Okay – international weit verbreitet
Interessant ist, dass es wohl kein anderes Wort gibt, das international so verbreitet ist. Denn "okay" hört man nicht nur in den USA, sondern weltweit: in Südamerika, in der arabischen Welt und in Asien. Es ist damit eines der weltweit am häufigsten verwendeten Wörter überhaupt, und trotzdem weiß niemand genau, warum und wie der Ausdruck entstanden ist. Das macht das Wort so interessant, dass ein US-amerikanischer Sprachwissenschaftler, Allen Metcalf, darüber ein 200-seitiges Buch geschrieben hat "OK – The improbable story of Americas Greatest Word".
Erster eindeutiger Beleg aus dem Jahr 1839
Der Frage sind aber Wissenschaftler schon früher nachgegangen. Die heute noch gängige Erklärung wurde in einem Aufsatz von 1941 veröffentlicht. Demnach stammt der älteste eindeutige Beleg für diesen Ausdruck aus dem Jahr 1839. Da taucht das Kürzel o.k. in der Boston Morning Post auf, und zwar als Abkürzung für "all correct". Nun beginnt, wie alle Englischlehrer wissen, das Wort "all" mit einem "a" und "correct" mit "c", also müsste man "all correct" ja eigentlich mit "a.c." abkürzen. Aber es gab wohl damals an der US-amerikanischen Ostküste die Mode, Abkürzungen zu benutzen, die orthographisch betont falsch sind. So gab es das Kürzel "ky" für "know yuse" statt "no use". Und so setzte der Redakteur der Boston Morning Post eben o.k. für all correct. Und das hat er nicht nur einmal gemacht, sondern immer wieder.
Hinweise auf früheres Insiderkürzel, aber kaum Belege
War das also nur die Marotte eines einzelnen Redakteurs? Manches spricht dafür, dass es schon vorher ein Insiderkürzel war, so wie heute jeder SMS-Schreiber weiß, was ein LG am Ende einer Meldung bedeutet – nämlich "Liebe Grüße". Und so könnte es sein, dass "o.k." damals schon stärker in Gebrauch war. Man weiß es aber nicht, denn es gibt nur wenige schriftliche Belege.
Teil einer US-Präsidentschafts-Wahlkampagne
Bekannt ist aber, dass der Ausdruck ein Jahr später in einer Wahlkampagne verwendet wurde. Der amtierende US-Präsident Martin van Buren trat 1841 zur Wiederwahl an. Van Buren stammte aus einer Stadt namens Kinderhook. Er hatte den Spitznamen "Old Kinderhook" und kokettierte damit. Wie man nun mit einem gewissen Scharfsinn sofort bemerkt, lässt sich "Old Kinderhook" ebenfalls mit "O.K." abkürzen. Und das hat er sich dann in seiner Wahlkampagne zu eigen gemacht: "Old Kinderhook is OK" – das war die Botschaft seiner Wahlkampfstrategen, was zumindest dafür spricht, dass damals jeder mit diesem Kürzel etwas anfangen konnte. Van Buren verlor die Wiederwahl, wurde dann zwar doch nicht Präsident, aber zumindest hat die Kampagne geholfen, den Ausdruck weiterzuverbreiten.
Parallel zu diesem Wahlkampf wurde damals die unbewiesene Geschichte verbreitet, dass schon sein Vorgänger, US-Präsident, Andrew Jackson, "o.k." als Abkürzung für "all correct" verwendet hat. Und diese Geschichte, egal ob wahr oder erfunden, soll die Mode dann noch weiter verstärkt haben.
Kürzel in der Telegrafie üblich und hilfreich
Wie auch immer: Die weltweite Karriere des Ausdrucks kam vor allem durch die Telegrafie. So wie heute das SMS-Schreiben eine Fülle von Abkürzungen in die deutsche Sprache gebracht hat, war es auch beim Telegrafieren hilfreich, zumindest für häufig verwendete Botschaften Kürzel zu verwenden. Und "o.k." für alles klar, alles verstanden, war da natürlich sehr praktisch.
Weitere Theorien
Und es gibt noch weitere Theorien. Manche sagen, das "O.K." bei den Telegrafen bedeutete eigentlich open key – also so viel wie "empfangsbereit", und hatte mit dem anderen okay – all correct – gar nichts zu tun.
Außerdem gibt es die Theorie, das Wort stamme aus der Sprache der Choctaw-Indianer, wo okeh so viel bedeutet wie "jawohl!", "so ist es!".
Darüber hinaus gibt es allerlei Legenden von einem angeblichen deutschen Qualitätskontrolleur namens Otto Krüger, Oskar Keller, Otto Krause – diese Geschichte gibt es in verschiedenen Varianten. Das soll ein gründlicher Deutscher gewesen sein, der bei Ford oder bei anderen Firmen gearbeitet hat. Und wenn er etwas geprüft und für gut befunden hat, soll er das mit seinen Initialen "O.K." abgezeichnet haben. Diese Geschichte hat sich im deutschsprachigen Raum lange gehalten, doch Belege dafür gibt es keine.
Ohne Beleg: Die "Buchdrucker-Hypothese"
Das gleiche gilt für eine weitere Hypothese, auf die uns zahlreiche Nutzer aufmerksam gemacht haben. Demnach soll die frühe Buchdruckerbranche in New York von deutschen Buchdruckern dominiert gewesen sein. Sie hätten ein druckfertiges Werk mit dem Kürzel "o.K." abgesegnet - das habe für "ohne Korrektur" gestanden. Eine verlässliche Quelle dafür habe ich allerdings nicht gefunden. Gegen diese Hypothese spricht zum einen, dass der älteste schriftliche Beleg nun einmal 1839 aus Boston stammt, wo deutsche Auswanderer um diese Zeit nur eine untergeordnete Rolle spielten.
Der bedeutendenste deutsche Buchdrucker vor diesem Zeitpunkt Johann Christoph Sauer, der im 18. Jahrhundert in Germantown (Philadelphia) Bibeln druckte. Sollten er oder andere seiner Zunft "o.K." verwendet haben, wäre zu erwarten, dass es dafür eine Beleg oder einen klaren Hinweis gibt. Und selbst wenn es ein internes Kürzel gewesen wäre - wie gelangte es dann in die breite nicht-deutschsprachige Öffentlichkeit?
Insofern gehört auch diese Hypothese zu den zahlreichen Mutmaßungen, für die es allerdings wenig Belege gibt.
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