

Klebstoff-Experimente zum Konservieren von Schneeflocken

Genügend Zeit und die notwendige Ausrüstung in Form von speziellem Kleber, einer -40 Grad kalten Arbeitsplatte und Plexiglas waren vorhanden. So hatte Thomas Hoffmann kein Problem, in der Stationswerkstatt mit einfachen Experimenten zu beginnen, aber dann...

Ich bin dann ein wenig eskaliert, was das Ganze angeht. Hab da verschiedene Klebstoffe angemischt, um die Schneeflocken immer feiner abprinten zu können, was echt gut funktioniert mittlerweile. Also es ist schon irgendwie ausgeufert und recht komplex geworden.

Kleber spielt wichtige Rolle beim Haltbarmachen von Schneeflocken

So eine verewigte Schneeflocke ist in etwa so groß wie ein Streichholzkopf und kann sehr unterschiedlich aussehen – zwei identische Schneeflocken gibt es nicht. Die grundlegende Technik für das Konservieren ist schon seit den 1960er Jahren bekannt: Spezieller Kleber härtet um die gefrorene Schneeflocke aus, welche ganz langsam verdampft – zurück bleibt ein sichtbarer Abdruck.

Größenvergleich: Schneeflocke versus Streichholzkopf. Jedoch sind die einzelnen Schneeflocken sehr unterschiedlich, berichtet Schneeflockensammler Thomas Hoffmann.
Eine Schneeflocke ist in etwa so groß wie ein Streichholzkopf. Jedoch sind die einzelnen Schneeflocken sehr unterschiedlich.

Mittlerweile heißt das Projekt "Cryosity", ins Deutsche übersetzt ist der Name eine Mischung aus den Begriffen Eis und Neugierde. Teil des Projekts ist beispielsweise auch 200.000 Jahre altes Antarktis-Eis – konserviert und ausgestellt in Form einer Lichtinstallation, welche die Mikrostruktur des Eisbohrkerns sichtbar macht.

Brücke zwischen Wissenschaft und Kunst am Südpol

Das Projekt beschreiben Helene und Thomas Hoffmann selbst als eine Brücke zwischen den harten Fakten der Klimaforschung und der vergänglichen Schönheit der Natur.

Schneeflocke aus der Arktis. Gesammelt während der MOSAiC-Expedition nahe dem Nordpol.
Die Forschenden sehen die Schneeflocken als Symbol für die Vergänglichkeit und Fragilität unseres Planeten.

Es gibt zu jeder einzelnen Schneeflocke, die wir haben, einen kompletten Datensatz. Aber damit kann doch kein Mensch was anfangen. Und genau deswegen versuche ich das dann mit Helene zusammen irgendwie bildlich darzustellen. Dass man sich auch ansehen kann, was passiert da eigentlich wirklich? Woher kommen die Daten eigentlich für die Klimaforschung?

Für zu Hause: Anleitung zum Konservieren von Schneeflocken

Wer beim nächsten Schneefall selber einmal eine Schneeflocke konservieren möchte, der nimmt am besten einen Pinsel. Damit lässt sich die gefangene Flocke leichter auf ein Glasblättchen bewegen. Es folgt ein Tropfen sehr kalter Sekundenkleber und ein weiteres Glasblättchen obendrauf. Nach zwei Tagen Gefrierschrank sollte die Schneeflocke so für immer haltbar bleiben.

SWR2 Feature Gletscherschwund – Wissenschaftliche Fakten und klangliche Reflexionen

In diesem Feature hören wir vom Wunder der Schneeflocke und den Rhônegletscher von innen: Akustische Mediationen über Landschaften im Klimawandel. Lässt sich über das Ohr ein tieferes Verständnis für Umweltthemen entwickeln?

SWR2 Feature SWR2

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Max Ihlenburg
Onlinefassung
Elisabeth Theodoropoulos