Die schlechte Nachricht zuerst: Noch ist es für die alte Normalität zu früh. Die Delta-Variante sorgt dafür, dass die eigentlich gute Lage, in der wir uns befinden, wahrscheinlich nicht stabil ist. Und weil die Variante die bisher ansteckendste ist, sollte man gerade mit körperlicher Nähe noch sehr vorsichtig sein – auch mit Impfung.
Corona-Impfstoffe weniger wirksam bei Virus-Varianten
Alle Impfstoffe schützen zwar sehr gut vor einem schweren Krankheitsverlauf, aber nicht zu 100 Prozent vor einer Infektion. Einer Analyse des israelischen Gesundheitsministeriums zufolge soll der Impfstoff von Biontech zum Beispiel nur zu etwa 64 Prozent vor einer Infektion mit der Delta-Variante schützen.
Wer sich mit dem Virus anstecken kann, der kann es auch weitergeben. Und Umarmungen oder sogar Küsschen erhöhen die Ansteckungswahrscheinlichkeit noch mehr. Deswegen ist immer noch Vorsicht geboten.
Immunschutz hält wohl lange an
Wie lange es noch dauern wird, bis wir alte Freunde wieder ohne schlechtes Gewissen in den Arm nehmen können, kann man aktuell nicht sagen. Klar ist aber: Ewig wird es nicht dauern. Irgendwann werden alle entweder geimpft oder genesen sein. Und es ist unwahrscheinlich, dass eine Variante entsteht, die den Schutz durch die Immunität komplett aushebeln kann – vor einem schweren Krankheitsverlauf werden Immunisierte lange – vielleicht sogar ein Leben lang – geschützt sein.
Wie viel Risiko leisten wir uns für die Nicht-Immunisierten?
Sobald wir an dem Punkt sind, an dem also das Risiko für einen schweren Verlauf für die meisten sehr gering ist, eine Infektion also kein Problem mehr darstellen wird, können wir auch wieder zur alten Normalität zurückkehren. Wie viele Menschen dafür geimpft oder genesen sein müssen, ist aber auch die Frage danach, wie viel Risiko wollen wir uns für die Nicht-Immunisierten leisten? Bisher ungefähr 40 Prozent vollständig Geimpfte und knapp 5 Prozent Genesene (Stand 8. Juli 2021) sind auf jeden Fall noch zu wenig.
Selbstorganisierte Unterstützungsgruppe können sich bei täglichen Aufgaben unterstützen
Bis es soweit ist, kann eine Unterstützungsgruppe – eine sogenannte "Support Bubble" oder "Corona-Blase" – Abhilfe schaffen, solange die aktuellen Maßnahmen das erlauben. Darin schließen sich, selbstorganisiert, mehrere Haushalte zusammen. Sie gehen dann miteinander so um, als wären sie im gleichen Haushalt und unterstützen sich in täglichen Aufgaben gegenseitig, zum Beispiel Einkaufen, Kochen oder Kinderbetreuung. Und natürlich kann man sich auch einfach nur Unterhalten und in den Arm nehmen.
Klare Regeln erforderlich
Wichtig dabei ist, dass sich alle des Risikos bewusst sind. Risiko-Patienten sollten damit natürlich auch vorsichtiger umgehen und keine unnötigen Risiken eingehen. Alle Mitglieder der Blase müssen Rücksicht nehmen und auf die anderen achtgeben. Man sollte gemeinsam Regeln aufstellen, zum Beispiel inwiefern Besuche außerhalb der Gruppe erlaubt sind. Und wer auch nur den leisesten Verdacht hat, infiziert zu sein, sollte sich bis Klarheit herrscht, aus der Gruppe zurückziehen.
Das Konzept der Support Bubble war in Großbritannien während des Lockdowns sehr verbreitet. Es war dort sogar in den Lockdown-Bestimmungen festgeschrieben: Auch die strengsten Lockdown-Regeln erlaubten da noch Treffen von Mitgliedern solcher Support Bubbles untereinander.