Unliebsame Überraschung
Beides hängt miteinander zusammen. Es geht bei dem Blau um die Farbe der Täuschung und gleichzeitig um die Farbe der Weite. Beides hat mit der Lüge zu tun oder auch damit, dass man in dieser Weite Überraschungen erleben kann, die gar nicht so selten unliebsame Überraschungen sind.
"Sein blaues Wunder erlebe" wäre eben so eine unliebsame Überraschung – das ist ja fast immer als Drohung verwendet worden. Mein Vater jedenfalls sagte das so: "Du wirst noch dein blaues Wunder erleben!" Und das ist eben damit verbunden – dass es in der Weite diese unliebsame Überraschung geben kann.
Vielleicht ist der Himmel ja doch nicht blau?
"Das Blaue vom Himmel herunterlügen" hat auch mit der Täuschung zu tun, mit dem Unfassbaren. Es gibt aber noch eine Variante, die mir ganz gut gefällt. Die geht dahin, dass jemand so gut lügen kann, dass er den Himmel, der ja unzweifelhaft blau ist, so erscheinen lassen kann als wäre er nicht mehr blau. Man sagte das von den Sophisten schon – sie könnten so gut reden, dass sie das Weiße schwarz und das Schwarze weiß reden könnten. Insofern bin ich zuversichtlich, dass das auch da hineingespielt hat.
Und Sie kennen vielleicht das Diktum: "Lieber einen Freund als eine Pointe verlieren."
Redensarten
Redewendung Woher kommt der "springende Punkt"?
Aristoteles schlug jeden Tag ein Ei auf, um zu sehen, wann sich ein neues Lebewesen zu entwickeln beginnt. Und als er einen kleinen roten Punkt im Ei fand, nannte er ihn "zitterndes Zeichen". Von Rolf-Bernhard Essig
Redewendung Warum sagt man: "Das ist ja eine schöne Bescherung"?
"Bescheren" geht, ob es das Schenken oder das Schneiden bezeichnet, ähnlich wie das englische "to share" zurück auf alte Worte, die eine Zuteilung durch Abschneiden von etwas bezeichnen. Von Rolf-Bernhard Essig
Redewendung Jemandem "nicht das Wasser reichen können" – woher kommt das?
Im Mittelalter hat man mit den Fingern gegessen. Zur Reinigung der Hände wurden Wasserschalen gereicht. Allerdings geschah das nicht auf Augenhöhe. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.