Überschwemmungen durch Starkregen oder Dürre in Folge der heißen Temperaturen. Die Klimakrise ist längst bei uns angekommen. 3.200 Menschen sind allein in Deutschland in diesem Jahr schätzungsweise durch die heißen Temperaturen gestorben, schätzt das Robert Koch-Institut.
Klimakrise und Artensterben bedingen und begünstigen sich
Und ob Hitze, Starkregen oder Hurricanes – extremeres Wetter im Zuge der Klimakrise bedroht auch unsere Biodiversität. Wir holzen Wälder ab, verschmutzen unsere Luft und vergiften unsere Flüsse und Seen. Pflanzen- Tier- und Insekten sterben, weil ihnen Lebensraum fehlt. Auch für uns Menschen sind die Folgen absehbar: Infektionskrankheiten nehmen zu, unsere Böden beliefern uns weniger zuverlässig mit Obst und Gemüse. Zu betonierte Städte und ein Leben fern der Natur sorgen für Stress, Einsamkeit und Depressionen.
So sieht die Bedrohung für unsere Gesundheit durch die Klimakrise und den Verlust der biologischen Vielfalt aus. Und diese beiden Krisen sind untrennbar miteinander verbunden. Auch das fokussiert der am Donnerstag von mehr als 200 renommierten Magazinen wie "The Lancet" und "The British Medical Journal" veröffentlichte Aufruf an die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Diese solle deshalb beide Krisen zu einem globalen Gesundheitsnotstand ausrufen.
Die Weltgemeinschaft solle möglichst bald alles daran setzen, beide Krisen gemeinsam einzudämmen. Denn – und auch das schreiben die Forschenden in ihrem Aufruf – wenn wir uns nur um die Klimakrise kümmern, zum Beispiel indem wir einen Wald mit einer bestimmten Baumart bepflanzen, bindet das zwar CO2 aus der Luft, kann aber die Artenvielfalt schädigen und damit das Ökosystem anfälliger machen.
Auf Anfrage des SWR, was die WHO selbst von dem Vorschlag aus der Wissenschaft hält, antwortet die Organisation schriftlich:
Die WHO sieht die technischen Kriterien für diese spezielle Alarmstufe nicht erfüllt. Denn die Klimakrise sei bereits seit Jahrzehnten in Gange und demnach eine chronische Krise. Um einen globalen Gesundheitsnotstand auszurufen, müsse ein akutes, ungewöhnliches Auftreten einer Krise vorliegen. Selbst wenn die WHO die Klima- und Naturkrise zum Gesundheitsnotstand ausrufen würde, letztlich kann sie den Mitgliedsländern der Vereinten Nationen (UN) auch unter Alarmstufe keine Vorschriften machen oder gar Maßnahmen auferlegen.
Idee der Forschenden: Vision für alternatives gutes Leben suchen
Aber es kann den politischen und gesellschaftlichen Druck erhöhen, zu handeln - so wie bei der letzten Alarmstufe, die die WHO ausgerufen hatte, der Corona-Pandemie. Und zumindest haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in ihrem Aufruf Ideen, was konkret jetzt zu tun wäre: Die Weltgemeinschaft könnte nach alternativen Visionen einer guten Lebensqualität suchen. Wir müssten dazu umdenken, was Verbrauch und Verschwendung an geht, den Wert unserer Natur neu schätzen lernen, Ungleichheiten abbauen und dabei beständig voneinander lernen. All dies, sagen die Forschenden, würde unserer Gesundheit zugutekommen.