Bei Glatteis müssen viele Kliniken ihre OP-Tages- und Notfallprogramme anpassen und zusätzliche OP-Säle öffnen, damit die Notfallteams den erhöhten Anfall an akuten Verletzungen infolge von Stürzen versorgen können.
Der Präsident der deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie Ulrich Stöckle erklärt: "An Glatteis-Tagen operieren wir rund um die Uhr. Bei Brüchen an Armen und Beinen können wir schnell und gut helfen."
So vermeidet man bei einem Sturz kritische Verletzungen
Anders sieht es bei Verletzungen von Kopf, Becken und Hüften aus. Die deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie DGOU rät, mit der richtigen Sturztechnik kritische Körperteile wie den Kopf zu schützen. Das funktioniert am besten, wenn man beim Fallen die Sturzenergie auf andere Körperteile wie zum Beispiel die Hände umleitet. Deshalb einer der Tipps: Bei Glatteis, Hände aus den Taschen.
Zudem sollten wir auf alle Fälle vermeiden, auf den Hinterkopf zu fallen. Deshalb ist es schlau, bei Glatteis so zu gehen wie ein Pinguin. Beim Pinguin-Gang bewegt man sich sehr langsam und schiebt sich mit kleinen Schritten auf ganzer Sohle über den Boden. Dabei sollten wir uns leicht nach vorne neigen.
Pinguin-Gang bei Glatteis gibt mehr Sicherheit
Das sorgt für mehr Stabilität. Damit sinkt die Gefahr, auf spiegelglattem Untergrund das Gleichgewicht zu verlieren und zu stürzen. Und wenn es doch zu einem Sturz kommen, kann durch die leicht nach vorn gebeugte Haltung reflexartiger nach vorne gefallen werden. Dabei können wir uns dann im Idealfall mit den Händen abfangen oder seitlich abrollen.
Beim Sturz auf Glatteis ist es außerdem wichtig, den Körper bewusst zu entspannen und die Sturzenergie auf eine möglichst große Fläche zu verteilen. Das richtige Fallen oder Stürzen kann und sollte am besten schon mit Kindern trainiert werden, empfiehlt die Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie – damit im Notfall die Reflexe richtig einsetzen.
Außerdem raten die Expertinnen und Experten, das Fahrrad stehen zu lassen, denn die Räder rutschen beim Bremsen auf Schnee und bei Glätte schnell zur Seite weg. Das bedeutet eine hohe Unfallgefahr. Besser ist es, bei Glatteis Halt zu suchen und sich beispielsweise an einer Hauswand oder einem Geländer entlang zu tasten.
Gerade gangunsichere Menschen sollten bei Glatteis zu Hause bleiben
Und schließlich gilt für gangunsichere ältere Menschen: Keine unnötigen Gefahren eingehen und bei Glätte möglichst zu Hause bleiben. Denn gerade für sie kann ein Sturz auf den Kopf oder die Hüfte sehr gefährlich werden – es drohen schwere Verletzungen wie Blutungen im Gehirn, ein Schädel-Hirn-Trauma oder ein Oberschenkelbruch.
Die Zahl der Schwerverletzten durch Stürze steigt gerade bei den über 70-Jährigen in den Wintermonaten stark an. Experten sehen einen unmittelbaren Zusammenhang zu den jährlichen Glatteisunfällen.