Kein Reich, das je die ganze Welt beherrscht hätte
Das hängt von der Definition ab. Der Begriff "Weltreich" weckt die Vorstellung eines Reiches, das die ganze Welt beherrscht hat. Ein solches Reich hat es nie gegeben. Schon allein deshalb, weil bis Kolumbus die alte Welt – sprich Eurasien – und die neue Welt – Amerika – zwei politisch völlig getrennte Hemisphären waren.
Auch das Afrika südlich des Sahel gehörte bis zur Kolonisierung nie zu einem der großen Imperien, an die wir so denken – also etwa dem Reich Alexanders des Großen, dem Römischen Reich, dem Umayyaden- oder dem Mongolenreich.
Britisches Empire umfasste rund ein Viertel der Weltbevölkerung
Wenn man sich die Grenzen dieser Reiche auf einer Weltkarte ansieht, so waren die zwar groß, aber umfassten geographisch trotzdem immer nur einen kleinen, umrissenen Teil des Globus. Erst in der Neuzeit gab es Imperien, die sich über alle Kontinente erstreckten – vor allem natürlich das Britische Empire. Aber auch zur Zeit seiner größten Ausdehnung war es weit davon entfernt, die ganze Welt zu beherrschen. Mittel- und Südamerika, Russland, China – da hatten die Briten nichts zu sagen, vom Rest Europas ganz zu schweigen. Anders gesagt: Nie beherrschte das sogenannte Britische Weltreich mehr als ein Viertel der Weltbevölkerung. Insofern gibt es kein klares Kriterium, welche Größe eine Macht haben muss, um die Bezeichnung "Weltreich" zu verdienen.
Weltreich: durch Eroberung weite Teile der "bekannten" Welt angeeignet
Trotzdem wird dieser Begriff nun einmal verwendet. Was wir in der Regel damit meinen, sind Imperien, die sich über einen großen Teil der damals jeweils bekannten Welt erstreckten. Wobei auch diese Definition den Schönheitsfehler hat, dass sie die jeweils eigene Sichtweise zum Maßstab macht. Denn was heißt schon "der damals bekannte Teil der Welt"? Amerika war ja zur Zeit des Römischen Reiches auch schon bekannt – nur eben nicht den Römern, aber zum Beispiel den Maya.
Perserreich umfasste Gebiet zwischen Balkan, Sudan und Pakistan
Wenn man sich aber auf diese Definition einlässt – eine Macht, die vor allem auch durch Eroberung weite Teile der ihr damals bekannten Welt angeeignet hat – dann könnte man als erstes Weltreich der Geschichte das Perserreich ausmachen. Es erstreckte sich um Anfang des 5. Jahrhunderts vor Christus vom Balkan bis nach Pakistan und im Süden bis in den Sudan.
Historisch ist diese Zeit auch deshalb bedeutsam, weil damals zum ersten Mal in der Geschichte der Gegensatz Ost/West, Orient/Okzident und letztlich auch Europa/Asien eingeführt wurde. Der Westen – das waren eben die Griechen – bekämpfte das Perserreich in den berühmten Schlachten bei Marathon und Salamis, und schließlich war es Alexander der Große, der die Perser bei Issos besiegte und sich ihr – damals allerdings schon geschrumpftes – Reich einverleibte. So wurde dieses "erste Weltreich" der Perser ziemlich bald durch das zweite – das Alexanderreich – abgelöst, das allerdings nicht lange hielt.
Geografie Warum heißt der Kontinent "Amerika" und nicht "Kolumbia"?
1507 zeichnete Martin Waldseemüller mit Unterstützung von Matthias Ringmann eine Weltkarte – die erste Weltkarte, in der das, was wir heute unter dem Namen Amerika kennen, als eigener großer Kontinent eingezeichnet war. In diese Landmasse eingetragen steht auch, relativ klein, der Name, den die beiden sich für diesen Kontinent ausgedacht haben: America. Das taten sie in Würdigung des italienischen Seefahrers Amerigo Vespucci (1451 - 1512). Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.
Kartografie Wie kommen die Westindischen Inseln zu ihrem Namen?
Aus Sicht der europäischen Seefahrer gab es zwei Gruppen von "indischen Inseln". Und Kolumbus wollte eigentlich gar nicht explizit nach Indien. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.
5.3.1952 Das Mittelmeer tieferlegen! – Herman Sörgel erklärt seinen Atlantropa-Plan
5.3.1952 | Kaum eine Idee zeugt so von der Technikverliebtheit der Nachkriegszeit wie der Atlantropa-Plan des deutschen Architekten Hermann Sörgel. Seine Idee: Das Mittelmeer vom Atlantik abriegeln, die Straße von Gibraltar dicht machen, ebenso die Verbindung zum Schwarzen Meer. Dann würde mit der Zeit der Wasserspiegel immer weiter sinken. Europa und Afrika würden zusammenwachsen, viel mehr Landflächen stünden zur Verfügung außerdem würden die Staudämme am Meeresrand gigantische Energiemengen liefern. Am 5. März 1952 erklärt Herman Sörgel seinen Plan im Gespräch mit SWF-Wissenschaftskorrespondent Ernst von Khuon. Die beiden deklinieren alles durch: Was wird aus den Küstenstädten von Marseille bis Venedig, wie kommen Schiffe künftig vom Atlantik ins Mittelmeer? Brauchen die Kontinente dann neue Namen? Am Ende erklärt Herman Sörgel, dass er nicht nur das Mittelmeer schrumpfen, sondern in der Mitte Afrikas dafür ein neues Meer erschaffen will. Das Gespräch ist hörbar geskriptet, die beiden unterhalten sich offenbar nach einem vorgefassten Drehbuch.