Regionaljournalismus ist unverzichtbar
„Wir brauchen sie mit der Regionalberichterstattung dringender denn je!“ Mit einem Plädoyer für regionalen Journalismus eröffnete die Freiburger Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer die Diskussionsrunde. „Wir treten alle an, um nicht nur einen Job zu machen, sondern auch, um der gesellschaftlichen Spaltung und Verdrossenheit etwas entgegenzuhalten“, so Schäfer weiter. Für die Kommunalen seien dabei die SWR Expertinnen und Experten, die in den Regionalstudios arbeiten und sich in den Gemeinden auskennen, Gold wert. Ihre eindringliche Bitte: „Kürzen Sie nicht den Raum für regionale Nachrichten.“
Das habe der SWR auch nicht vor, kam die prompte Antwort von SWR Landessenderdirektorin Stefanie Schneider. Regionalität gehöre zur DNA der öffentlich-rechtlichen Sender und eben sei die Sendung „Landesschau“ sogar verlängert worden. Nichtsdestotrotz werde das ein oder andere Format nicht fortgesetzt werden können, da der SWR Mittel umschichten müsse, um mehr in jüngere Zielgruppen und digitale Plattformen investieren zu können.
Regionale Inhalte punkten auf Social Media
Regionalität sei bei weitem nicht nur etwas für ältere Menschen, so die Landessenderdirektorin weiter: „Jeder ist irgendwo im Land verankert und interessiert sich für die Themen, die dort wichtig sind“. Der SWR will mit regionalen Informationen alle Altersgruppen erreichen und ist auch im Digitalen erfolgreich damit. So wurde Oma Christa (95) aus dem Odenwald zum Star auf dem Instagram-Kanal SWR Heimat und begeisterte die junge Community mit ihrer Aktion, Socken für Bedürftige im Weinheimer Tafelladen zu stricken. 3,9 Millionen Mal wurde das Video mittlerweile angeschaut und im Studiosaal im Stuttgarter Funkhaus wurde es mucksmäuschenstill als die 95-Jährige via Insta-Video erklärte, warum sie sich engagiert und was das mit ihrer persönlichen Geschichte zu tun hat.
Regionales im Ersten: Vom SWR in die Tagesthemen
Bürgermeister Daniel Kohl aus Gammelshausen ermunterte seine Kolleginnen und Kollegen, die SWR Regionalstudios mit Informationen aus den Gemeinden „zu füttern“. Seine kleine schwäbische Gemeinde hatte es nämlich mit dem SWR Beitrag „Häuslebauer-Krise“ bis in die Rubrik „Mittendrin“ in den Tagesthemen geschafft. Inhalt: Immer mehr junge Familien konnten sich durch Inflation und steigende Kosten ein Eigenheim nicht mehr leisten und die Gemeinde blieb auf ihren bereits erschlossenen Bauplätzen sitzen. Zwar waren nicht alle im Dorf von Kohls Offenheit begeistert und der Bürgermeister musste einige Kritik einstecken – die Bauplätze sind inzwischen aber alle verkauft.
Kommunal- und Europawahl sind wichtige Themen
Für viele Gäste sind die Kommunal- und Europawahl im kommenden Jahr ein wichtiges Thema, dem sich der SWR unbedingt intensiv widmen sollte. Landrat Klaus Rückert aus Freudenstadt wies darauf hin, wie schwierig es sei, Kandidatinnen und Kandidaten für die Kommunalwahl zu finden. Der SWR solle in seiner Berichterstattung deutlich machen, dass man so seine Heimat auch mitgestalten könne. Patrick Holl, stellvertretender Geschäftsführer Gemeindetag Baden-Württemberg, forderte die Journalisten und Journalistinnen auf, ehrlich mit kritischen Themen umzugehen und auch Grenzen des Machbaren aufzuzeigen. Die Gemeinden stünden vor großen Transformationsaufgaben wie z.B. der Energiewende. Gerade deren Gelingen werde sich maßgeblich auf kommunaler Ebene entscheiden und diese sei oft weiter als die Bundes- und Landesebene. Landrat Christoph Schnaudigel aus Karlsruhe wünschte sich mehr Wertschätzung für die Kommunalen: „Wenn wir unsere Gemeinderäte und Kreisräte zum Essen einladen ist das keine Steuerverschwendung, sondern ein Ausdruck der Wertschätzung.“ In Bezug auf die Europawahlen erwarte er mehr „Storys“ darüber, wie eng die Grenzregionen schon zusammenarbeiten und nannte ein Pamina-Projekt, das Frauen aus Deutschland ermöglicht, ihre Kinder in französischen Krankenhäusern zur Welt bringen können – und das ohne Abrechnungsprobleme.
Persönlicher Austausch beim Get-together
Im anschließenden Get-together wurden die Themen in persönlichen Gesprächen vertieft. Auch Bürokratie-Abbau, die Jagd nach Klickzahlen, die Unterbringung von Geflüchtenden, Medienkompetenz und Fake-News spielten eine Rolle. Ein fruchtbarer Austausch, der bei allen gut ankam und Lust auf mehr machte. Apropos mehr: Am 7. November gibt es "Kommunalpolitik trifft SWR" im Funkhaus in Mainz.