Gerade in der ersten Welle der Corona-Pandemie waren Schulen als eine der ersten Einrichtungen zu. Und in der zweiten/dritten Welle sieht es nicht groß anders aus. Einzig Grundschulen und Vorschulen wurden länger aufgehalten – auch das ist eine Erkenntnis aus der ersten Welle. Wie verschiedene Länder im Bildungsbereich mit der Pandemie umgegangen sind, wurde jetzt in einer OECD-Studie untersucht.
Bei der Digitalisierung hinkt Deutschland hinterher
Insgesamt sind Deutschlands Schulen im OECD-Vergleich bisher ganz gut durch die Krise gekommen. Wie alle gut ausgestatteten Bildungssysteme, die auch in den Pisatests erfolgreich waren. Wir konnten von unseren Ressourcen wie zum Beispiel den gut ausgebildeten LehrerInnen zehren.
Insgesamt jedoch muss man feststellen: Deutschlands Bildungssystem wurde von der Pandemie kalt erwischt. Es hinkt bei der Digitalisierung etwa 10 Jahre hinterher – so Andreas Schleicher, Bildungsdirektor der OECD. Ein weiteres Problem war und ist, dass sich die Kultusministerien für den Fernunterricht auf spezielle Online-Lösungen versteift haben:
Vielfalt digitaler Medien ist ein Erfolgsfaktor
Andere Länder wie zum Beispiel Spanien oder Portugal waren da kreativer. Sie haben geschaut, was die Familien zuhause haben und das dann genutzt. Zum Beispiel Fernsehen und Mobiltelefonie. Die Vielfalt der eingesetzten digitalen Medien im Fernunterricht ist in diesen Ländern ein Erfolgsfaktor.
Ganz entscheidend ist der regelmäßige Kontakt mit den Eltern, so Schleicher. Da habe die Pandemie unheimlich viel bewegt. Zum Beispiel seien Plattformen geschaffen worden, wo Eltern auf Lernressourcen zugreifen können, und mit den Lehrkräften über Zoom-Konferenzen oder e-Mails regelmäßig kommunizieren können.
Ganz viele Länder wie zum Beispiel Frankreich, Österreich, Irland, Neuseeland, Polen und Belgien haben ganz aktiv auf die Eltern gesetzt und diese mit ins Boot geholt.
Da habe Deutschland, sagt Schleicher, noch einiges zu lernen. Insgesamt litt das deutsche Bildungssystem darunter, dass viele pandemiebedingte Entscheidungen den Lehrkräften und Schulen vor Ort übertragen wurden, die damit offenbar häufig überfordert waren. Deshalb sei auch die Komprimierung des Lernstoffes auf die wichtigsten Inhalte – wie es in vielen anderen Ländern umgesetzt wurde – in Deutschland schlecht gelungen.
Pandemiebedingte Lernverluste müssten ausgeglichen werden
Doch wieviel Lernen ist eigentlich ausgefallen? IFO-Bildungsexperte Ludger Wössmann hat errechnet, dass Schüler:innen in diesem Schuljahr 20/21 im Schnitt bereits rund 22 Wochen Fernunterricht gehabt haben. Von insgesamt 38 Schulwochen im Jahr. Doch wieviel Lernstoff im Fernunterricht tatsächlich hängen geblieben ist, dazu gibt es in Deutschland noch keine Daten. Studien aus anderen Ländern machen da aber nicht allzuviel Hoffnung. Sie sprechen von Kompetenzerhalt, aber kaum von Zuwachs. Es wird also wichtig, die pandemiebedingte Lernverluste ausgleichen:
Einen Punkt hat Deutschland dann aber doch ganz gut hinbekommen. Nämlich das Durchziehen von Abschlussprüfungen. Während sie andere Länder wie Frankreich, Spanien und Norwegen gestrichen haben und es dem Lehrpersonal überließen, eine Abschlussnote zu geben, hielt Deutschland an bundesweiten Abschlussprüfungen fest. Ihr Durchschnitt fiel ähnlich aus wie in den Jahren zuvor. In den anderen Ländern kam es 2020 dagegen zu einem sprunghaften Anstieg von guten Abschlüssen.