Medizin

Was ist das Münchhausen-Syndrom?

Stand
Autor/in
Ulrike Till
Portraitbild von Ulrike Till, Reporterin und Redakteurin SWR Wissen aktuell.

Münchhausen-Syndrom: Ärztehopping mit erfundenen Leiden

Wer krank ist, tut normalerweise alles dafür, schnell wieder gesund zu werden. Bei Menschen mit dem Münchhausen-Syndrom ist es genau umgekehrt: Sie wollen krank sein und ziehen mit erfundenen Leiden durch die Arztpraxen. Um glaubwürdig zu wirken, verletzen sie sich auch selbst; schlucken giftige Substanzen oder sorgen dafür, dass Wunden sich immer wieder infizieren. Sie haben also echte, teils bedrohliche Symptome – und werden daher oft mit großem medizinischem Aufwand behandelt; bis hin zu komplizierten Operationen.

Für Ärztinnen und Ärzte ist es kaum möglich, diese Krankheits-Hochstapler zu erkennen. Denn körperlich geht es ihnen ja tatsächlich schlecht. Und wenn doch mal jemand Verdacht schöpft, verschwinden Patienten mit Münchhausen-Syndrom und bitten einfach anderswo um Behandlung. Ständiges Ärztehopping gehört zum Krankheitsbild.

Unterschied zu Simulanten: Finanzielle Vorteile sind nicht das Ziel

Es gibt einen wichtigen Unterschied zu Simulanten: Die täuschen auch Krankheiten vor. Aber Simulanten tun es nur, weil sie sich davon zum Beispiel finanzielle Vorteile versprechen. Psychisch sind sie gesund.

Schwere psychische Störung mit zwanghaftem Lügen

Das Münchhausen-Syndrom ist dagegen eine schwere psychische Störung. Betroffen sind überwiegend Männer. Sie leiden oft auch unter Narzissmus oder Borderline-Störungen und sind unfähig zu engen Bindungen. Zwanghaftes Lügen gehört für sie in allen Bereichen zum Alltag.

Psychotherapie könnte helfen, aber dazu sind Betroffene fast nie bereit.

Redensart Woher kommt "jemand spricht mit gespaltener Zunge"?

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Redewendung Woher kommen "das blaue Wunder" und "das Blaue vom Himmel lügen"?

Beides hängt miteinander zusammen. Es geht bei dem Blau um die Farbe der Täuschung und gleichzeitig um die Farbe der Weite. Beides hat mit der Lüge zu tun oder damit, dass man in dieser Weite Überraschungen erleben kann, die gar nicht so selten unliebsame Überraschungen sind. Von Rolf-Bernhard Essig

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Sprache Woher kommt das Wort "Tohuwabohu"?

Das Wort kommt aus der hebräischen Bibel, also dem "Alten Testament“, und zwar aus dem zweiten Satz. Der erste lautet bekanntlich: Am Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde. "Bereschit bara Elohim et haSchamaim we‘et ha‘arez“, und dann geht es gleich weiter: va ha‘arez hajita tohu vavohu. Und die Erde war wüst und leer. Dieses "wüst und leer“ ist somit nichts anderes die Lutherübersetzung des biblischen "Tohuwabohu“ ("b“ und "v“ werden im Hebräischen durch den gleichen Buchstaben dargestellt)
"Tohu“ bedeutet so viel wie "leer“, "vohu“ entspricht dem deutschen Begriff öde oder eben wüst. Und das "wa“ heißt einfach nur "und“. Also eigentlich steht da, strenggenommen nicht: Die Erde war wüst und leer, sondern umgekehrt: leer und wüst. Aber die Freiheit hat sich Luther genommen.
Diesen Ursprung des Ausdrucks kennen heute viele nicht mehr – heute ist Tohuwabohu einfach ein Synonym für Chaos – was ja in der Bibel auch gemeint war: Die Welt war völlig unsortiert. Es gab keine Trennung von Land und Wasser, noch nicht einmal von Licht und Finsternis. Das war das Tohuwabohu der Bibel.
Sprachlich interessant ist auch, dass der Bibeltext zwei klanglich ähnliche Wörter verwendet, eben "tohu“ und "bohu“. Das ist ein sprachliches Stilmittel, ein "Homoioteleuton“ – das kennen wir im Deutschen auch in Ausdrücken wie: "Klein, aber fein“, "richtig und wichtig“, "Lug und Trug. Aber diesen Gleichklang von Tohuwavohu ins Deutsche zu übertragen, das hat selbst der sprachverliebte Martin Luther nicht geschafft. Auf "wüst“ reimt sich nun mal nichts Passendes. Wenn man es drauf anlegt, könnte man texten: Die Erde war öde und schnöde … aber das trifft nicht wirklich den Zustand des Tohubabohu. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Astronomie Wie lautet der Merkspruch für die Reihenfolge der Planeten?

Früher hieß er "Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unsere neun Planeten." Seit Pluto weggefallen ist kann man sagen: "Mein Vater erklärt mir jeden Samstag unseren Nachthimmel." Von Tilman Spohn

Holocaust 6 Millionen ermordete Juden – Woher stammt diese Zahl?

6 Millionen Juden haben die Nationalsozialisten ermordet. Rund 4 Millionen Menschen starben in Konzentrations- und Vernichtungslagern, 2 Millionen durch Massaker. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0. | http://swr.li/holocaust