Die Gäste bei Michael Steinbrecher:
Viele Jahre lebte Christine Thürmer nach dem Motto: „Schneller, höher, weiter.“ Nachdem die erfolgreiche Managerin entlassen wurde und ein guter Freund einen schweren Schlaganfall erlitt, begann sie ihre Träume zu verwirklichen und ging auf Wanderschaft. Mittlerweile ist sie mit fast 50.000 Kilometern die meistgewanderte Frau der Welt: „Das Einzige, das einem draußen Grenzen setzt, ist die Natur, ansonsten bin ich völlig selbstbestimmt. Beim Wandern habe ich unglaublich viel Freiheit.“
Wolfgang Schreil
Zwischen Tannen und Tieren lebt Wolfgang Schreil in tiefer Verbundenheit mit der Natur. Der Wald ist für das bayerische Urgestein Kraftquell und Freiheit zugleich. Und so liegt „Woid Woife“ auch das Wohlergehen der Waldbewohner am Herzen. In einem Bauwagen mitten im Grün pflegt der ehemalige Totengräber verletzte Tiere, bis er sie in die Freiheit entlassen kann: “Das ist ein ganz wunderbares Gefühl. Nicht nur dieses Tier fühlt sich dann frei, auch ich fühle mich frei.“
Wolfgang Welsch verbrachte nach einem missglückten Fluchtversuch fast sieben Jahre in DDR-Gefängnissen. Dort war er der Willkür der Stasi-Beamten ausgeliefert und Opfer grausamer Foltermethoden. Den Tag, an dem er von der Bundesrepublik freigekauft und mit 40 Mithäftlingen in den Westen gebracht wurde, wird der Politologe nie vergessen: “Die jahrelange Sehnsucht nach Freiheit erfuhr eine so eindrucksvolle, auch stille Antwort. Nach der endlosen Tortur waren wir endlich frei. Es war wie eine Erlösung.”
Seit ihrer Jugend war Sherab Palden von der inneren Freiheit des Buddhismus fasziniert. Doch erst einmal kostete sie das weltliche Leben aus, studierte und bekam zwei Kinder. 2012 fasste sie dann den Entschluss, gemeinsam mit ihren Töchtern in ein buddhistisches Kloster zu gehen. Dort übt sie sich seitdem in aller Abgeschiedenheit in radikaler geistiger Freiheit: “Ich habe in den letzten Jahren eine ganz andere Lebensqualität bekommen und einen inneren Reichtum, den ich vorher als weltliche Person nicht gekannt habe.”
32 Jahre lebte Peter Reischer auf einem Bauernhof in einer sektenähnlichen Gemeinschaft. Angeführt wurde die Kommune von einem charismatischen Künstler, der durch Manipulationen und Erniedrigungen seine Anhänger gegeneinander ausspielte und dadurch in Schach hielt: „Ich arbeitete unentgeltlich als Grafiker, hatte weder Privatsphäre noch Kontakt zur Außenwelt. Die Mitglieder wurden durch eine strenge hierarchische Hackordnung und ein Spitzelsystem kontrolliert “ Erst durch eine Zufallsbegegnung schaffte der heutige Journalist den Absprung in ein freies Leben.
Für die Philosophin Dr. Rebekka Reinhard ist Freiheit der zentrale Aspekt, der unser Leben im besten Sinn auf den Kopf stellen sollte. Ob es nun das Loslösen von gesellschaftlichen Erwartungen, alten Denkmustern, Lebensstilen oder aus unliebsamen Beziehungen und Strukturen ist. Die philosophische Beraterin ist sich sicher: “Jeder Mensch muss sich irgendwann in seinem Leben fragen, wie er frei sein kann.”
Literatur zu Sendung:
Christine Thürmer
Wolfgang Welsch
Wolfgang Schreil/Woid Woife
Wolfgang Schreil Woid Woife
Dr. Rebekka Reinhard