Klimaforschung

Mangrovenwald gibt Aufschluss über die Geschichte des Meeresspiegels

Stand
Autor/in
Johannes Postler

Ein 200 Kilometer von der mexikanischen Küste entfernter Mangrovenwald liefert Aufschluss darüber, wie das Klima vor 125.000 Jahren war.

Eine internationale Forschergruppe hat den Mangrovenwald nahe der mexikanischen Stadt San Pedro untersucht und dabei wichtige Erkenntnisse über das Klima und den Meeresspiegel während der letzten terrestrischen Wärmeperiode gewonnen. Mangrovenwälder erstrecken sich für gewöhnlich nur entlang von Küstengebieten, dieser aber liegt 200 Kilometer von der Küste entfernt und befindet sich sechs bis neun Meter über dem aktuellen Meeresspiegel.

Die Forschenden der University of California und ihre mexikanischen Kolleg*innen schließen daraus, dass ein Großteil der an den Küsten gelegenen Landmassen früher unter Wasser gestanden haben. Die Studie beschreibt daher die weitreichenden landschaftlichen Auswirkungen des Klimawandels der Vergangenheit auf die Küsten der Welt.

Als Kind habe ich hier gefischt und auf diesen Mangroven gespielt, aber wir wussten nie genau, wie sie dorthin gekommen sind. Das war die treibende Frage, die das Team zusammengeführt hat. 

Mangrovenwälder gibt es vor allem in tropischen Regionen.
Mangrovenwälder gibt es vor allem in tropischen Regionen.

Mangrovenwälder sind ein besonderes Ökosystem 

Mangrovenwälder bestehen aus Bäumen und Sträuchern verschiedener Pflanzenfamilien mit über 70 verschiedenen Arten. Im Laufe der Evolution haben sie sich an die Lebensbedingungen im Salzwasser der Küstengebiete und Flussmündungen angepasst. Da ihre Wurzeln tief in den Boden reichen, schützen sie die Küsten vor Erosion und reduzieren die Auswirkungen von Sturmflutwellen und Tsunamis auf menschliche Siedlungen. Als Ökosystem bieten sie einen Lebensraum für viele Säugetiere, Reptilien und Kleinstlebewesen. 

Mangroven gibt es eigentlich nur im Bereich der Meeresküste. Doch in Mexiko gibt es rund 200 Kilometer von der Küste entfernt, einen seit über 100.000 Jahren bestehenden Mangrovenwald.
Laut WWF wurden seit den 1980er Jahren rund ein Drittel der weltweiten Mangrovenbestände zerstört.

Ein Mangrovenwald, 200 Kilometer von der Küste entfernt

Seinen eher untypischen heutigen Standort in einem Süßwassergebiet erreichte der Mangrovenwald während der letzten Wärmeperiode vor etwa 125.000 Jahren. Zu dieser Zeit waren die Polkappen komplett abgeschmolzen und der Meeresspiegel lag etwa sechs bis neun Meter höher als heute.

Nachdem sich die klimatischen Bedingungen vor etwa 100.000 Jahren wieder änderten und es kälter wurde, sank der Meeresspiegel auf den heutigen Stand. Botanische Beobachtungen und DNA-Analysen haben bestätigt, dass der Mangrovenwald von San Pedro damals vom Meer isoliert wurde und zu einem wichtigen Rückzugsraum für Meerestiere und Pflanzen wurde.

Das Erstaunlichste an dieser Studie ist, dass wir ein Mangroven-Ökosystem untersuchen konnten, das seit mehr als 100.000 Jahren in der Zeit gefangen ist.“  

Das einzigartige Ökosystem ist seit 100.000 Jahren "in der Zeit gefangen." (Süßwasserquelle in Mangrovenwald, Mexiko)
Das einzigartige Ökosystem ist seit 100.000 Jahren "in der Zeit gefangen."

Rückschlüsse auf die Evolution und das Klima 

Ein Wandel der klimatischen Bedingungen und vor allem die Isolation eines kompletten Ökosystems erfordern Anpassungen der Flora und Fauna. An Orten wie diesem Mangrovenwald wird die Evolution quasi augenscheinlich sichtbar. 

Die Forschenden erhoffen sich wichtige Rückschlüsse auf das Klima und die Umweltbedingungen der letzten vergangenen terrestrischen Wärmeperiode ziehen zu können, anhand derer sich wichtige Prognosen für das zukünftige Klima ableiten lassen könnten.  

Die Mangroven von San Pedro warnen vor den dramatischen Auswirkungen, die der Klimawandel auf die Küstenebenen des Golfs von Mexiko haben könnte, wenn wir nicht dringend Maßnahmen ergreifen, um die Emission von Treibhausgasen zu stoppen. 

Pelikane und Möwen sitzen auf Mangroven in Celestun
Steigt der Meeresspiegel durch Klimaeinflüsse, hat das auch Auswirkungen auf die Fauna und Flora der Küstenregion.
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Johannes Postler