Nitrat fördert das Wachstum von Pflanzen und wird deshalb gerne zum Düngen verwendet - insbesondere für Babys ist es ab einer bestimmten Konzentration aber gesundheitsschädlich.
Auch deshalb gibt es Grenzwerte für die Nitratbelastung im Grundwasser. Die Art und Weise, wie hierzulande diese Belastung ermittelt wurde, brachte Deutschland allerdings Ärger mit der EU-Kommission ein. Die EU-Kommission bemängelt schon seit Jahren, dass Deutschland nicht ausreichend gegen die hohe Nitratbelastung im Grundwasser vorgeht. Außerdem weise Deutschland belastete Gebiete nicht richtig aus.
Um Strafzahlungen zu entgehen, wurden daraufhin in Deutschland die Berechnungsgrundlagen geändert. In Rheinland-Pfalz ist in der Folge zum Jahreswechsel eine neue Landesdüngerverordnung in Kraft getreten.
Neu seit Februar: Auf den Internetseiten des Landes gibt es nun eine Karte, auf der die neuen Messwerte abgelesen werden können. Und siehe da: Der Anteil der nitratbelasteten Flächen in Rheinland-Pfalz ist nach dem neuen Verfahren gestiegen - von 20 auf 28 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche. Doch wie gefährlich ist Nitrat überhaupt? Hier erfahren Sie, was Sie über den Stoff wissen müssen.
Was ist Nitrat?
Wie gelangt es in den Boden?
Was macht Nitrat?
Wo ist die Nitrabelastung hoch?
Muss ich mir Sorgen machen, wenn ich im belasteten Gebiet wohne?
Ist Nitrat gefährlich für die Umwelt?
Woher kommt unser Trinkwasser?
Ab wann ist Nitrat gefährlich für mich?
Wie hat sich die Nitratbelastung in Rheinland-Pfalz entwickelt?
Was ist Nitrat?
Nitrate sind Salze. Sie sind sehr gut in Wasser löslich.
Wie gelangt es in den Boden?
Landwirte nutzen Kalium-, Kalzium-, Natrium- oder Ammoniumnitrat, um ihre Felder zu düngen. Diese Mineraldünger sind als kleine, weiße Kügelchen oder weißes Pulver erhältlich. Wenn Landwirte stattdessen mit Gülle düngen, machen sie sich biologische Prozesse im Boden zunutze mit dem gleichen Ergebnis: Bodenbakterien zersetzen mithilfe von Sauerstoff die Gülle in Nitrat.
Was macht Nitrat?
Nitrat im Boden wird von den Pflanzen über die Wurzeln aufgenommen. Pflanzen benötigen diesen natürlichen Bodenbestandteil als Nährstoff. Sie bilden daraus Eiweiß. Wurzelgemüse wie Rote Bete, Radieschen und Kohlrabi oder Blattgemüse wie Kopfsalat, Feldsalat, Rucola oder Spinat speichern viel Nitrat. Wie viel Nitrat dann in der Pflanze ist, ist neben der Düngung auch von Sonne und Temperatur abhängig.
Wo ist die Nitratbelastung in RLP hoch?
Überall dort, wo Gemüse, Wein und Obst angebaut werden, also rund um Frankenthal und Ludwigshafen, außerdem am Haardtrand (zwischen Neustadt an der Weinstraße und Landau) sowie in der Rheinhessischen Rheinniederung (zwischen Mainz und Bingen). Weitere Schwerpunkte: Das rheinhessische Plateau und die südliche Vorderpfalz (entlang des Rheins), das untere Nahetal, das Moseltal, Teile des Bitburger Landes und des Pellenzer Feldes (beide in der Eifel) und das Maifeld südwestlich von Koblenz sowie das Neuwieder Becken (zwischen Koblenz und Andernach). Letztere haben aber bei weitem nicht die Werte, die in den Gemüseanbaugebieten der Vorderpfalz vorliegen.
Muss ich mir Sorgen machen, wenn ich im belasteten Gebiet wohne?
Das Umweltministerium in Rheinland-Pfalz gibt an, dass sich niemand im Land Sorgen machen muss. Wenn im Rohwasser, also dem Wasser, das zum Trinken aufbereitet wird, zu hohe Nitratwerte gemessen werden, greifen die Versorger ein. Dann wird entweder belastetes Wasser mit unbelastetem vermischt, oder es werden einzelne belastete Quellen stillgelegt, oder das Nitrat über technische Anlagen entfernt. Je nach Maßnahme kann das teuer werden. Die Kosten dafür legen die Wasserwerke letztlich auf die Verbraucher um. In Deutschland gilt ein Schwellenwert von 50 Milligramm Nitrat pro Liter Grundwasser.
