Politik und Wissenschaftler diskutieren die beste Exit-Strategie.
Forscher der renommierten US-amerikanischen Harvard-Universität haben in einer aktuellen Simulations--Studie den weiteren Verlauf der Corona-Pandemie nachgestellt. Die nicht gerade Mut machenden Ergebnisse wurden jetzt im Wissenschaftsmagazin „Science“. veröffentlicht.
Düstere Prognose: Soziale Distanzierung bis 2022
Wer den Kollaps der Gesundheitssysteme vermeiden will, muss mit sozialer Distanzierung bis zum Jahr 2022 rechnen – es sei denn, es wird vorher ein Impfstoff oder ein wirksames Heilmittel entwickelt. Das sagen die Forscher allen Ländern in gemäßigten Klimazonen voraus, die Hochrechnungen betreffen also rund 60 Prozent der Weltbevölkerung.
Für ihre Simulation haben die Wissenschaftler verschiedene Corona-Szenarien für die nächsten fünf Jahre durchgespielt. Ein ernüchterndes Ergebnis: Nur eine einzige Phase intensiver Kontaktbeschränkungen könnte zu wenig sein – wenn die Maßnahmen plötzlich komplett aufgehoben werden, würde das den Berechnungen zufolge zu einem steilen Anstieg der Fälle führen. Wenn das zur Grippesaison im Herbst oder Winter passiert, wären die Folgen fatal.
Lange Phasen sozialer DIstanz auch keine Lösung
Aber auch langanhaltende sehr strikte Distanzregeln sind in der Simulation keine Lösung: dann kann sich die nötige „Herdenimmunität“ der Bevölkerung nicht entwickeln. Die Harvard-Forscher skizzieren deshalb einen dritten Weg: Phasen von strengen Einschränkungen wechseln sich mit Lockerungsphasen unter gründlicher Beobachtung ab.
Erneute Ausbrüche der Pandemie bei Lockerungen möglich
Die Wissenschaftler betonen, das sei nicht ihr Wunsch-Szenario, denn die sozialen und ökonomischen Belastungen wären auch bei dieser Variante immens. Sie warnen, dass selbst Länder wie China, wo das Virus derzeit unter Kontrolle scheint, mit erneuten Ausbrüchen rechnen müssten.
Es gibt noch viele unbekannte Faktoren
Die Forscher weisen allerdings selbst auf mögliche Schwachpunkte ihrer Berechnungen hin: zum einen gehen sie davon aus, dass das neue Sars-Coronavirus sich ähnlich verhält wie verwandte Corona-Viren – andere Fachleute betonen, der neue Erreger sei sehr viel aggressiver. Zum anderen fehlen wichtige Daten: Noch weiß niemand, wie schnell die Bevölkerung immun wird und wie lange die Immunität anhält.
Experten sehen Impfstoff als einzige Lösung
Deshalb fordern die Harvard-Wissenschaftler rasch Bluttests auf Antikörper; erste Studien dazu sind bereits angelaufen. Andere Forscher nennen die neuen Hochrechnungen sehr wichtig und seriös. Ein britischer Experte sagte in einem Kommentar: Ein Impfstoff sei die einzige Lösung, die Forschung daran müsse jetzt weiter beschleunigt werden.