Queeres Engagement in allen Teilen der Gesellschaft
Fast 80 Vertreter:innen von LGBTIQ+-Initiativen und Verbänden, aus Politik, Unternehmen und Beratungsstellen genauso wie aus Kirche oder Sportvereinen nahmen an dem Online-Event teil. Sie setzen sich in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz überwiegend ehrenamtlich für eine bessere gesellschaftliche Sichtbarkeit sowie für Information und Beratung der LGBTIQ+-Community ein.
LGBTIQ+-Themen in Sendungen des SWR
Nach der Begrüßung durch Moderator Markus Pfalzgraf – selbst Mitglied queerer Netzwerke – gaben SWR-Redaktionen Impulse zu ihrer Arbeit. Da sind beispielsweise die Berichte über den CSD in Freiburg genauso wie die Doku-Serie „Drags of Monnem“ mit Einblicken in die traditionsreiche Mannheimer Travestieszene. Die Reportage „2 Väter, 3 Babys“ begleitet ein schwules Paar auf dem Weg zur eigenen Familie, „Das Werden der Anna Roth“ zeigt Ausschnitte aus dem Leben der Trans-Frau Anna. Oder auch der Instagram-Account „SWR-Heimat“, der regelmäßig Diversity-Themen aufgreift. Dazu kommen interne Events wie zum Beispiel der Diversity-Talk, vorgestellt von Anna Koktsidou, der SWR-Beauftragten für Vielfalt und Integration.
Stereotype und Gendersensibilität in der Sprache
Der anschließende Austausch drehte sich zunächst um das Hinterfragen eigener Stereotype in der journalistischen Arbeit und die verwendeten Begriffe. Formulierungen wie „wechselt das Geschlecht“ oder „im falschen Körper“ verstärkten Vorurteile und grenzten aus, hoben einige Teilnehmende hervor. Der Begriff „Geschlechtsangleichung“ sei hier vorzuziehen. Anna Koktsidou erklärte, dass der SWR sein eigenes queeres Netzwerk und Fortbildungen einsetzt, um Redaktionen bei ihrer Arbeit zu begleiten. Auch der Leitfaden „Gendersensible Sprache“ verstärke das Bewusstsein für die Thematik. Zudem werde queeren Themen in zahlreichen SWR-Sendungen und -Formaten Raum gegeben – wobei selbstverständlich die journalistische Unabhängigkeit zu wahren sei, sagte Axel Graser, Leiter des SWR-Studios in Stuttgart und Mitglied des Vielfaltsausschusses.
Sichtbare Vielfalt im Alltag
Queere Menschen in Berichte über Alltagsthemen zu integrieren, war ein weiteres Anliegen der LGBTIQ+-Community: Also zum Beispiel bei einer Reportage über Familien im Corona-Stress eine Regenbogenfamilie zu zeigen. Oder Filmrollen so zu besetzen, dass Queer-Sein als alltäglich abgebildet wird. Bei Themen wie dem neuen Selbstbestimmungsgesetz wurde angeregt, beispielsweise Talkshows ausgewogener zu besetzen, um die Position der queeren Community besser zu berücksichtigen.
Input für die journalistische Arbeit
Eine intensive Diskussion, die für die Gäste und den SWR sehr informativ und inspirierend war – so das Fazit von Anna Koktsidou: „Für mich als Beauftragte für Vielfalt war wichtig zu sehen: Wir stellen uns als Unternehmen bedeutsamen gesellschaftlichen Fragen und wir haben auch Antworten darauf.“ Auch für Axel Graser, Leiter des SWR-Studios Stuttgart, war es ein guter Austausch zu einem sehr komplexen Thema: „Deutlich wurde, dass der Anspruch der queeren Community und unsere redaktionelle Wirklichkeit - was setzen wir wie um - nicht automatisch übereinstimmen. Austausch fördert da das gegenseitige Verständnis.“ Und SWR Rundfunkrat Dejan Perc ergänzte: „Ich finde es klasse, dass der SWR zu diesem Gespräch eingeladen und eine Diskussionsplattform geboten hat. Der Austausch hat sicherlich dazu beigetragen, dass beide Seiten füreinander sensibilisiert wurden. Klar ist allerdings auch geworden, dass am Ende die redaktionelle Freiheit und journalistische Unabhängigkeit Grenzen setzen.“