Geflügeltes Wort

"Ich kenne meine Pappenheimer" – Woher kommt das?

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Autor/in
Rolf-Bernhard Essig
Rolf-Bernhard Essig

Friedrich Schiller: Wallenstein

Dieses geflügelte Wort stammt aus "Wallenstein" bzw. der Wallenstein-Trilogie von Friedrich Schiller. Wallenstein sagt da an einer Stelle, als sich die Pappenheimer ein bisschen unklar darüber sind, ob sie zu Wallenstein halten sollen oder nicht: "Ich kenne meine Pappenheimer."

Das bedeutet, er weiß genau, wie sie sind, er kennt sogar einzelne Personen dieses Regimentes. Es handelt sich um das Regiment der Pappenheimer, die unter Wallenstein in seinem Heer tatsächlich gekämpft haben und eine Art Elitekampftruppe waren. Er sagt also, "daran erkenne ich meine Pappenheimer" – an ihrer Gesinnung; ich kenne aber auch jeden Einzelnen.

Pappenheimer und Wallenstein täuschen sich bei Schiller ineinander

Das Interessante ist: Im Stück selbst wird sich herausstellen, dass sowohl die Pappenheimer sich in Wallenstein täuschen als auch Wallenstein sich in den Pappenheimern täuscht.

Redensart drückt heute Misstrauen aus

Nichts desto trotz wurde es sehr oft verwendet, man sagte: "Ich kenne meine Pappenheimer." Eigentlich hat man damit gemeint: "Ich weiß, wie die sind." Aber jetzt sagt man das ja auch misstrauisch nach dem Motto: "Bei dem weiß ich schon, dass das für mich nicht angenehm sein wird – ich kenne meine Pappenheimer."

Es ist auch eine halbe Drohung und hat sich im Lauf der 150, 200 Jahre sehr stark verändert. Das ist nicht untypisch für Sprichwörter und Redensarten, dass sie ein eigenes Leben führen. Gerade, wenn man sie ironisch verwendet, können sie ganz anders heißen. Man kennt ja auch: "Das passt wie die Faust aufs Auge" – das kann man ja inzwischen positiv wie negativ verwenden.

Passt die Faust aufs Auge oder nicht?

Ich hatte mal das Vergnügen, in einer Sprichwörtersendung des SWR neben Regina Halmich zu sitzen. Und da sagte sie: "Wieso, die Faust passt doch aufs Auge!?" Und für eine Boxerin stimmt das ja auch. Wenn man aufs Auge getroffen hat, dann ist das ein prima Schlag. Aber ursprünglich hieß es natürlich: "Das passt nicht." Aber wenn man das ironisch sagt, dann wird es auf einmal passend.

Das Ironische heißt ja, dass man etwas einfach ins Gegenteil dreht und dabei jeder weiß, was gemeint ist. Wenn man aber den Zusammenhang nicht mehr kennt, dann denkt man: "Ja, die Faust passt aufs Auge" – ohne nachzudenken.

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Das Wort kommt aus der hebräischen Bibel, also dem "Alten Testament“, und zwar aus dem zweiten Satz. Der erste lautet bekanntlich: Am Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde. "Bereschit bara Elohim et haSchamaim we‘et ha‘arez“, und dann geht es gleich weiter: va ha‘arez hajita tohu vavohu. Und die Erde war wüst und leer. Dieses "wüst und leer“ ist somit nichts anderes die Lutherübersetzung des biblischen "Tohuwabohu“ ("b“ und "v“ werden im Hebräischen durch den gleichen Buchstaben dargestellt)
"Tohu“ bedeutet so viel wie "leer“, "vohu“ entspricht dem deutschen Begriff öde oder eben wüst. Und das "wa“ heißt einfach nur "und“. Also eigentlich steht da, strenggenommen nicht: Die Erde war wüst und leer, sondern umgekehrt: leer und wüst. Aber die Freiheit hat sich Luther genommen.
Diesen Ursprung des Ausdrucks kennen heute viele nicht mehr – heute ist Tohuwabohu einfach ein Synonym für Chaos – was ja in der Bibel auch gemeint war: Die Welt war völlig unsortiert. Es gab keine Trennung von Land und Wasser, noch nicht einmal von Licht und Finsternis. Das war das Tohuwabohu der Bibel.
Sprachlich interessant ist auch, dass der Bibeltext zwei klanglich ähnliche Wörter verwendet, eben "tohu“ und "bohu“. Das ist ein sprachliches Stilmittel, ein "Homoioteleuton“ – das kennen wir im Deutschen auch in Ausdrücken wie: "Klein, aber fein“, "richtig und wichtig“, "Lug und Trug. Aber diesen Gleichklang von Tohuwavohu ins Deutsche zu übertragen, das hat selbst der sprachverliebte Martin Luther nicht geschafft. Auf "wüst“ reimt sich nun mal nichts Passendes. Wenn man es drauf anlegt, könnte man texten: Die Erde war öde und schnöde … aber das trifft nicht wirklich den Zustand des Tohubabohu. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

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