CO2

Stoßen Vulkane mehr Treibhausgase aus als der Mensch?

Stand
AUTOR/IN
Gábor Paál
Gábor Paál

Audio herunterladen ( | MP3)

CO2-Anstieg korreliert mit der Verbrennung von Kohle, Erdöl und Erdgas

Richtig ist: Vulkane stoßen CO2 aus – aber im Schnitt pro Jahr nur ein Hundertstel dessen, was der Mensch im gleichen Zeitraum durch die Verbrennung fossiler Energien freisetzt. Der Ausbruch des Pinatubo 1991 beispielsweise war gewaltig, und vermutlich hat der Vulkanismus in jenem Jahr ein bisschen mehr zum CO2-Gehalt beitragen. Aber im Verhältnis ist das nicht viel.

Man kann ja z.B. in Eisbohrkernen nachweisen, dass der CO2-Gehalt vor der Industrialisierung zehntausend Jahre relativ stabil war – obwohl in diesen zehntausend Jahren natürlich immer wieder Vulkane ausgebrochen sind. Seit der Industrialisierung dagegen steigt der CO2-Gehalt in der Atmosphäre an – und dieser Anstieg korreliert sehr klar mit der Verbrennung von Kohle, Erdöl und Erdgas.

Ausnahmeereignisse in der Erdgeschichte

Wenn man allerdings noch weiter in die Erdgeschichte guckt, kann man tatsächlich Zeiten finden, in denen Vulkanismus das Klima möglicherweise erwärmt hat. Der eine Zeitpunkt war vor 65 Millionen Jahren, als die Dinosaurier ausgestorben sind – es waren aber nicht nur die Dinosaurier, sondern noch viele andere Tier- und Pflanzenarten. Meist hört man davon, dass an diesem Aussterben ein großer Meteorit schuld war. Den Meteoriten gab es. Aber inzwischen mehren sich die Stimmen, die sagen, der war’s zumindest nicht alleine, sondern auch Vulkanismus hat maßgeblich das Klima verändert.

Nur: Diesen Vulkanismus kann man nicht vergleichen mit einzelnen Vulkanausbrüchen, wie wir sie heute kennen. Sondern das war ein gigantisches, großflächiges und jahrtausendelanges Dauergebrodel im heutigen Indien, der sogenannte Dekkan-Trapp-Vulkanismus. Wie es aussieht, sind damals wirklich solche Mengen an Treibhausgasen frei geworden, dass sich das Klima in geologisch relativ kurzer Zeit um 3 bis 4 Grad erwärmte. Das sind aber Ausnahmeereignisse in der Erdgeschichte, dagegen sind der Ausbruch des Pinatubo und all die anderen Vulkane, die hier und da mal ausbrechen, ein kleines Räuspern, mehr nicht.

"Jahr ohne Sommer" nach Tambora-Ausbruch 1815

Die Auswirkungen das Tambora-Ausbruchs im April 1815 in Indonesien waren weltweit zu spüren – 1816 war bei uns das berüchtigte „Jahr ohne Sommer“ mit katastrophalen Auswirkungen auf die Landwirtschaft.

Auch nach dem Ausbruch des Pinatubo war eine leichte globale Abkühlung messbar. Nur: Diese Auswirkungen sind kurzfristig und sie haben nichts mit Treibhausgasen zu tun, sondern mit Schwefel. Vulkane spucken tatsächlich enorme Mengen Schwefelpartikel in die Luft, die das Sonnenlicht reflektieren – sie legen einen großen dünnen Schleier über den Himmel, der dazu führt, dass weniger Sonnenlicht zur Erde kommt.

Dieser Effekt hält aber nur vielleicht ein, maximal 2 bis 3 Jahre an, dann hat sich die Atmosphäre wieder normalisiert. Also: Vulkanausbrüche wie der Pinatubo wirken sich aufs Klima aus, aber

  • nur kurzfristig und
  • in Form einer Abkühlung, nicht einer Aufheizung.

Der Einfluss des Menschen ist unterm Strich weitaus größer.

Vulkanismus Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Yellowstone-Supervulkan ausbricht?

Man kennt seit über 150 Jahren die Bewegungen, die der Boden dort im Yellowstone macht. Der Boden hebt sich über Jahre und das Gebiet ist bekannt durch die vielen Geysire. Das heißt, da ist heißes Wasser in der Tiefe, das von unten aufgeheizt wird. Von Hans-Ulrich Schmincke

Geowissenschaften Führt der Klimawandel zu mehr Erdbeben?

Kurzfristig nein, langfristig möglicherweise. Und die Frage ist völlig berechtigt. Denn wenn das Eis der Pole und Gletscher schmilzt, dann heben sich die Kontinentalplatten. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Derzeit gefragt

Optik Warum sind Alpenflüsse oft blau oder türkis?

Wegen der hohen Fließgeschwindigkeit spielen Schlamm und Algen bei Gebirgsflüssen keine Rolle. Was also ist die Ursache der intensiven Farbe? Von Gábor Paál |Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Geschichte Wie entstand die deutsche Nationalflagge?

Die Kombination Schwarz-Rot-Gold entstand vor gut 200 Jahren. Doch wofür stehen die Farben? Von Gábor Paál. Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0. Hinweis: Der Beitrag enthält am Ende einen kleinen Fehler: Die DDR-Flagge enthielt nicht "Hammer und Sichel", sondern "Hammer und Zirkel".

Geschichte Wie nannte man das "Mittelalter" im Mittelalter?

Wir können heute vom Mittelalter sprechen, weil wir in der "Neuzeit" leben. Aber im Mittelalter selbst gab es eine ganz eigene Zeitrechnung, die heute kaum jemand kennt. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Klima Versprühen Flugzeuge am Himmel Aluminium, um eine weitere Klimaerwärmung zu verhindern?

Nein, stimmt nicht. Es ist eine Verschwörungstheorie, die sich seit Jahren hält: Die „bösen Amerikaner“ sprühen, damit sie an ihrer Klimapolitik nichts ändern müssen, stattdessen Metalle in die Atmosphäre, sodass die die Sonnenstrahlen reflektieren und sich das Klima auf diese Weise wieder abkühlt ... Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Hausbau Braucht man heute keine Blitzableiter mehr?

Doch. An den Empfehlungen und Richtlinien hat sich nichts geändert. In der Regel sind aber gerade bei Wohnhäusern keine Blitzableiter vorgeschrieben. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Bioluminiszenz Wie und warum leuchten Glühwürmchen?

Mit Chemie! Das ist ein Beispiel, wie die Natur dem Menschen mal wieder weit voraus war. Der Name Glühwürmchen ist irreführend – Glühwürmchen glühen nicht. Von Gábor Paál | Dieser Beitrag steht unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.