Der „Minervarya charlesdarwini“ erbte seinen Namen von Charles Darwin, dem Begründer eines der wichtigsten Prinzipien der Biologie – der Evolutionstheorie. Doch nicht nur sein Name ist bemerkenswert. Eine internationale Forschungsgruppe fand nun heraus: Der Charles Darwin Frosch hat ein besonderes Fortpflanzungsverhalten.
Kuriose Fortpflanzung der Frösche schützt vor Konkurrenz
In der Beobachtungsstudie eines Forschungsteams aus den USA und Indien wurden drei Jahre lang Daten gesammelt. In insgesamt 55 Monsun-Nächten konnten sie so neue Erkenntnisse über die Lebensweise der kleinen Frosch-Spezies dokumentieren. Im Zuge dieser Untersuchung ist es zum ersten Mal gelungen, den Fortpflanzungsakt des Charles Darwin Froschs zu studieren.
Es zeigt sich, dass die auf den indischen Andamanen-Inseln heimische Froschart zur Fortpflanzung mit Wasser befüllte Baumhöhlen bevorzugt. Wohl um sich dort vor den Mitbewerbern zu retten, klettert das Froschpaar während des Fortpflanzungsakts die Wand der Höhle nach oben. Das Männchen sitzt dabei auf dem Rücken des kletternden Weibchens und wehrt die anderen Männchen ab. An der Wand drehen sich beide mit dem Kopf nach unten, sodass sie so kopfüber an der Wand laichen können.
Eifersüchtige Frosch-Männchen wollen den Akt stören
Diesem Paarungsverhalten geht ein stark ausgeprägtes Konkurrenzstreben unter fortpflanzungsbereiten Männchen voraus. Wenn sich ein Froschpärchen gefunden hat, versuchen männliche Artgenossen, den Akt zu stören, um die Gunst des Weibchens zu gewinnen. Dafür versuchen sie etwa den Kopf zwischen Männchen und Weibchen zu schieben, um sie voneinander zu trennen.
Das auf dem Rücken des Weibchens sitzende Männchen versucht währenddessen die Konkurrenten durch aggressives Treten abzuhalten, während das Weibchen die Wand der Höhle hinauf klettert und sich dort dann dreht. Mit dem Kopf zum Boden und den Laich-Organen nach oben gerichtet, sei das Froschpaar dann bestmöglich vor Störungen geschützt, vermutet das Forschungsteam.
Dieses Durchsetzungsvermögen wäre ganz im Sinne Darwins. Denn der evolutionäre Beitrag zum Fortbestand der Spezies ist seiner Theorie zufolge erst dann geleistet, wenn das eigene Erbgut erfolgreich weitergegeben wurde.
Charles Darwin Frosch erzeugt komplexe Balzrufe
Die kleine Frosch-Spezies weist noch weitere Auffälligkeiten auf. Die Männchen sind in der Lage, komplexe Balzrufe zu erzeugen, mit denen sie die Gunst eines Weibchen für sich gewinnen wollen. Hinzu kommt ein aggressiver Ruf, um weitere Bewerber einzuschüchtern. Eine erste Maßnahme, bevor es zum Kampf um das Weibchen kommt.
Die bedrohte Art laicht auch in Müll
Während ihrer Forschungsarbeit konnte das Team allerdings auch beunruhigende Verhaltensweisen dokumentieren. Der Charles Darwin Frosch suchte sich teilweise sehr ungewöhnliche Brutstätten: Neben mit Wasser gefüllten Plastiktüten wählten einige Frösche auch alte Konserven oder Plastikflaschen zum Laichen.
Das Team vermutet, dass diese Frösche durch die steigende Dominanz des Menschen in der Region und die daraus folgende Knappheit an geeigneten Laich-Plätzen zu solchen Alternativen getrieben werden. Ohne geeigneten Schutz wäre der Fortbestand der Art mittelfristig in Gefahr.
Auf der roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN gilt der Charles Darwin Frosch bereits jetzt als gefährdet. Insofern verdeutlichen die Ergebnisse dieser neuen Studie die Dringlichkeit für den Schutz einer besonderen Spezies und dessen Lebensraum.