Wetter

Wie misst man im Meer den Seegang, also die Höhe von Wellen?

Stand
Autor/in
Gábor Paál
Gábor Paál

Früher – bis vor 50 Jahren – haben die Seeleute das einfach mit Augenmaß gemacht. Sie haben auf die Wellen geschaut und aufgrund ihrer Erfahrung den Seegang geschätzt. Heute gibt es verschiedene Methoden.

Messung mithilfe von Bojen

Am wichtigsten sind Messungen mithilfe von Bojen, die an einer Art elastischer Leine am Meeresboden verankert sind. In den Bojen wiederum befinden sich Beschleunigungssensoren. Die messen ständig, ob und wie weit die Bojen sich im Wellengang nach oben und unten bewegen, und das Gleiche horizontal. Anhand dieser Bewegungen kann man den Seegang messen, das heißt nicht nur wie hoch die Wellen sind, sondern auch, in welche Richtung sich die Wasseroberfläche bewegt.

Normalerweise werden diese Daten über einen Zeitraum von 20 Minuten erfasst. In diesen 20 Minuten kommen mal höhere und mal niedrigere Wellen, aber nur die höheren sind von Interesse. Das heißt konkret: Von allen Bewegungen – auf und ab – wird das oberste Drittel genommen, und aus diesem Drittel wird der Mittelwert gebildet. So ist die Wellenhöhe definiert, wie sie dann auch im Seewetterbericht angegeben wird.

-
-

Wird das denn ständig gemacht?

Ja, und zwar nicht nur für die Schifffahrt, sondern zum Beispiel auch für die Betreiber von Ölplattformen oder Windparks. Für die sind diese Hinweise wichtig – gar nicht so sehr für die Windräder – die drehen sich ja hoch überm Meer. Aber für die ganze Logistik und Wartung. Für die Leute, die zwischen den Offshore-Windkraftanlagen unterwegs sind und dort anlegen wollen, kann hoher Seegang zu einem Hindernis werden.

Aber das mit den Bojen funktioniert ja vermutlich nur in Küstennähe?

Je nachdem, wie man Küste definiert. Wenn wir über deutsche Meeresgebiete reden, sprechen wir über Ost- und Nordsee. Da ist der Meeresgrund bis auf ganz wenige Stellen nicht tiefer als 200 Meter. Das heißt konkret, dass es 6 Messpositionen in der Nordsee gibt und weitere 3 in der Ostsee.

Was es auch schon in Ansätzen gibt, sind Radar- oder Lasermessgeräte an Land. Dabei schickt man zum Beispiel von einem Gebäude an Land aus Radarstrahlen in bestimmten Winkeln aufs Meer. Diese werden von der Wasseroberfläche reflektiert. Anhand der Zeit, die der Radarstrahl braucht, um wieder zur Radarstation zurückzukommen, können die Computer dann ausrechnen, wie weit weg die Welle war und entsprechend, wie hoch sie gewesen ist.

Draußen auf offener See, z.B. im Atlantik, wie macht man es da?

Da wird der Wellengang noch überwiegend vom Schiff aus per "Augenmaß" geschätzt, ansonsten kommen da auch Satellitenaufnahmen zum Einsatz. Die liefern allerdings nur ein sehr grobes Bild.

Immerhin: Gerade diese Satellitenbeobachtungen haben vor ein paar Jahren erst zutage gebracht, dass es auf dem offenen Meer fast jeden Tag riesige sogenannte Monsterwellen gibt – nicht zu verwechseln mit Tsunamis, die bei Erdbeben entstehen. Diese Monsterwellen entstehen durch Überlagerung von normalen Wellen, die zusammenschwappen und sich dann zu bis zu 40 Meter hohen Wellen auftürmen. Davon hatten früher auch immer wieder Kapitäne berichtet, aber erst vor wenigen Jahren konnte mit Satelliten bewiesen werden, dass fast jeden Tag irgendwo in den Ozeanen solche Monsterwellen entstehen.

Danke an: Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie

Ebbe und Flut Warum gibt es an der Nordsee Gezeiten und an der Ostsee nicht?

Wieso fällt Ebbe und Flut in der Nordsee stärker aus als in der Ostsee? Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Akustik Hört man in einer Muschel wirklich das Meeresrauschen?

In Muscheln oder Schnecken hören wir nicht das Meeresrauschen, sondern die Geräusche aus der Umgebung. Das funktioniert auch mit anderen Dingen. Von Noa Lübcke und Gábor Paál

Derzeit gefragt

Körper Wie lange braucht ein Lichtsignal vom Objekt ins Gehirn?

Bis wir ein Objekt erkennen, brauchen wir etwa 150 Millisekunden. Die meiste Zeit davon verbringt das Signal "in unserem Kopf". Warum ist das so? Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Zeit und Raum Woher weiß man, ob ein Stern, den wir nachts sehen, noch existiert?

Sterne hören auf zu leuchten, wenn sie nicht mehr existieren. Der Stern Beteigeuze ist ein interessantes Beispiel. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Biologie Warum sind manche Eier weiß und manche braun?

Als Faustregel stimmt tatsächlich, was man oft hört, nämlich dass braune Hühner braune Eier und weiße Hühner weiße Eier legen. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Architektur Dom, Münster, Kathedrale, Basilika – Was sind die Unterschiede?

Ein Dom ist ein großes, historisch bedeutsames Kirchenhaus. Ebenso die Kathedrale, aber Kathedralen sind außerdem Bischofssitz. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Zeitgeschichte Gab es Zusagen an Moskau, die NATO nicht nach Osten zu erweitern?

Wurde in den Verhandlungen 1990 eine entsprechende Zusage getroffen? Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Identität Wie viele Geschlechter gibt es – und was folgt daraus?

Alles hängt davon ab, wie man Geschlecht definiert. | Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Gesundheit Mit dem Rauchen aufhören: Wann ist der Körper wieder auf Nichtraucherniveau?

Das Rauchen hat viele Auswirkungen auf den Körper. Manche verschwinden, wenn man aufhört, schneller, andere brauchen länger. Recht schnell verschwinden die unmittelbaren Symptome, also der Raucherhusten und die Kurzatmigkeit. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.