Bakterien und Schimmel in der Küche

Wie hygienisch sind Schneidebretter aus Holz oder Plastik?

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Autor/in
Barbara Hirl
Onlinefassung
Hanna Spanhel

Ein Labortest zeigt: Viele Schneidebretter in der Küche aus Holz oder Plastik sind mit Keimen belastet. Welches Brett sich wofür eignet, was man bei der Reinigung beachten sollte.

Es gibt sie aus Holz und Plastik, aus Glas, Marmor oder Titan: Schneidebretter sind in der Küche unverzichtbar - und in vielen Haushalten täglich in Gebrauch. Auf ihnen werden Gemüse und Obst ebenso geschnitten wie Fleisch, Fisch oder Geflügel, Knoblauch und Zwiebeln.

Bleiben die Bretter trotzdem hygienisch – oder tummeln sich auf ihnen auch Keime, selbst wenn man sie gut saubermacht? Welche Art von Schneidebrett eignet sich eigentlich wofür – und was muss bei ihrer Reinigung beachtet werden?

Schneidebrett für die Küche - Holz oder Plastik: Wo die Keime wachsen

Grundsätzlich ist klar: Küchenbretter sind durchaus anfällig für Keime. Diplom-Biologe Ulrich Maier arbeitet im Biologischen Mess- und Analyselabor in Bochum und prüft hier regelmäßig Alltags- und Bedarfsgegenstände. Im Gegensatz zu normalen Küchenoberflächen habe man bei Brettchen das Problem, dass sie deutlich stärker beschmutzt würden, weiß der Experte.

Durch das häufige Schneiden entstehen in Schneidebrettern aus Holz oder Kunststoff Rillen und Kerben. Orte also, an denen Keime sich gut ansiedeln können. Schneidebretter aus Stein, Titan oder Glas sind zwar nicht so anfällig und lassen sich gut reinigen - sie sind allerdings auch sehr hart, weshalb sie Küchenmesser schnell abstumpfen lassen.

Viele Menschen setzen deshalb auf Holz- und Kunststoff-Schneidebretter. Auch Fachleute empfehlen das – raten zugleich aber zum richtigen Umgang, vor allem in Sachen Hygiene.

Holz gilt als antibakteriell, braucht aber spezielle Pflege

Schneidebretter aus Holz sehen schön aus und haben den Vorteil, dass sie aus einem nachwachsenden Rohstoff hergestellt wurden. Auch in punkto Hygiene sieht der Mikrobiologe Professor Markus Egert von der Hochschule Furtwangen Vorteile. Denn Holz quelle leicht auf, wenn Wasser darauf komme – so könnten Unebenheiten oder Rillen in den Brettern mit der Zeit wieder ausgeglichen werden. „Das kann so ein Plastikbrettchen nicht - da bleiben die Rillen da“, so der Hygiene-Experte.

Ein weiterer Pluspunkt: Manche Holzarten wie etwa Eiche, Bambus oder Olivenholz enthalten sekundäre Pflanzenstoffe, die antimikrobiell wirken können. Dennoch sind auch solche Schneidebretter nicht für alle Lebensmittel geeignet. Problematisch kann es etwa bei Fleisch werden, insbesondere bei Geflügelfleisch. Hierfür sollte man ein Schneidebrett aus Plastik nutzen, sagt Markus Egert.

Denn Holzbretter können nicht so heiß gereinigt werden und sie sind nicht spülmaschinenfest. Durch den intensiven Kontakt mit Wasser, die hohen Temperaturen und das Reinigungsmittel wird das Material angegriffen. Ein Grund übrigens auch, warum für Lebensmittel mit starken Gerüchen – wie Zwiebeln oder Knoblauch – oder abfärbende Lebensmittel eher Kunststoff-Schneidebretter empfohlen werden.

Nicht alle Schneidebretter aus Plastik dürfen in die Spülmaschine

Bei der Zubereitung von rohem Fleisch landen besonders viele, mitunter auch krankmachende, Keime auf dem Schneidebrett. Hier empfehlen Fachleute daher hitzebeständiges Plastik. „Das Gute ist: So ein Kunststoffbrett kann ich bei 60 oder 65 Grad in der Spülmaschine waschen“, sagt Mikrobiologe Egert. Ab dieser Temperatur lassen sich Keime abtöten – wichtig ist dazu allerdings, nicht das Öko-Programm der Spülmaschine zu verwenden.

Und: Nicht alle Küchenbrettchen können bedenkenlos in der Spülmaschine gereinigt werden, weiß Daniela Krehl von der Verbraucherzentrale. Auf die Kennzeichnung komme es an – und hier müsse man genau unterscheiden.

