In Rheinland-Pfalz steigt die Zahl der Grippefälle bereits seit August an – viel früher als sonst. Und mit dem praktischen Ausbleiben der Grippewelle letztes Jahr befürchten Hausärzte dieses Jahr eine umso stärkere Welle und raten deshalb den Risikogruppen, sich impfen zu lassen. Aber was sind das eigentlich für Impfstoffe, die da zum Einsatz kommen?
Virusstämme weltweit werden zur Vorhersage und Entwicklung von Impfstoffen genutzt
In Laboren auf der ganzen Welt wird ständig untersucht, welche Grippeviren gerade im Umlauf sind. Diese Daten werden dann an die Weltgesundheitsorganisation WHO geschickt. Diese trifft ungefähr im Februar eine Vorhersage, welche vier Virusstämme bei der nächsten Grippesaison auf der Nordhalbkugel wahrscheinlich am dominantesten werden. So haben die Impfstoffhersteller Zeit, ihre Impfstoffe entsprechend anzupassen – zugelassen sind diese in der Regel bereits, zum Teil schon seit Jahrzehnten.
Grippeimpfstoffe basieren auf seit Jahrzehnten bewährten Verfahren
In Deutschland wird mittlerweile die gleichzeitige Impfung gegen alle vier Stämme von der Ständigen Impfkommission empfohlen und auch von den Krankenkassen übernommen. Die aktuell verwendeten Impfstoffe basieren alle auf lange bekannten Technologien, entweder mit abgetöteten oder abgeschwächten Viren – mRNA- oder Vektorimpfstoffe gegen die Grippe gibt es noch nicht.
Wirksamkeit der Grippeschutzimpfstoffe lässt sich nur schwer vorhersagen
Weil deshalb nicht jedes Jahr aufs Neue aufwändige Zulassungsstudien gemacht werden müssen, ist es auch schwer, die Wirksamkeit der Impfstoffe abzuschätzen. Diese basiert hauptsächlich darauf, wie gut die Vorhersage der WHO ist. Das Robert Koch-Institut gab in der Vergangenheit die Wirksamkeit der Impfstoffe mit ungefähr 40 bis 60% an, bei Kindern und Jugendlichen lag sie teilweise bei bis zu 75 Prozent. Allerdings könne sie in einzelnen Jahren auch geringer ausfallen.
Da die letzte Grippesaison praktisch ausgefallen ist, und deshalb Anfang des Jahres kaum Daten verfügbar waren, ist es gut möglich, dass die Impfstoffe dieses Jahr deutlich weniger wirksam sind als in den Jahren davor.
Impfempfehlung hauptsächlich für Risikogruppen
Empfohlen wird die Grippeimpfung auch dieses Jahr von der Ständigen Impfkommission hauptsächlich für die Risikogruppen – Ältere, Kinder, Vorerkrankte und bestimmte gefährdete Berufsgruppen wie Pflegekräfte. Der Vorsitzende der Stiko Thomas Mertens hält es für unbedenklich, gleichzeitig gegen die Grippe und Corona zu impfen. Den vorliegenden Daten zufolge sei dies kein Problem.
Vor der Pandemie haben sich jährlich etwa 15 bis 20 Millionen Menschen in Deutschland gegen die Grippe impfen lassen. Letztes Jahr waren es ungefähr 25 Millionen. Das in Deutschland für die Prüfung der Impfstoffe zuständige Paul Ehrlich-Institut hat bisher für die kommende Grippesaison ungefähr 14 Millionen Dosen freigegeben – ungefähr so viele wie zur gleichen Zeit im letzten Jahr.
Gibt es jetzt schon eine kombinierte Impfung gegen Grippe und Covid 19?
Einige Impfstoffentwickler, wie beispielweise Moderna, arbeiten an der Entwicklung solcher Kombimpfstoffe, sind aber noch ganz am Anfang. Der US-amerikanische Impfstoffhersteller Novavax ist da schon ein wenig weiter, allerdings ist dessen Covid-19-Impfstoff bislang noch nicht zugelassen.
Der US-Hersteller setzt auf einen herkömmlichen Protein-Impfstoff. Diese Art der Protein-Impfstoffe kommt bereits bei Grippeimpfungen zum Einsatz. Novavax hofft auf eine Zulassung im vierten Quartal diesen Jahres. Aber das wird knapp. Also in dieser Saison gilt nochmal ganz schnöde: Die Grippeschutzimpfung und die Covid 19-Impfung müssen erstmal einzeln gemacht werden.
In diesem Jahr könnte es wieder mehr Grippefälle geben
Und was alle anderen betrifft – da wir im letzten Jahr durch die Masken und die ganzen Kontaktbeschränkungen eine sehr milde Grippesaison hatten, vermuten viele Experten, dass in diesem Herbst und Winter wieder mehr Menschen an Grippe erkranken könnten. Deshalb lohnt es sich vermutlich schon, sich den schützenden Pieks zu holen. Im Zweifel sollte man sich bei seiner Hausärztin oder seinem Hausarzt dazu beraten lassen.
Schützt der Grippeschutzimpfstoff allein auch schon ein bisschen gegen eine Corona-Erkrankung?
Es gibt einige Studien dazu, die vermuten lassen, dass Grippeimpfungen auch einen gewissen Schutz gegen eine Coronainfektion bieten, aber letztendlich bewiesen werden konnte das nicht. Bekannt ist, dass Impfungen ganz generell das angeborene Immunsystem aktivieren. Und wenn das Immunsystem schon in Abwehrhaltung ist, dann haben es auch andere Erreger schwerer, den Körper anzugreifen. Aber diese Effekte wirken – wenn überhaupt – nur kurze Zeit, maximal einige Tage. Also da sollte man nicht drauf setzen.