Sachsen wird ab nächster Woche alle Schulen und Kitas schließen – in Bayern gehen alle Schüler*innen ab Klasse 8 in den Wechselunterricht. Die Bildungsminister der Länder beraten sich in der Kultusministerkonferenz (KMK) über das weitere Vorgehen zur Eindämmung der Pandemie. Unklar ist, ob sie sich der Empfehlung der Nationalen Wissenschaftsakademie Leopoldina anschließen werden, die Schulpflicht ab dem 14. Dezember bis zu den Weihnachtsferien aufzuheben.
Kniebeugen zum Warmhalten im Klassenzimmer
Schulen sollen so lange wie möglich offen bleiben, das war und ist das Credo der Kultusminister. Doch möglicherweise ist bald der Punkt erreicht, wo das aus Gründen des Infektionsschutzes nicht mehr funktioniert. Da müsste von Präsenzunterricht auf Wechsel- oder ganz auf Fernunterricht umgeschaltet werden. Und das, obwohl immer noch nicht genügend Laptops für bedürftige Schüler und Lehrerinnen zur Verfügung stehen.
Wo in vielen Schulgebäuden weiterhin das W-Lan wackelt und Lehrer sich vor dem Digitalunterricht mehr fürchten als ihre Schülerinnen. Für diejenigen, die vielleicht im Präsenzunterricht bleiben dürfen, wird die Situation mit zunehmend winterlichen Temperaturen auch schwieriger. Kanzlerin Merkel riet den Schülern und Schülerinnen zu Kniebeugen, um warm zu bleiben, wenn die Fenster weit geöffnet werden. Das ist alles: Nach ganzen neun Monaten Zeit, um den Schulunterricht "virus-sicher" zu gestalten.
Phantasielosigkeit bremst ganze Schülergeneration aus
Die Phantasielosigkeit der Kultusminister in der Pandemie droht nun eine ganze Generation Schüler auszubremsen. Ihnen fehlt bereits der Stoff, den sie im ersten Lockdown im Frühjahr versäumt haben und seither in der Regel auch nicht wieder aufgeholt haben. Nun wurde der allgemeine Lehrplan insofern angepasst, als dass die Schulen das Viertel streichen dürfen, welches sie normalerweise hinzufügen, um den Stoff aufzulockern und eingängiger zu machen.
Stattdessen werden die Lerndefizite der Schüler*innen immer weiter geschoben. Schon im Sommer durfte niemand Sitzenbleiben. Auch Schüler*innen mit egal wie großen Lücken wurden in die nächsthöhere Klassenstufe gehoben. Soll das so weitergehen?
Oder wäre es jetzt mal Zeit, nach neun Monaten Corona-Krisen-Unterricht andere Ideen zu entwickeln? Zum Beispiel den Lehrplan freizuräumen, ein freiwilliges Zusatzjahr anzubieten und die Abschlussprüfungen nicht nur um einige Wochen zu verlegen, sondern auch zu entschlacken.
Kein Zusatzjahr wegen Mangel an Lehrer*innen
Bisher wird darüber nicht mal diskutiert. Es gibt keine schulübergreifenden Konzepte dafür was und wie aus der Ferne unterrichtet wird. Keine Pläne für pandemiegerechte Abschlussprüfungen. Und ein freiwilliges Zusatzjahr für alle Schüler*innen, die es brauchen und wollen, ist wegen der äußerst knappen Zahl an Lehrer*innen im Moment nicht drin.
Von den Kultusminister*innen hört man dazu – nichts.
Dabei drängt die Zeit- vor allem wenn nun wieder Schulschließungen anstehen. Denn es trifft alle, die jetzt zur Schule gehen. Und das sind immerhin rund 8,3 Millionen Schülerinnen und Schüler.