Die Zahl der Ansteckungen ist wieder gestiegen. Schon breitet sich Furcht aus, dass Deutschland von einer zweiten Corona-Welle erfasst wird. Doch das kann man aus der erhöhten Reproduktionsrate so nicht ablesen.
Ideal ist eine Reproduktionsrate unter eins
Die meisten Fachleute gehen davon aus, dass eine Reproduktionsrate von unter eins notwendig ist, um das Coronavirus weiter einzudämmen. Nun berichtet das Robert-Koch-Institut, dass die sogenannte Reproduktionsrate im Moment auf 2,88 geschätzt wird. Das bedeutet: Ein Covid-19 Erkrankter in Deutschland hat in den vergangenen Tagen durchschnittlich fast 3 weitere Menschen mit dem neuen Coronavirus infiziert. Doch diese Zahlen sollte man einordnen. Dann verlieren sie ihren Schrecken.
Hohe Reproduktionszahl bei kleiner Zahl von Erkrankungen
Die Gesamtanzahl der an Covid-19 Erkrankten ist derzeit sehr niedrig. Wir haben also eine hohe Reproduktionsrate, jedoch innerhalb einer kleinen Zahl von Erkrankten. Das ist wenig problematisch.
Schlimmer wäre eine hohe R-Zahl bei gleichzeitig hohem Krankenstand. Dann wäre auch die Anzahl an von Tag zu Tag zusätzlich Neuinfizierten schnell so hoch, dass deren Versorgung schwierig würde.
Warum der R-Wert hochgeschnellt ist
Einen wesentlichen Anteil am Zustandekommen der hohen R-Zahl hat das Infektionsgeschehen im Fleischbetrieb Tönnies in Rheda-Wiedenbrück. Dort sind über 1000 Mitarbeitende positiv auf Covid-19 getestet worden. Das ist ein regional begrenztes Ereignis. Deshalb stehen die Chancen dafür, dass die Reproduktionszahl wieder unter 1 sinkt, nicht schlecht.
Wenn man diesen Infektionsherd unter Kontrolle bekommt, dann stehen die Chancen gut, dass die hohe R-Zahl nur eine vorübergehende statistische Episode bleibt.