Die Entscheidung, wann der richtige Zeitpunkt für Nachwuchs ist, kann kompliziert sein. Soziale und wirtschaftliche Faktoren spielen da mit rein, aber natürlich auch die Frage nach dem richtigen Partner und wie lange es biologisch überhaupt möglich ist, Kinder zu bekommen.
Und Corona? Die Krise stellt fast alle Aspekte des Lebens auf den Kopf – wie steht es da mit der Familienplanung? Das wollte die Forschungsgruppe um Elisabetta Micelli von der Universität Florenz herausfinden.
Untersuchung zeigt hemmenden Effekt
Ende März, also in der dritten Woche des Lockdowns in Italien, haben die Wissenschaftler dort fast 1500 Online-Interviews geführt. Dabei haben sie Erwachsene zwischen 18 und 46 Jahren, die seit mindestens einem Jahr in einer festen Beziehung waren, befragt: Zu ihrer aktuellen finanziellen und emotionalen Situation und eben, ob sich ihre Nachwuchsplanung in der letzten Zeit verändert hat.
Und die Ergebnisse zeigen, dass die Corona-Krise durchaus einen Effekt auf den Kinderwunsch der Befragten hatte – allerdings eher einen hemmenden.
Etwa 20 Prozent der Befragten hatten vor Corona den Plan, bald ein Kind zu bekommen. Doch mehr als ein Drittel von ihnen gab diese Idee in der Krise wieder auf. Als Gründe nannten viele die Angst vor der wirtschaftlichen Unsicherheit und dass die Krankheit sich negativ auf die Schwangerschaft auswirken könnte.
Manche Menschen entwickeln im Lockdown jedoch Kinderwunsch
Andersherum gab es zwar durchaus auch Menschen, die im Lockdown einen neuen Kinderwunsch entwickelt haben. Als Gründe äußerten sie vor allem den Wunsch nach Veränderung und das Bedürfnis nach etwas Positivem in ihrem Leben. Doch nur 4 Prozent von ihnen ging das Projekt Baby dann auch wirklich an.
Die Autoren der Studie gehen davon aus, dass die Angst vor der wirtschaftlichen Unsicherheit auch hier eine Rolle spielt. Sie hält die Paare davon ab, ihrem neu entwickelten Kinderwunsch nachzugehen.
Geburtenrate wird Antworten liefern
Frühere Epidemien und Naturkatastrophen, bei denen viele Menschen starben, hatten laut den Forschern ebenfalls einen Einfluss auf die Geburtenrate. Häufig gingen die Geburten dadurch nämlich erst einmal zurück, stiegen danach aber wieder auf einen höheren Wert als vor der Krise.
Welchen Einfluss die Corona-Pandemie auf die Familienplanung haben wird und ob die Ergebnisse der italienischen Forscher wirklich repräsentativ waren, das lässt sich dann in den nächsten Monaten und Jahren gut beobachten – anhand der Geburtenrate.