In einer neuen Studie der Harvard Medical School gehen Forscher davon aus, dass die Blutgruppe bei Covid-19 keine entscheidende Rolle spielt. Für ihre Studie haben die Mediziner die Daten von 1289 positiv getesteten Menschen analysiert, knapp 500 der Infizierten wurden im Krankenhaus behandelt.
Jüngste Studie sieht keinen Zusammenhang zwischen Blutgruppe und Covid-19
Sie schreiben im Fachjournal „Annals of Hematology“: Die Blutgruppe ist nicht mit einer schweren Verschlechterung der Symptome bei Menschen verbunden, die positiv auf COVID-19 getestet wurden. Damit widersprechen die Forscherinnen früheren Studien, die einen möglichen Zusammenhang zwischen Blutgruppe A und einem schweren Verlauf von Covid-19 gefunden hatten.
Die Harvard Medical Studie ergab jedoch, dass es bei Patienten mit Corona-Symptomen kleine Unterschiede für die Blutgruppen B und AB gibt. Sie wurden geringfügig häufiger positiv auf COVID-19 getestet, während Personen mit Blutgruppe O etwas seltener positiv getestet wurden. Eine gewisse Rolle scheint auch der Rhesus-Faktor zu spielen: unter den positiv Getesteten waren etwas mehr Menschen mit rhesus-positivem Blut.
Allerdings bemerken die Studienautoren selbst zu Recht, dass die Zahl der untersuchten Patienten relativ gering ist.
Frühere Studien sehen höheres Risiko für schwere Covid-19-Verläufe bei Blutgruppe A
Molekularbiologen der Uni Kiel hatten mit einem internationalen Team Blutproben von über 1600 Patienten, die in Italien und Spanien auf Intensivstationen lagen, analysiert. Als Kontrollgruppe untersuchten sie die Blutproben zufällig ausgewählter Männer und Frauen aus denselben Ländern. Dabei untersuchten sie bestimmte genetischen Merkmale.
Durch die Analyse des Erbgutes identifizierten die Forscher Genvarianten, die mit einem schweren Covid-19-Verlauf einhergehen. An diesen Genorten befindet sich auch das Gen, von dem die Blutgruppe eines Menschen abhängt.
Wie sind die verschiedenen Blutgruppen entstanden?
Und es kam heraus, dass Patienten mit der Blutgruppe A ein besonders hohes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf hatten. Die Patienten mit Blutgruppe 0 waren dagegen besser geschützt. hre Ergebnisse haben die Wissenschaftler im Fachmagazin New England Journal of Medicine veröffentlicht.
Zu ähnlichen Ergebnissen waren bereits zwei andere Preprint-Studien aus China und den USA gekommen.
Es gibt diverse Krankheiten, die je nach Blutgruppe unterschiedlich verlaufen
Den Zusammenhang zwischen der Blutgruppe eines Menschen und bestimmten Krankheiten hat man schon häufiger beobachtet. Menschen mit Blutgruppe 0 entwickeln demnach seltener Herz-Kreislauf-Erkrankungen als andere Blutgruppen-Typen.
Bei Diabetes haben ebenfalls Menschen mit Blutgruppe 0 das geringste Krankheitsrisiko. Das größte hat hier Blutgruppe B. Träger der Blutgruppe AB haben seltener hohen Blutdruck.
Die Ursachen für diese Zusammenhänge sind bisher nicht geklärt. Diese Beobachtungen gründen sich jedoch bisher allein auf Fall-Kontrollstudien, deren Ergebnisse fehleranfällig sind.
Die Blutgruppe ist nur ein möglicher Faktor
Wenn sich nun doch herausstellen sollte, dass es einen Zusammenhang zwischen der Blutgruppe und der Schwere einer möglichen Covid-19 Erkrankung gibt, dann ist die Blutgruppe nur ein Faktor von mehreren. Der bisher wichtigste Faktor scheinen immer noch Vorerkrankungen zu sein. Weitere Faktoren können Alter und Geschlecht sein.