Flut an Daten über Viren
Mehr als hundert Mutationen haben Forscher seit Beginn der Pandemie im Erbgut des neuen Coronavirus gefunden – die meisten davon sind ohne Folgen geblieben. Allerdings ist die Flut der Daten so groß, dass eine genaue Analyse sämtlicher Veränderungen noch Monate dauern wird. Und es kommen ja immer neue Mutationen dazu.
Keine Hinweise auf gefährliche Mutation des Coronavirus
Bisher aber fällt die Bilanz beruhigend aus: Mehr als 40.000 Virusgenome aus aller Welt haben Forscher seit Januar entschlüsselt und in der Datenbank „NextStrain“ zusammengetragen – bisher gibt es keinen Hinweis darauf, dass das Virus ansteckender oder bösartiger wird.
D614G nicht infektiöser als andere Mutationen
Das gilt wohl auch für eine neue Mutation, die schon für Schlagzeilen gesorgt hat: D614G heißt diese Veränderung. Sie spielte beim jüngsten Ausbruch in Peking eine Schlüsselrolle und ist in Europa und an der Ostküste der USA besonders verbreitet. In vielen Berichten hieß es, diese Variante des Virus sei besonders infektiös – das stimmt nicht, sagt der Schweizer Experte für Virenevolution Professor Richard Neher.
Laborversuche deuteten zwar in diese Richtung, die Experimente sagten aber kaum etwas über die Übertragbarkeit im Alltag aus. Dass diese Spielart des Erregers sich in Deutschland und anderswo so massiv verbreitet habe, sei vermutlich schlicht ein Zufall gewesen.
Virus gut an Menschen angepasst
Im Moment machen sich die Wissenschaftler auch kaum Sorgen, dass das Virus so stark mutieren könnte, dass ein möglicher Impfstoff am Ende wirkungslos wäre. Auch der Gießener Virologe Professor Friedemann Weber sieht die Lage derzeit entspannt: Das Virus ist aus seiner Sicht schon so gut an den Menschen angepasst, dass „nicht mehr viel Luft nach oben ist.“ Trotzdem seien beide Szenarien denkbar:
- dass der Erreger irgendwann doch tückischer wird und Infizierte schwerer erkranken
- oder dass er harmloser wird und wir alle aufatmen können.
Lehrreich sei auf jeden Fall der Blick zurück auf die Sars-Epidemie vor 17 Jahren: Vor allem Mund-Nasen-Schutz, konsequentes Testen und strikte Quarantäne von Infizierten hätten die Lungenseuche damals in Asien gestoppt. Genau diese Maßnahmen, so die Bilanz des Experten, müssten wir auch jetzt weiter fortführen, um die Pandemie erfolgreich einzudämmen.