Etwas mehr als jeder zweite Fisch, der auf der Welt gegessen wird, ist nicht mehr frei im Meer oder in Seen umhergeschwommen, sondern stammt aus Aquakultur. Also aus Becken oder Teichen, in denen die Fische von Menschenhand eingesetzt und gemästet werden.
Als Kompromiss zwischen Überfischung und Fischzucht ohne Rücksicht auf Tier und Umwelt gilt deshalb Fisch aus nachhaltiger und ökologischer Aquakultur.
Woran Verbraucher nachhaltige Fischzucht erkennen können
Lachse, vollgepumpt mit Antibiotika oder tropische Mangrovenwälder, abgeholzt für Garnelen-Zucht-Becken – Aquakultur bringt viele ökologische Probleme mit sich. Und trotzdem glaubt Florian Antony „dass es durchaus eine gute, nachhaltige Produktion von Aquakultur geben kann.“
Der Wissenschaftler forscht am Öko-Institut in Freiburg zum Thema Aquakultur, und empfiehlt jedem, der im Supermarkt nachhaltigen Fisch sucht, einen genauen Blick auf die Verpackung. Denn dort finden sich mittlerweile eine Reihe von Siegeln.
Die wichtigsten drei Label für Fisch
- Das grün hinterlegte, staatliche EU-Bio-Siegel
Gibt es seit 2009 und ist der Versuch, die unterschiedlichen Standards in Europa zu vereinheitlichen. Wie viele Produkte das EU-Bio-Logo derzeit tragen, wird von den Behörden nicht erfasst.
- Das türkisfarbene ASC-Siegel
Gegründet vom WWF und der niederländischen Initiative für nachhaltigen Handel, ist das ASC-Siegel in Deutschland derzeit auf über 2.300 Produkten zu finden.
- Das Naturland-Siegel mit den grünen Blättern
Bekannt von Milchprodukten, Backwaren, Gemüse oder Obst vergibt der Anbauverband Naturland sein Naturland-Siegel auch für Forellen, Shrimps oder Pangasius. Derzeit sind rund 200 solcher Aquakultur-Produkte mit Naturland Zeichen im Handel.
Was diese Siegel für Fisch bieten:
Diese Siegel darf nur Fisch tragen, der nach genau festgelegten Kriterien gehalten wurde. Zum Beispiel ist festgelegt, dass weniger Tiere in den Becken schwimmen als in konventioneller Aquakultur. Und auch der Umgang mit Futter, Antibiotika und Hormonen ist geregelt – je nach Siegel aber mehr oder weniger streng.
Was die drei Label unterscheidet:
Vor allem eine Frage gilt in der Aquakultur als Knackpunkt, sagt Florian Antony vom Öko-Institut: „Wie kommen wir an das Futter für die Fische?“ Denn die meisten Fische sind Raubtiere, fressen also wiederum selbst Fische. Umweltschützer halten es für absurd, die Fischbestände im Meer zu plündern, daraus Fischmehl oder -öl herzustellen, und das dann wiederum in Aquakulturen zu verfüttern.
ASC- und EU-Siegel lassen das aber in gewissem Umfang zu. Laut ASC bemüht man sich aber, dass dieser Futteranteil zumindest „zu einer nachhaltigen Fischerei zurückverfolgt werden kann.“ Außerdem entwickele man derzeit einen eigenen Futtermittelstandard für eine bessere Transparenz und Rückverfolgbarkeit der Futterbestandteile. ASC-Fisch darf außerdem mit gentechnisch-verändertem Soja gefüttert werden.
Schon diese Punkte bringen dem ASC viel Kritik von Umweltschutzorganisationen ein. Daneben kritisiert der BUND auch eine zu hohe zulässige Besatzdichte mit Fischen. Der NABU stört sich an den schwachen Vorgaben für den Einsatz von Medikamenten.
Der WWF räumt ein, dass das ASC-Siegel, das er selbst mit initiiert hat, eine Kompromisslösung ist. „Das ASC-Label wird deshalb kein 'Premium'-Label … werden“, heißt es auf den Internetseiten der Organisation.
Dosen-Thunfisch Kann man noch guten Gewissens Thunfisch essen?
Thunfisch ist einer der beliebtesten Speisefische unter deutschen Verbrauchern. Wie steht es um die Gefährdung des Fisches und worauf kann man beim Kauf achten?
Als ein solches „Premium-Label“ gilt dagegen das Naturland-Siegel: Die Kriterien sind wesentlich strenger als beim ASC- oder dem EU-Logo, unter anderem darf hier nur Fisch verfüttert werden, der aus Resten der Fischverarbeitung stammt – ein Riesen-Pluspunkt und mit ausschlaggebend für das Ergebnis unseres Vergleichs.
Das Fazit des Siegel-Vergleichs:
Wenn schon Fisch aus Aquakultur, dann mit dem strengen Naturland-Siegel, dem strengsten und zuverlässigsten Label. Das ist die weitgehend einhellige Meinung von Umwelt- und Verbraucherschützern. Fisch mit ASC- und EU-Logo gilt als weniger nachhaltig – aber immerhin noch als Fortschritt im Vergleich zu Produkten ganz ohne Siegel.