„Spülmaschinengeeignet“ bedeutet der Expertin zufolge zunächst nur, dass man das Brett laut Hersteller in der Spülmaschine waschen kann. Zu Verfärbungen oder abblätternden Belägen könne es trotzdem kommen.

Wenn die Spülmaschine versagt So bekommen Sie ein verfärbtes Scheidebrett wieder sauber

Ob frische Tomaten, Curry-, Kurkuma oder Paprika-Pulver – die Spuren jeglicher Küchenarbeit sind auf Scheidebrettern gerne deutlich zu sehen und trotzen selbst dem Intensiv-Spülgang in der Maschine. Wir sagen Ihnen, wie Sie Ihr Schneidebrett ohne Chemie sauber bekommen.

Vorteil von Schneidebrettern aus Kunststoff: oft spülmaschinenfest

Besser sei es, rät Daniela Krehl, auf die Bezeichnung „spülmaschinenfest“ zu achten. Hier gibt es klare Vorgaben für die Hersteller, was die Brettchen aushalten müssen, ohne dass es zu Veränderungen kommt.

Und bei welchen Brettchen ist man auf der sicheren Seite? Am besten greift man bei Kunststoff zu Brettern aus Polypropylen, PP genannt. Das hat gleich mehrere Vorteile: Es ist bis zu 100 Grad hitzebeständig, resistent gegenüber Reinigungsmitteln und verformt sich auch nicht in der Spülmaschine.

Unhygienisch und auch ungesund? Schneidebretter im Labortest

Wie unhygienisch sind im Alltag verwendete Schneidebretter wirklich – und kann das sogar gesundheitsgefährdend sein? Um das zu prüfen, hat Biologe Ulrich Maier 16 Bretter aus mehreren Haushalten im Labor untersucht.

Vier der Schneidebretter, sagt er nach dem Test, seien „hygienisch deutlich auffällig“ gewesen: Hier fand der Fachmann jeweils eine erhöhte Bakterienzahl – und teils eine erhöhte Zahl an Darmbakterien. Ein weiteres Brett sei stark mit einer Schimmelpilzart belastet gewesen.

Die auffälligen Proben stammten sowohl von Holz- als auch Plastikbrettchen. „Am meisten überrascht haben mich die Ergebnisse bei einem Brettchen aus Kunststoff, das regelmäßig in der Geschirrspülmaschine gereinigt wird“, sagt Ulrich Maier. Hier habe er eine erhöhte Zahl an Bakterien, auch Darmbakterien, gefunden. „Ich hätte erwartet, dass durch die Reinigung in der Geschirrspülmaschine deutlich weniger Keime auf der Oberfläche zu finden sind", sagt er.

Bakterien können Magen-Darm-Infekte auslösen

Küchenhygieneexperte Professor Markus Egert mahnt mit Blick auf die Laborergebnisse durchaus zur Vorsicht. Er meint: Im Lebensmittelbereich dürfte man mit einigen der untersuchten Brettchen gar nicht mehr arbeiten. Gerade durch die Darmbakterien, die auf mehreren Brettern gefunden wurden, könne es durchaus zu Magen- und Darminfekten kommen, sagt er.

Solche Darmbakterien können aus dem Verdauungstrakt von Tieren oder Menschen kommen – und stammen dem Experten zufolge im Falle der verunreinigten Schneidebretter vermutlich von rohem Fleisch, das darauf geschnitten wurde.

Schneidebrett richtig reinigen – so geht’s

Mit einer gründlichen Reinigung lässt sich die Keimbelastung auf den Küchenbrettchen deutlich reduzieren. Am besten schrubbt man das Brettchen mit Spülmittel und spült es anschließend mit fließendem, heißem Wasser mehrfach ab.

Wichtig sei auch, dabei eine Spülbürste und keinen Schwamm zu benutzen, sagt Hygiene-Experte Professor Markus Egert: „Der Schwamm enthält Millionen von Keimen, damit mache ich das Brettchen unter Umständen dreckiger als es vorher war.“ Die Bürste hingegen könne man gut trocknen lassen und auch in der Spülmaschine waschen.

Sicher ist sicher: verschiedene Farben bei Kunststoffbrettchen

Aus hygienischen Gründen kann es auch ratsam sein, Kunststoffbretter in verschiedenen Farben zu nutzen. Etwa ein blaues Brettchen für Fisch, ein gelbes für Geflügel, ein rotes für anderes Fleisch. So gelangen die Keime vom Fleisch nicht auf das Gemüse, das später vielleicht roh gegessen wird.

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