Astronomie

Kometen: Zwischen Wissenschaft und Aberglaube

Stand
Autor/in
Mark Kleber
Onlinefassung
Martina Janning
Martina Janning, Redaktion SWR Wissen aktuell

Heute fasziniert es die Menschen, wenn ein Komet zu sehen ist. Das war nicht immer so. In früheren Zeiten waren Kometen vor allem eines: Unglücksboten.

Haben Sie auch versucht, den Kometen zu entdecken? Nicht einfach, aber durchaus mit bloßem Auge möglich. Tsuchinshan-Atlas heißt der Komet, der im Nachthimmel zu sehen ist, wenn man Richtung Westen schaut - inzwischen etwas schwächer als noch vor ein paar Tagen.

Kometen faszinieren die Menschen. Dabei sind sie im Grunde nichts anderes als schmutzige kosmische Schneebälle - also ein Gemisch aus Wassereis, Gas, Staub und ein paar anderen Dingen.

Doch es ist noch gar nicht lange her, da war der Anblick eines Kometen für die Menschen nicht mit Faszination, sondern mit purer Angst verbunden. Kometen waren früher für die Menschen vor allem Unglücksboten - in Afrika ebenso wie in China und Europa.

Kometen als Unglücksboten

Für die Volksgruppe der Massai zum Beispiel kündigten Kometen eine Hungersnot an. Und als bei der legendären Schlacht von Hastings im Jahr 1066 der englische König Harold II. gegen Wilhelm, den Eroberer, verlor, gab man die Schuld ebenfalls einem Kometen, der gerade aufgetaucht war.

Später wurde dieser Komet dann nach dem englischen Gelehrten Halley benannt. Noch im 17. Jahrhundert las man in den Vorläufern unserer heutigen Zeitungen über Kometen Sätze wie diesen: "Sie bringen Fieber, Krankheit, Pestilenz und Todt, schwere Zeiten, Mangel und große Hungersnoth."

Der Halleyscher Komet löste Panik aus

Die Wissenschaft grub diesem Aberglauben Stück für Stück den Boden ab. Aber das hinderte die Menschen im Jahre 1910 - also vor gerade einmal gut hundert Jahren - nicht daran, in Panik zu geraten.

Wieder war als Schurke der Halleyscher Komet ausgemacht; die Erde sollte dessen Schweif kreuzen. Ein furchtbarer Gedanke. Denn wenige Jahre zuvor hatte ein Forscher giftige Moleküle im Schweif ausgemacht. Tatsächlich waren es aber so wenige, dass wirklich gar nichts hätte passieren können.

Viele Menschen verstopften trotzdem ihre Fensterritzen mit Lappen. Sogar der Papst soll sich damals gemahnt haben: "Bitte hortet keine Sauerstofflaschen!"

Zwischen Faszination und Aberglauben: Der Halleysche Komet verbreitete 1910 Schrecken, obwohl die Wissenschaft die Kometen mehr und mehr entschlüsselte.
Zwischen Faszination und Aberglauben: Der Halleysche Komet verbreitete 1910 Schrecken, obwohl die Wissenschaft die Kometen mehr und mehr entschlüsselte.

Kometen: Aberglaube bis ins 20. Jahrhundert

Im Jahr 1997 hatte das Erscheinen des Kometen Hale Bob noch dramatischere Folgen: Eine obskure UFO-Sekte in den USA sah den Kometen als himmlisches Zeichen, in eine andere Welt abgeholt zu werden. Das kostete fast 40 Mitglieder das Leben. Denn der Komet war natürlich einfach nur ein schmutziger kosmischer Schneeball.

Heute wissen wir: Kometen verkünden kein Unglück und keinen Weltuntergang. Aber faszinierend bleiben sie für uns noch immer.

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