Psychologie

Woher kommt der Begriff "Eifersucht" und kann diese wirklich süchtig machen?

Stand
Autor/in
Gábor Paál
Gábor Paál

Der Begriff klingt tatsächlich sonderbar: Es gibt Alkoholsucht, es gibt Spielsucht, aber was soll eine Sucht nach Eifer sein? Und vor allem: Was hat der Begriff mit dem zu tun, was wir als Eifersucht bezeichnen?

"Krankhafte Verbitterung": Eifersucht kommt aus dem Althochdeutschen

Es gibt den alten Satz "Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft." Aber das ist nicht mehr als ein konstruiertes, wenn auch schönes Wortspiel. Wenn man nach den Wurzeln des Wortes sucht, dann liegen die in einer Zeit, in der die Begriffe "Sucht" und "Eifer" noch nicht die gleiche Bedeutung hatten wie heute.

Im Althochdeutschen bedeutete "eibar" so viel wie "scharf, bitter", zum Teil auch in der Bedeutung "schmerzhaft". Und das Wort "Sucht" war ursprünglich weiter gefasst. "Suht" im Althochdeutschen war eine allgemeine Bezeichnung für Krankheit, verwandt mit dem heutigen Wort "Seuche". Der Begriff "Eifersucht" bedeutete ursprünglich also so viel wie "krankhafte Verbitterung" oder "Bitterkeit".

Ähnlichkeit mit klassischem Suchtverhalten: Kontrollverlust

Ob der Zustand trotzdem zu einer Art Sucht werden kann? Diese Frage stellt sich vor allem bei der krankhaften Eifersucht, bei der der Betreffende also ein wahnhaftes Misstrauen an den Tag legt und wie besessen nach Anhaltspunkten für eine mögliche Untreue sucht.

Hat das was mit Sucht zu tun? Da muss man sagen: Nur sehr entfernt. Die wichtigste Ähnlichkeit mit klassischem Suchtverhalten ist der Kontrollverlust: So wie der Drogensüchtige weiß, dass er sich schadet, aber trotzdem nicht anders kann als die Droge zu konsumieren, weiß der krankhaft Eifersüchtige oft auch, dass sein Misstrauen übertrieben ist und mit der Realität wenig zu tun hat. Trotzdem kann er nicht anders.

Eifersucht: keine echte Sucht, aber Verbindungen und Parallelen

Die zweite Ähnlichkeit ist, dass sich der Eifersüchtige ähnlich wie der Drogenabhängige in diesen krankhaften Zustand allmählich hineinsteigert. Aber es gibt auch große Unterschiede: Der Drogenabhängige erlebt, wenn er die Droge konsumiert, vorübergehend eine Belohnung – so funktioniert ja die Abhängigkeit: über das Belohnungssystem im Gehirn. Mit der Droge aktiviert er sein Belohnungssystem – er bekommt ein kurzfristiges Hochgefühl, um dann hinterher umso tiefer abzustürzen.

Die Eifersucht dagegen stellt gar keine, nicht einmal eine kurzfristige Belohnung dar; die Betroffenen leiden von Anfang an und erleben kein Hochgefühl. Das ist ein wichtiger Unterschied. Weitere Vergleiche sind schwierig, denn was genau im Gehirn bei Eifersucht passiert, ist noch nicht so genau erforscht.

Weitere Ähnlichkeiten gibt es bei den Entstehungsbedingungen: Bestimmte Faktoren, die Drogensucht begünstigen, begünstigen auch krankhafte Eifersucht. Also z.B. ein schwaches Selbstwertgefühl. Man weiß auch, dass Alkoholiker eine erhöhte Anfälligkeit für krankhafte Eifersucht haben.

Insofern ist Eifersucht zwar keine echte Sucht wie Drogensucht, Spielsucht oder Computersucht, aber es gibt durchaus Verbindungen und Parallelen.

Gewalt Gibt es aggressionsfreie Kulturen?

Es gibt kein Volk, das als glückliche, friedliche Ethnie vom Himmel gefallen ist. Das ist die interessante Erkenntnis: Alle Kulturen müssen gegen Aggression explizit aktiv werden, wenn sie sie einschränken wollen. Von Christoph Antweiler

Derzeit gefragt

Optik Warum scheinen sich Räder manchmal rückwärts zu drehen?

Wissenschaftler sprechen hier von der "Wagon Wheel Illusion", also der Wagenrad-Illusion. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Motorik Warum gibt es mehr Rechtshänder als Linkshänder?

Obwohl es so ein alltägliches Phänomen ist, hat die Wissenschaft noch keine Ahnung, warum sich die rechte Hand durchgesetzt hat. Und sie weiß noch nicht einmal, wie man überhaupt zum Linkshänder wird. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Redewendung Woher kommt der Ausdruck "okay"?

Interessant ist, dass es wohl kein anderes Wort gibt, das international so verbreitet ist. Denn  "okay" hört man nicht nur in den USA, sondern weltweit. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Geografie Warum werden manche Seen als "Meer" bezeichnet und umgekehrt?

Ursprünglich haben beide Wörter "See" und "Meer" das gleiche bedeutet, und dann haben sie im Süden und Norden jeweils unterschiedliche Spezialbedeutungen angenommen. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Sprache Warum heißt New York auch "Big Apple"?

Die Stadt aus den USA New York wird auch Big Apple genannt. Warum ist das so? Die früheste Quelle stammt aus dem Jahr 1909. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Tiere Was treibt Hamster ins Hamsterrad?

Der Bewegungsdrang. Wilde Goldhamster müssen in der freien Natur ziemlich viel laufen: um Nahrung zu suchen, auf der Flucht vor Feinden oder auf der Suche nach einem Partner. Von Gábor Paál | Dieser Beitrag steht unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Gesundheit Mit dem Rauchen aufhören: Wann ist der Körper wieder auf Nichtraucherniveau?

Das Rauchen hat viele Auswirkungen auf den Körper. Manche verschwinden, wenn man aufhört, schneller, andere brauchen länger. Recht schnell verschwinden die unmittelbaren Symptome, also der Raucherhusten und die Kurzatmigkeit. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.