Für wen empfiehlt die STIKO die an die Omikron-Varianten BA.1 und BA.4/5 angepassten Impfstoffe?
Die neuen variantenangepassten Impfstoffe sind vor allem sinnvoll für Menschen, die nun eine Auffrischungsimpfung, also umgangssprachlich einen "Booster" benötigen. Sie verbreitern die Immunantwort noch etwas mehr als die bisherigen Impfstoffe und sind daher für alle Altersgruppen ab 12 Jahren einsetzbar.
Allerdings gilt das nicht als Aufforderung, dass sich nun jeder mit den angepassten Impfstoffen impfen lassen soll. Denn alle bisher in Deutschland zugelassenen Impfstoffe schützen vor schwerer Krankheit und Tod durch Corona in allen bisher bekannten Varianten.
Alle bisher zugelassenen und empfohlenen Covid- Impfstoffe und auch die neuen schützen aber nicht vor einer Infektion oder einer Erkrankung mit mildem Verlauf. Jörg Meerpohl, ebenfalls STIKO-Mitglied betont: Ein immungesunder Mensch unter 60 Jahren, der dreimal geimpft ist, braucht jetzt keine Auffrischung der Impfstoffe. Und Ältere, die bereits viermal geimpft sind, seien ebenfalls ausreichend geschützt. Eine weitere Auffrischung empfiehlt sich nur für Menschen, deren Immunsystem supprimiert wird und für Hochbetagte.
Wovor schützt der neue angepasste Impfstoff ?
Der neue – an die aktuell grassierenden Varianten BA4 und BA5 von Omikron angepasste Impfstoff von Biontech ist ein bivalenter Impfstoff. Das heißt, er ist zur einen Hälfe auf den Wildtyp des Coronavirus zugeschnitten. Die andere Hälfte des Impfstoffs ist an den Omikron-Subtyp BA4/5 angepasst. Der neue Impfstoff besteht also zu 50 Prozent aus dem "alten" Impfstoff, damit er auch vor der Ursprungs-Corona-Variante und ihrer möglicherweise nochmal auftauchenden Mutationen Alpha- und Delta schützt.
Die an die Omikron-Varianten angepassten Impfstoffe sollen die Immunantwort des Einzelnen nun eben etwas stärker ausdehnen und die Abwehr gegen genau diese Omikron-Varianten stärken. Aber auch die angepassten Impfstoffe schützen nicht oder nur in geringerem Maß vor einer Ansteckung oder einem milden Verlauf der Krankheit. Genaue Prozentangaben zur Wirksamkeit der auf Omikron angepassten Impfstoffe gibt es bisher nicht.
Wie geht es weiter? Werden immer neue angepasste Impfstoffe kommen?
Das ist möglich und auch wahrscheinlich. Ähnlich wie die Grippeimpfstoffe, die jedes Jahr auf die dann grassierenden Stämme neu angepasst werden, kann es auch bei Covid zu möglicherweise jährlich angepassten neuen Impfstoffe kommen. Diese Entwicklung ist sehr wahrscheinlich, denn wir werden mit dem Virus leben – nach Meinung der Experten wird es nicht mehr verschwinden.
Und alle drücken die Daumen, dass das Virus weiter in dieser Richtung mutiert, die Omikron eingeschlagen hat – also ein leichterer Verlauf der Krankheit – allerdings bei hoher Ansteckungsgefahr. Denn dann könnten wir damit umgehen und die möglicherweise jährlichen Auffrischungs-Impfungen vor allem für Risikogruppen empfehlen.
Anders als bei den ersten Impfstoffen gegen Covid gibt es sehr wenig Daten zu den neuen angepassten Impfstoffen – das haben einige STIKO-Mitglieder im Vorfeld kritisiert – sind diese neuen Impfstoffe nun unsicherer?
Die Experten sagen nein. Sie gehen davon aus, dass auch die neuen an die Varianten angepassten Impfstoffe sicher sind – so sicher wie der „alte“ Impfstoff. Die europäische Arzneimittelbehörde EMA erklärt, sie gehe davon aus, dass der neue Impfstoff vergleichbar sicher ist wie der an BA.1 angepasste Booster und der ursprüngliche Biontech/Pfizer-Impfstoff, zu dem es große Datenmengen gebe.
Das Unternehmen Biontech hat erklärt, dass bis auf die Ergänzung der mRNA-Sequenz des Spike-Proteins von BA.4/BA.5 alle anderen Bestandteile des Impfstoffs unverändert geblieben seien. Nun zeigten sich Mitglieder der Stiko zwar nicht erfreut, dass für diese Impfstoff-Weiterentwicklung bisher nur Daten aus Versuchen mit Mäusen vorliegen.
„Das ist nicht befriedigend“, sagte Christian Bogdan, Mikrobiologe und Mitglied der STIKO.
Andererseits, so Bogdan im SMC-Briefing, haben wir mittlerweile eine umfangreiche Erfahrung mit den mRNA-Impfstoffen – derzeit sind bereits über 2 Milliarden Dosen weltweit verimpft – und können uns darauf verlassen. So würden eben auch die jährlich neu angepassten Grippeimpfstoffe getestet. Auch hier gebe es keine umfassenden klinischen Studien mehr, da der Kern des Impfstoffes unangetastet bleibt.