Moderna verkündet positive Ergebnisse aus Phase 1. Ist das eine gute Nachricht im Kampf gegen das Virus?
Das ist auf jeden Fall erfreulich; aber es ist bestenfalls ein Etappensieg. Bei den ersten Tests am Menschen geht es ja vor allem um die Sicherheit und Verträglichkeit eines Impfstoffs – wie gut er schützt, zeigt sich dann später. Bei 45 gesunden Probanden zwischen 18 und 55 haben sich jetzt keine ernsthaften Nebenwirkungen mit dem Moderna-Impfstoff gezeigt. Allerdings entwickelten einige Probanden Kopfschmerzen, Schüttelfrost und Müdigkeit.
Positiv ist, dass die Testpersonen nach zwei Injektionen neutralisierende Antikörper gegen das neue Coronavirus entwickelten – und zwar mehr Antikörper als bei einer natürlichen Infektion. Vor Moderna hatte auch schon die Mainzer Pharmafirma Biontech zusammen mit dem Entwicklungspartner Pfizer positive Ergebnisse aus Phase eins verkündet. Auch hier haben die Freiwilligen Antikörper gegen das neue Virus entwickelt. Aber wie gut und wie lange diese Antikörper wirklich schützen, kann im Moment noch keiner sagen.
Ende Juli will Moderna nun schon mit der entscheidenden dritten Testphase beginnen – was genau wird da getestet?
Das sind richtig große, aufwendige Testreihen mit 30.000 Freiwilligen in den USA. Die werden dann in zwei Gruppen eingeteilt. Die eine Hälfte bekommt den Impfstoff, zwei Spritzen im Abstand von einem Monat. Bei der anderen Hälfte injizieren die Ärzte nur eine Salzlösung als Placebo.
Dann muss man abwarten und schauen, ob sich von den geimpften Probanden wie gehofft gar keiner mit Corona infiziert, oder ob es doch zu Ansteckungen kommt. Dann vergleicht man das mit den Infektionen in der ungeschützten Placebogruppe. Und natürlich werden in dieser Zeit auch mögliche Nebenwirkungen nochmal genau beobachtet.
Üblicherweise testet man Impfstoffe in Phase-3 an Menschen mit besonders hohem Ansteckungsrisiko: also zum Beispiel bei medizinischem Personal oder Pflegekräften. Es können aber auch Senioren teilnehmen, es gibt keine Altersgrenze nach oben. Nur Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen sind ausgeschlossen.
Was ist, wenn die Antikörper gegen das Virus mit der Zeit zurückgehen? Funktioniert die Impfung dann trotzdem?
Das ist eine ganz zentrale Frage. Da stochert die Forschung im Moment noch im Nebel. Viele Wissenschaftler sind zuversichtlich, dass das kein gravierendes Problem ist, aber es gibt auch skeptische Stimmen. Vielleicht muss man die Impfung doch jährlich geben, wie bei der Grippe.
Denn in einigen Studien hat sich mittlerweile gezeigt, dass die Antikörper bei einigen Corona-Infizierten schon nach zwei Monaten verschwinden. Allerdings waren das meist Menschen, die kaum Symptome hatten.
Vermutlich wird bei einer Impfung eine deutlich stärkere Antikörperproduktion angeregt, die dann auch länger hält. Was viele gar nicht wissen: Unser Körper schützt sich nicht nur mit Antikörpern vor bösartigen Erregern. Auch bestimmte Abwehrzellen spielen eine Schlüsselrolle: Vor allem die sogenannten T-Zellen.
Die merken sich gefährliche Gegner über lange Zeit und können dann im Ernstfall auch die Produktion neuer Antikörper anregen. In ein paar Monaten wissen wir hoffentlich mehr darüber, wie gut das bei einer möglichen Corona-Impfung klappt.