Der Begriff klingt tatsächlich sonderbar: Es gibt Alkoholsucht, es gibt Spielsucht, aber was soll eine Sucht nach Eifer sein? Und vor allem: Was hat der Begriff mit dem zu tun, was wir als Eifersucht bezeichnen?
"Krankhafte Verbitterung": Eifersucht kommt aus dem Althochdeutschen
Es gibt den alten Satz "Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft." Aber das ist nicht mehr als ein konstruiertes, wenn auch schönes Wortspiel. Wenn man nach den Wurzeln des Wortes sucht, dann liegen die in einer Zeit, in der die Begriffe "Sucht" und "Eifer" noch nicht die gleiche Bedeutung hatten wie heute.
Im Althochdeutschen bedeutete "eibar" so viel wie "scharf, bitter", zum Teil auch in der Bedeutung "schmerzhaft". Und das Wort "Sucht" war ursprünglich weiter gefasst. "Suht" im Althochdeutschen war eine allgemeine Bezeichnung für Krankheit, verwandt mit dem heutigen Wort "Seuche". Der Begriff "Eifersucht" bedeutete ursprünglich also so viel wie "krankhafte Verbitterung" oder "Bitterkeit".
Ähnlichkeit mit klassischem Suchtverhalten: Kontrollverlust
Ob der Zustand trotzdem zu einer Art Sucht werden kann? Diese Frage stellt sich vor allem bei der krankhaften Eifersucht, bei der der Betreffende also ein wahnhaftes Misstrauen an den Tag legt und wie besessen nach Anhaltspunkten für eine mögliche Untreue sucht.
Hat das was mit Sucht zu tun? Da muss man sagen: Nur sehr entfernt. Die wichtigste Ähnlichkeit mit klassischem Suchtverhalten ist der Kontrollverlust: So wie der Drogensüchtige weiß, dass er sich schadet, aber trotzdem nicht anders kann als die Droge zu konsumieren, weiß der krankhaft Eifersüchtige oft auch, dass sein Misstrauen übertrieben ist und mit der Realität wenig zu tun hat. Trotzdem kann er nicht anders.
Eifersucht: keine echte Sucht, aber Verbindungen und Parallelen
Die zweite Ähnlichkeit ist, dass sich der Eifersüchtige ähnlich wie der Drogenabhängige in diesen krankhaften Zustand allmählich hineinsteigert. Aber es gibt auch große Unterschiede: Der Drogenabhängige erlebt, wenn er die Droge konsumiert, vorübergehend eine Belohnung – so funktioniert ja die Abhängigkeit: über das Belohnungssystem im Gehirn. Mit der Droge aktiviert er sein Belohnungssystem – er bekommt ein kurzfristiges Hochgefühl, um dann hinterher umso tiefer abzustürzen.
Die Eifersucht dagegen stellt gar keine, nicht einmal eine kurzfristige Belohnung dar; die Betroffenen leiden von Anfang an und erleben kein Hochgefühl. Das ist ein wichtiger Unterschied. Weitere Vergleiche sind schwierig, denn was genau im Gehirn bei Eifersucht passiert, ist noch nicht so genau erforscht.
Weitere Ähnlichkeiten gibt es bei den Entstehungsbedingungen: Bestimmte Faktoren, die Drogensucht begünstigen, begünstigen auch krankhafte Eifersucht. Also z.B. ein schwaches Selbstwertgefühl. Man weiß auch, dass Alkoholiker eine erhöhte Anfälligkeit für krankhafte Eifersucht haben.
Insofern ist Eifersucht zwar keine echte Sucht wie Drogensucht, Spielsucht oder Computersucht, aber es gibt durchaus Verbindungen und Parallelen.
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