Aldi, Edeka & Co.

Preistricks bei Lebensmitteln: Wie günstig sind “Knüller-Preise” oder “Super-Spar-Angebote" wirklich?

Stand

Von Autor/in Wolfgang Weber

Warum “reduzierte” Spar-Preise manchmal sogar teurer sind und was es mit "Beispiel-Preisen" auf sich hat.

Super-Knüller, Top-Angebot, Spar-Preis – was nach richtig Geldsparen klingt, dient häufig allein dem Handel. Nämlich dazu, uns in die Filialen zu locken. Ob wir dabei etwas sparen, ist oft schwer ersichtlich oder fraglich.

Der Beispiel-Preis  

Er zählt zu den neuesten Handelstricks. Beispiel-Preise finden sich insbesondere auf Preisschildern an der Fisch- oder Fleischtheke, aber inzwischen auch in der Obst- und Gemüseabteilung . Angegeben wird ein – vermeintlich günstiger – Preis. Er ist allerdings kein Stückpreis, sondern bezieht sich – und das ist für viele Kunden und Kundinnen nicht klar ersichtlich – auf ein ganz bestimmtes Beispiel-Gewicht der Ware.

Entdeckt bei: Aldi Süd 

Eine MARKTCHECK-Zuschauerin entdeckt den Beispiel-Preis bei Aldi Süd in der Gemüseabteilung: 88 Cent kostet ein Fenchel – allerdings nur dann, wenn er exakt 260 Gramm wiegt. Häufig sind die Knollen aber größer und können also auch mal das doppelte oder mehr kosten. In unserem Beispiel wiegt die Knolle 458 Gramm, kostet mit 1,55 Euro also deutlich mehr als die 88 Cent.

Der Haken

Nur die wenigsten Kundinnen und Kunden können das genaue Gewicht schätzen oder verwenden beim Einkauf einen Taschenrechner. Beispiel-Preise bei Lebensmitteln findet der Handelsexperte Andreas Kaapke von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg ein Unding. Kaapke beschäftigt sich seit Jahren mit der Preisgestaltung von Händlern: „Der Kunde erwartet einen Kilo-, Hundert-Gramm-Preis oder einen Stückpreis. Nicht jeder ist ein Mathe-Genie und nicht jeder hat die Zeit und die Lust, irgendwas umzurechnen.”

Beim alltäglichen Kauf von Lebensmitteln wollen wir schnelle Entscheidungen treffen können, so Kaapke, da seien Beispiel-Preise nicht sinnvoll. 

Ein häufiger Preis-Trick bei Obst und Gemüse: der so genannte "Beispiel-Preis".
Bei Obst und Gemüse sind Beispiel-Preise ein "Unding", so Handelsexperte Kaapke.

 Klage gegen Aldi Süd

Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg hat gegen diese Art der Preisauszeichnung von Aldi geklagt. Preise müssten klar erkennbar sein, sagt Sabine Holzäpfel von Verbraucherzentrale Baden-Württemberg: „Es gibt das Gebot der Preisklarheit und Wahrheit. Und deshalb ist es aus unserer Sicht nicht zulässig, wenn ich einen Beispiel-Preis habe, aber es auch Stücke gibt, die mehr wiegen, also ich am Ende mehr bezahle.“ Eine gerichtliche Entscheidung steht in der Sache noch aus.

Das sagt Aldi Süd dazu

Aldi Süd schreibt uns: „Bei ihrer genannten Abbildung handelt es sich um einen bedauerlichen Einzelfall.“ Und weiter: „Bei ALDI SÜD werden unverpackte Obst- und Gemüseartikel grundsätzlich mit Stück- oder Kilopreisen angeboten. Beispielpreise werden nur bei losen Artikeln eingesetzt, die in offenen Schalen angeboten werden - beispielsweise bei Sonnentomaten in einer offenen Schale mit einem ungefähren Packgewicht von 500g. Auch der Artikel Fenchel wird in allen Filialen mit einem Kilopreis ausgezeichnet."

