Sie sind nur wenige Millimeter groß, stark behaart, haben aufrechte V-förmige Flügel, beigefarbene Körper und schwarze Knopfaugen: Sandmücken. Manch einer hat im Mittelmeerurlaub schon üble Bekanntschaft mit den fürchterlich juckenden Pusteln im Gesicht, im Nacken, an Armen oder Beinen gemacht. Obwohl die Mücken eher unscheinbar aussehen, sind die von ihnen übertragenen Krankheiten tückisch.
Klimawandel lotst Sandmücken nach Deutschland
Durch den Klimawandel ändern sich Lebensräume auch für Insekten. Seit Jahren wandern Sandmücken aus dem Mittelmeerraum Richtung Mitteleuropa ein, aus dem Süden in Richtung Norden, mittlerweile sind sie auch in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz angekommen.
Doktorarbeit erforscht Verbreitung der Sandmücke und ihre Gefahren
Wie weit genau, wo die Sandmücken vorkommen und welche Gefahr von ihnen und den von ihnen transportierten Krankheitserregern ausgeht, erforscht Sandra Oerther. Sie hat Biotechnologie studiert und widmet der Sandmücken-Forschung nun ihre Doktorarbeit.
Sandmücken sind verbreiteter als bisher angenommen
Seit fünf Jahren ist Oerther im Südwesten unterwegs, um an alten Scheunen, Ställen, Gebäuden mit Mauerwerk und an feuchten Bodenstellen ihre Mückenfallen zu installieren. Und die Sammlerin wird immer häufiger fündig. Denn Sandmücken sind weiter verbreitet als bisher angenommen und wo sie einmal waren, findet man sie in der Regel auch im nächsten Jahr wieder.
Sandmücken lieben trockene, warme und windstille Orte
Mit der Sandmückenfalle fängt Sandra Oerther die kleinen Sandmücken, die sich vor allem an trockenen, warmen und windstillen Orten sammeln. Zum Beispiel in einer alten Scheune in der Nähe von Landau. Hier hat Sandra Oerther Sandmücken gefangen. Verantwortlich dafür sei das Klima, das dort bereits mittelmeerähnliche Bedingungen aufweise, so die Forscherin.
Sandmücken können uns gefährlich werden
Wichtiges Ergebnis der Sandmückenforschung: Die Sandmücke wandert nach Norden. Sie hat sich mittlerweile schon nördlich von Kaiserslautern angesiedelt. Oerther betont, das sei nicht nur Grundlagenforschung, sondern habe auch eine große medizinische Bedeutung. Denn Sandmücken können für uns sehr gefährlich werden.
Sandmücken als Blutsauger können Krankheiten übertragen
Wie bei allen blutsaugenden Insekten geht auch bei der Sandmücke die größte Gefahr von ihrer Funktion als Überträgerin von Krankheitserregern aus.
Sandra Oerther hat bei ihren Untersuchungen Phleboviren gefunden, z.B. das Toskana-Virus, das 2010 in Baden-Württemberg, und damit erstmals in Deutschland, nachgewiesen wurde. Vor allem aber hat sie die Leishmaniose in den Blick genommen, die ebenfalls von den Mücken übertragen werden kann.
Häufig werden Parasiten übertragen
Durch den Stich von infizierten weiblichen Sandmücken, die mit zwei bis drei Millimeter Größe auf der Haut kaum sichtbar sind, können Leishmanien ins Blut gelangen. Das sind Parasiten, die in der Haut zu schweren Entzündungen führen, die aber auch innere Organe befallen können, mit manchmal tödlichem Verlauf. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation gibt es jährlich weltweit fast zwei Millionen Neuinfektionen mit Leishmanien.
Bisher nur nicht-infizierte Sandmücken in Süddeutschland gefunden
Sandra Oerther hat bei ihren Untersuchungen bislang nur nicht-infizierte Sandmücken gefunden, noch scheint die Gefahr in unserer Region also gering. Aber das kann sich schon mit dem nächsten Fund ändern, denn die Erreger sind schon da.
So sind zum Beispiel Hunde aus Südeuropa, die im Zuge von Tierrettungsmaßnahmen nach Deutschland kommen, oft an Leishmaniose erkrankt. Zumindest theoretisch könnten sie daher durch Sandmücken den Erreger auf Menschen übertragen - und die Mücken, das ist eindeutig, breiten sich bei uns weiter aus. Denn durch die steigenden Durchschnittstemperaturen haben sich die Lebensbedingungen für die Mittelmeer-Insekten bei uns auf jeden Fall deutlich verbessert.