Ist Nitrat gefährlich für die Umwelt?
Wenn hohe Nitratwerte in höheren Grundwasserschichten gemessen werden, kann das für Gewässer Folgen haben, die sich daraus speisen: Sie können eutrophieren. Das bedeutet, durch das Nitrat wird der See oder das langsam fließende Gewässer mit Nährstoffen angereichert. Algen und Phytoplankton wachsen. Dadurch nimmt der Sauerstoffgehalt ab, den die Fische und andere Lebewesen im Gewässer brauchen. Stephan Sauer, Leiter des Referats "Hydrologischer Dienst des Grundwassers, Grundwasserbeschaffenheit" beim Landesamt für Umwelt, gibt zu bedenken: Mit dem Klimawandel kann sich die Nitratbelastung nicht nur in niederschlagsarmen Gebieten wie Rheinhessen verschärfen. Denn eine geringere Grundwasserneubildung führt durch "Aufkonzentration" zu höheren Nitratgehalten im Grundwasser.
Woher kommt unser Trinkwasser?
Trinken, Kochen, Zubereiten von Speisen und Getränken, Abwasch von Tellern und Geschirr, Körperpflege - für das alles verwenden wir Trinkwasser. Das ist in der europäischen Trinkwasserrichtlinie (98/83/EG) und der deutschen Trinkwasserverordnung genau definiert.
Unser Trinkwasser kommt entweder aus dem Grund - oder aus einem Oberflächenwasser. Das Grundwasser bildet sich überwiegend aus Regenwasser, das durch den Boden bis in den Grundwasserbereich sickert. Laut Angaben des Umweltbundesamtes speist sich die deutsche Trinkwasserversorgung zu fast 70 Prozent aus Grund- und Quellwasser, zu 30 Prozent aus Oberflächengewässern wie zum Beispiel See- und Talsperren. Im Oberrheingraben zum Beispiel wird das Trinkwasser aus tieferen Grundwasserschichten genommen.
Ab wann ist Nitrat gefährlich für mich?
Für einen erwachsenen Menschen ist Nitrat an sich unbedenklich. Allerdings kann Nitrat im Körper zu gesundheitsschädlichen Nitriten und Nitrosaminen abgebaut werden. Der Blutfarbstoff Hämoglobin kann von Nitrit zu Methämoglobin oxidiert werden. Für Erwachsene ist das kein Problem, sie können durch ein Enzym das Methämoglobin wieder in Hämoglobin umwandeln - Säuglinge und Kinder sind dazu allerdings noch nicht in der Lage. Ihnen würde dann das Hämoglobin fehlen, das für den Sauerstofftransport im Blut zuständig ist: Dem Gewebe fehlt also der Sauerstoff. Im schlimmsten Fall kann das zum Tode führen.
Wie hat sich die Nitratbelastung in RLP entwickelt?
Es lässt sich kein genereller Trend feststellen. Aber grundsätzlich ist die Nitratbelastung des Grundwassers nach wie vor hoch. In Rheinland-Pfalz weisen rund 20 Prozent der Grundwassermessstellen, die landwirtschaftlich beeinflusst sind und einen Nitratgehalt von mehr als 25 mg/l aufweisen, einen steigenden Trend auf und ebenso rund 20 Prozent einen fallenden Trend. Der Rest ist gleichbleibend.
In der Vorderpfalz ist die Nitratbelastung des Grundwassers auf den intensiven Gemüseanbau zurückzuführen. Auch der Weinanbau führte in der Vergangenheit zu hohen Nitratgehalten im Boden. Heute ist das nicht mehr der Fall. Allerdings kann das Nitrat noch lange im Boden und im Untergrund verbleiben, bis dieses im Grundwasser gemessen wird.
Mehr Messtellen geplant
Derzeit berücksichtigen die Behörden in Rheinland-Pfalz 341 Grundwassermessstellen. Doch sie müssen nachrüsten, um die Messung in der Fläche noch genauer erfassen zu können: Bis Ende 2024 soll das Messnetz aus rund 560 Stellen bestehen. Das Messnetz in Rheinland-Pfalz ist in den 80er Jahren aufgebaut worden. Neben Nitrat werden damit auch andere Stoffe im Wasser gemessen wie Arsen, Blei oder organische Fluorverbindungen.