Der Super-Knüller-Preis

Beispiel-Preise sind nicht der einzige Weg, wie Lebensmittelhändler ihre Kunden mit schön klingenden Preisangaben locken. Es gibt auch die Knüller-Preise, Mega-XXL-Angebote, Super-Knüller, Super-Spar-Angebote, Tiefpreis-Highlights... 

Der Haken

Damit verbänden Kunden einen reduzierten Preis, sagt Handelsexperte Kaapke: “Aber es sind keine geschützten Begriffe. Man kann nicht einklagen, dass ein Begriff wie „Aktion“ oder „Knüller“ oder „Superspar“ automatisch eine Reduktion von so und so viel Prozent hat.“ 

Der Reduziert-Preis: “Um 15 %, 20 %, 30 % reduziert” 

Wenn beim Preisabschlag eine konkrete Prozentzahl steht, gibt es seit knapp drei Jahren eigentlich eine gesetzliche Vorgabe: „Immer, wenn eine Preis-Reduzierung angegeben oder beworben wird, also zum Beispiel minus 30 Prozent, muss ich die Info bekommen: was hat das denn innerhalb der letzten 30 Tage gekostet? Das dient dazu, dass man diesen Preisvorteil tatsächlich einordnen kann“, erläutert Verbraucherschützerin Holzäpfel. 

Der Haken

Die Preis-Reduktion ist oft nicht wirklich ein Spar-Preis. Denn Händler erhöhen manchmal für kurze Zeit die Preise, um sie dann optisch umso deutlicher senken zu können.

Beispiel: Der Normalpreis einer Tafel Schokolade beträgt 1 Euro. Wenn der Händler sie im Angebot für 80 Cent verkauft, kann er also schreiben „-20%“. Erhöht der Händler den Preis aber für kurze Zeit auf 1 Euro 20 und reduziert dann auf 80 Cent, steht im Angebot „-33%“. Das sieht dann wesentlich verlockender aus

Der niedrigste Gesamt-Preis

Edeka gibt in seinen Prospekten bei Sonderangeboten eine Prozentzahl an, daneben ein Sternchen: Ein Hinweis auf den Text, der sehr klein am Rand des Prospekts steht: Der niedrigste Gesamtpreis der letzten 30 Tage.  

 Der Haken

Die Schrift am Rand ist winzig klein – dass der “niedrigste Gesamtpreis der letzten 30 Tage” hier kommuniziert wird, ist vielen nicht bekannt. Verbraucherinnen und Verbraucher nehmen den klein gedruckten Text am Rand häufig gar nicht wahr.

Entdeckt bei: Edeka

Der Super-Knüller ist in unserem Beispiel identisch mit dem niedrigsten Preis der letzten 30 Tage. Die Preis-Ersparnis im Vergleich zu einem Preis aus den Vorwochen ist also gleich 0.

Weiteres Beispiel: MARKTCHECK entdeckt ein Lachsfilet-Angebot bei Edeka. Der “Super-Knüller-Preis”: 2 Euro 79 – und damit teurer als der günstigste Preis der vergangenen 30 Tage. Da waren es nämlich schon mal nur 2 Euro 49!

Dreiste Irreführung”, findet das Verbraucherschützerin Holzäpfel. “Mit einem Preisvorteil zu werben, wenn ich im Kleingedruckten – wenn ich es lesen kann – erfahre, dass das innerhalb der letzten dreißig Tage schonmal günstiger war. Dieser angebliche Knüllerpreis ist ja tatsächlich keiner“, so Holzäpfel. 

Das sagt Edeka dazu

Auf Nachfrage teilt Edeka mit: „Wie bei anderen Artikeln auch, variiert bei Fisch und Meeresfrüchten die am Markt verfügbare Menge, weshalb die Einkaufskonditionen sowie die Verkaufspreise permanenten Schwankungen unterliegen. Der damals niedrige Preis war damit begründet, dass dieser nur drei Tage (von Donnerstag bis Samstag) gültig war.“

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Wolfgang Weber