Sommerzeit ist Grillzeit, nicht nur im Park und auf der heimischen Terrasse, sondern auch in Restaurants oder Imbissen mit Holzkohlegrill. Deren Zahl ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. In Mannheim etwa konkurrieren rund zwei Dutzend Grillrestaurants rund um den Marktplatz.
Keine Vorschriften für gewerbliche Holzkohlegrills
In Stuttgart, Köln oder Berlin sieht es in manchen Stadtvierteln ähnlich aus. Das Problem: Für gewerbliche Holzkohlegrills gibt es kaum Vorschriften, sie fallen nicht unter das Bundes-Immissionsschutzgesetz, sind eine rechtliche Grauzone.
Daher gibt es immer wieder großen Ärger: Bei einer bundesweiten Umfrage meldeten über 180 Kommunen Beschwerden wegen Grillrauchs aus Kebap-Läden, Grill-Imbissen und Grill-Restaurants. Doch niemand weiß bis jetzt, was wirklich drin ist im Grillrauch, wie schädlich er wirklich ist und wie man das Rauchproblem in den Griff bekommen kann. Am Stuttgarter Fraunhofer-Institut für Bauphysik wollen Wissenschaftler durch ihre Forschung nun Grillgenuss und Umweltschutz miteinander versöhnen – und werfen dafür ihren Versuchsgrill an.
Grauzone Holzkohlgrills
Am Anfang stehen frisch zubereitete Kebap-Spieße. Die kommen am Stuttgarter Fraunhofer-Institut für Bauphysik nach dem Wiegen auf den Forschungsgrill. Im Auftrag des Umweltbundesamtes sollen die Fraunhofer-Forscher herauszufinden, welche Schadstoffe in welchen Mengen beim Grillen auf Holzkohle entstehen. Bislang weiß das niemand, daher gibt es auch keine gesetzliche Regelung.
Feinstaub aus den Restaurant-Grill
Die Probleme entstehen vor allem, wenn auf dem Grill Fett und Marinade des Grillguts verbrennen. Zum Forschungsgrill gehört eine meterhohe Konstruktion aus Sensoren, Abgasfiltern und Abluftanlagen. Die werden nach dem Angrillen erst einmal visuell überprüft: Zieht der Grillrauch ab? Ja, das tut er.
Und dann kommen immer wieder, nach genauem Plan, neue Spieße auf den Holzkohle-Grill. Während es unten brutzelt, werden oben die Feinstaub-Filter gewechselt. Die ersten Messungen zeigen eine erschreckend hohe Menge. Ein durchschnittlicher Restaurant-Grill produziert demnach, hochgerechnet auf ein Jahr, 3- bis 400 Mal mehr Feinstaub als ein normaler Holzkamin.
Experten fordern Filter für gewerbliche Holzkohlegrills
Neben den hohen Feinstaubmengen messen die Wissenschaftler im Grillrauch noch viele andere, teilweise krebserregende Stoffe. Diese Daten sollen nun helfen, endlich Richtlinien für Holzkohlegrills festzulegen.
„Grillen für die Wissenschaft“
Damit gewerbliche Holzkohlegrills ihren Platz in der „Bundes-Immissionsschutzverordnung“ finden, werden sie in Stuttgart noch bis Ende August „Grillen für die Wissenschaft“. In dieser Zeit, so sagen die Grillforscher, ist ihr Institut auf jeden Fall so beliebt wie noch nie zuvor.
Denn nach dem „Grillen“ heißt es: „Essen“, nach der Wissenschaft folgt der Genuss und für alle das gute Gefühl, sich für ihre wichtige Forschungsarbeit auch ein wenig belohnen zu dürfen.