Welt-Aids-Tag

HIV trotz Fortschritten immer noch ein Problem

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Autor/in
Ulrike Till
Portraitbild von Ulrike Till, Reporterin und Redakteurin SWR Wissen aktuell.
Onlinefassung
Ralf Kölbel
Ralf Kölbel, Online-Redakteur bei SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei Redakteur bei SWR Kultur DAS Wissen.

Rund 39 Millionen Menschen weltweit sind mit dem HI-Virus infiziert. Die Zahl der Neuansteckungen ist zwar leicht gesunken – aber viel weniger als in den Vorjahren.

2022 haben sich global immer noch rund 1,3 Millionen Menschen neu mit HIV angesteckt. In Deutschland sind die Zahlen im internationalen Vergleich sehr niedrig, aber es gibt auch bedenkliche Entwicklungen. Am 1. Dezember ist Welt-Aids-Tag - Ulrike Till aus der SWR Wissenschaftsredaktion mit einem Überblick zur Lage bei uns:

Zahl der HIV-Neuinfektionen bei Heterosexuellen und Drogenabhängigen steigt

Vergangenes Jahr haben sich laut Robert Koch-Institut rund 1.900 Menschen in Deutschland neu mit dem Aidserreger infiziert – das ist wie schon in den Jahren zuvor eine erfreulich niedrige Gesamtzahl. Dennoch gibt es Grund zur Sorge: Bei Heterosexuellen und bei Menschen, die Drogen spritzen, sind die Zahlen angestiegen.

Insgesamt sind nur noch etwas mehr als die Hälfte der Neuinfizierten Männer, die Sex mit Männern haben. 27 Prozent der Ansteckungen sind bei heterosexuellen Kontakten passiert und etwa jeder fünfte hat sich beim Spritzen von Drogen angesteckt.

Prophylaxe kann Ansteckung mit dem HI-Virus verhindern

Immer mehr Menschen mit besonders hohem Ansteckungsrisiko nutzen inzwischen die sogenannte Präexpositionsprophylaxe, kurz PrEP. Das sind Medikamente, die vor dem HI-Virus schützen, wenn man sie täglich schluckt. Rund 39.000 Menschen nehmen diese Mittel in Deutschland ein. Allerdings sind es bisher fast ausschließlich homo- und bisexuelle Männer.

PrEP nehmen HIV-negative Menschen ein, um sich vor einer Ansteckung mit HIV zu schützen.
Das PrEP-Mediakement besteht aus den zwei Wirkstoffen Tenofovir und Emtricitabin. Sie verhindern, dass sich die HI-Viren vermehren können.

Zu wenig Aids-Prophylaxe bei Prostituierten und Drogenabhängigen

Bei anderen Gruppen kommen die vorbeugenden Medikamente viel zu selten zum Einsatz, kritisiert das Robert Koch-Institut: zum Beispiel bei Prostituierten, Drogenabhängigen oder besonders gefährdeten Migrantinnen und Migranten. Die RKI-Fachleute fordern hier mehr Aufklärung. Außerdem fehlten Testangebote auf dem Land – bisher seien HIV-Tests nur in Großstädten leicht zugänglich.

Zahl anderer sexuell ansteckender Krankheiten steigt

Bedenklich ist aus Sicht des RKI auch die Entwicklung bei anderen sexuell übertragbaren Krankheiten: Vor allem die Syphilis ist weiter auf dem Vormarsch. Vergangenes Jahr wurden in Deutschland rund 8.300 Fälle registriert. Kondome bieten sicheren Schutz vor Syphilis – allerdings neigen gerade Männer, die wegen ihres hohen Aidsrisikos vorbeugend PreP-Medikamente schlucken dazu, auf Kondome zu verzichten.

Weitere Hintergründe zum HI-Virus in folgendem Artikel:

Medizingeschichte HIV und Aids – Geschichte einer Pandemie

Für viele beginnt die Geschichte von AIDS Anfang der 1980er-Jahre. Tatsächlich ist das HI-Virus wahrscheinlich schon 100 Jahre alt. Und seine Geschichte ist noch nicht zu Ende erzählt.

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