Kommentar

Ende der Diskriminierung beim Blutspenden

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Autor/in
Stefan Troendle
Stefan Troendle, Reporter und Redakteur bei SWR Wissen aktuell und SWR Kultur Impuls.
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Elisabeth Theodoropoulos

Bisher hat das Transfusionsgesetz homosexuellen Männern Blutspenden schwer gemacht. Nun wurde es so geändert, dass die sexuelle Orientierung keinen Einfluss auf die Spender*innentauglichkeit hat.

Bisher war die sexuelle Orientierung ausschlaggebend

Schwule sind eine Gefahr. Schwule gehen mit jedem ins Bett, der nicht bei drei auf den Bäumen ist und deswegen kriegen sie alle Aids - so ungefähr dieses Bild hat die bisherige Regelung vermittelt, die besagt hat, dass homosexuelle Männer kein Blut spenden dürfen, beziehungsweise nur dann, wenn sie vier Monate lang ausschließlich mit einem, mit ihrem Partner Sex hatten.

Frauen wurden dafür gefragt, ob sie Sex mit einem bisexuellen Mann hatten. Dazu hätten diese aber im Zweifel erst einmal herauskriegen müssen, ob ihr Partner denn beidseitig orientiert war… Ob der Sex geschützt war, spielte dafür keine Rolle.

Für rein heterosexuelle Männer oder Frauen galt die Regelung auch nicht, ganz egal ob sie bei Prostituierten waren oder jeden Abend eine neue Gute-Nacht-Geschichte im Schlepp hatten.

Schild zeigt in Richtung Blutspende
Bei der bisherigen gesetzlichen Regelung wurde nach sexueller Orientierung entschieden, unabhängig von verantwortungsvoller Verhütung oder nicht.

Daher war das alte Transfusionsgesetz klar diskriminierend und abgesehen davon auch lebensfremd. Entschieden wurde nämlich nach Selbstauskunft. Das ist ungefähr so sinnvoll, wie die Frage auf dem US-Einreiseformular, ob man eventuell vorhat, sich an Terroranschlägen zu beteiligen.

Artikel drei Grundgesetz: Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich

Man könnte jetzt sagen, ist doch egal, es dreht sich um freiwilliges Engagement, dann sollen die eben schummeln oder nicht spenden. Aber genau das ist es - die Teilhabe an der Gesellschaft, in jeder Hinsicht und sei es die, sich für die Gemeinschaft durch eine Blutspende zu engagieren.

In diesem Sinne hat der Bundestag - leider viel zu spät - entschieden, dass die sexuelle Orientierung bei Blutspendern keine Rolle zu spielen hat.

Zukünftig soll individuell in einem Arztgespräch die Spender*innentauglichkeit festgestellt werden

Ja, Männer, die Sex mit Männern haben, sind in Deutschland immer noch die am stärksten von HIV betroffene Gruppe. Für die Sicherheit von Blutspenden spielt das aber eher eine untergeordnete Rolle. Erstens werden alle Konserven getestet, auch wenn bestimmte Antikörper erst mit Verzögerung erfassbar sind. Zweitens: Wie genau die Neuregelung der Bundesärztekammer aussehen wird ist noch nicht klar, nur dass in Sachen Risikobewertung künftig ein Arzt die individuelle Spendetauglichkeit beurteilen soll.

Bei der Blutspende: Frau mit T-Shirt auf dem steht: Schenke Leben, spende Blut!
Alles Blut, dass gespendet wird, wird auch auf Krankheiten getestet. Das war auch schon vor der Gestzesänderung so.

Viel wichtiger aber: Wer freiwillig Blut spendet, will der Gesellschaft helfen und verfügt damit - Stichwort Verantwortung - über ein bestimmtes Sozialverhalten. Ich würde davon ausgehen, dass Menschen, denen es wichtig ist, sich engagieren zu können, über Risikofaktoren und Verhalten Bescheid wissen - vor allem aber, dass sie keinen Schaden anrichten wollen. Daher dürfte so jemand im Fall des Falles wohl einfach einmal nicht zur Blutspende gehen, anstatt irgendwelche Fragebögen auszufüllen.

Ein Stück mehr Normalität für Homosexuelle Männer

Abgesehen davon: Blutspender haben wir in Deutschland viel zu wenige. Auch daher ist es wichtig, dass diese - vor allem moralische - Hürde abgeschafft wird, die Homosexuelle in die Schmuddelecke drängt. Die Punkband Ärzte hat mal gesungen: Manche Männer lieben Männer, manche Frauen lieben Frauen, das ist genauso normal wie Kaugummi kauen. Ein Stück mehr Normalität - hat der Bundestag entschieden. Wurde auch Zeit.

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Elisabeth Theodoropoulos