Als ich bis zum Sommer Chefredakteur bei ARD-aktuell war, wussten die meisten User, dass das der Typ ist, der für die Tagesschau im Fernsehen, auf der Website, in der App und in sozialen Medien zuständig ist. Aber ein Intendant? Was die Chefinnen und Chefs der ARD-Medienhäuser machen, wissen vielleicht doch nicht so viele Leute. Also dachte ich, es könnte nichts schaden, Sie alle an meinem neuen Job ein wenig teilhaben zu lassen – falls es Sie interessiert.
Darauf gekommen bin ich durch die vielen kleinen und großen Begebenheiten in den ersten 100 Tagen meiner Amtszeit. Zum Beispiel die erste Sitzung mit unserer SWR Geschäftsleitung, d. h. den Direktorinnen und Direktoren des SWR. War ein bisschen wie beim ersten Date. Die Runde war natürlich neugierig, wie der Neue so performt. Und ich war leicht nervös, wie das Direktorium auf mich reagiert. Schon nach zwei Wochen hatte ich dann den SWR bei der Sitzung der Intendantinnen und Intendanten der ARD zu vertreten – die große Bühne. Auch nicht ohne. Einer der schönsten Tage war sicher mein zweiter Arbeitstag, den ich unter das Motto gestellt hatte „Gniffke on Tour”. Innerhalb eines Tages habe ich die Standorte Stuttgart, Mainz und Baden-Baden besucht und mich überall vorgestellt und Menschen kennengelernt. Ein ziemlicher Schlauch, aber einfach toll.
Meine kluge Kollegin vom rbb hat mir zum Amtsantritt gesagt: „Du wirst erleben, dass Du als Intendant keine steile Lernkurve hast – sie ist vertikal!” Sie sollte Recht behalten. Der Job ist irrsinnig vielfältig, aber gerade das macht ihn auch so spannend. Auf einmal darf sich der einstige Nachrichten-Junkie auch um ein exzellentes Sinfonieorchester, einen professionellen Chor und um eine Big Band kümmern, daneben um Fernsehfilme und Unterhaltungsshows, um die Mediathek und um erfolgreiche Radioprogramme wie SWR3. Dazu kommt, dass ich für mehr als zehn Mal so viele Menschen wie bei ARD-aktuell Verantwortung trage und ein Budget verwalte, dass etwa 20-mal größer ist. Ich kann Ihnen sagen, da heißt es sehr, sehr schnell zu lernen.
Natürlich habe ich nach den ersten 100 Tagen als Intendant den SWR nicht neu erfunden. Das ist auch gar nicht nötig, weil an ganz vielen Stellen schon ziemlich viel Richtiges passiert. Aber wir müssen uns trotzdem bewegen – allein schon, weil sich die Medienwelt um uns herum so schnell verändert. Und dazu gehört es auch, dass wir kritisch auf unser Angebot gucken. Ist das, was wir machen, noch das, was Sie als Nutzerinnen und Nutzer wollen? Erfüllen wir damit unseren Auftrag eine gesamte Gesellschaft zu informieren, zu bilden und zu unterhalten?
Über all diese Themen möchte ich mit Ihnen ins Gespräch kommen. Weil mir der Austausch mit Ihnen wichtig ist, gibt es nun diesen Blog. Von unterwegs oder aus dem Büro schreibe ich Ihnen von kleinen und großen Ereignissen, die mich bewegt haben, über Diskussionen, die wir führen und über die Dinge, die mich um- und antreiben. Dabei möchte ich nicht nur “senden”, sondern mich auch mit Ihnen austauschen. Bitte schreiben Sie in Ihren Kommentaren, was Sie von diesem Blog, von meiner Arbeit und vom SWR halten. Lassen Sie uns gerne auch mal streiten, wenn wir unterschiedlicher Meinung sind. Sie können sicher sein, dass ich mich nicht mimosenhaft anstelle. Dass wir uns alle aber bei aller Streitlust dabei an die Regeln der Netiquette halten, versteht sich von selbst. Also lassen Sie es uns angehen. Ich freue mich auf Sie!
Ihr Kai Gniffke
Kommentare (12)
Die Kommentarfunktion zu dieser Seite wurde geschlossen.
Lieber Herr Gniffke, erstmal super, dass Sie auch als Intendant weiter bloggen und damit ein direkter Kontakt möglich ist. Denn leider hat man bei vielen Intendanten den Eindruck, dass sie von den eigentlichen Gebührenzahlern komplett abgeschirmt sind (und sein wollen) und auch generell in anderen Sphären leben. Schön, dass es nun SWR Retro gibt und man viele alte Beiträge ansehen kann - ich hoffe, dass sich auch die Rechte bei neuerem Material klären lassen, damit noch mehr Archivschätze hochkommen. Ansonsten wäre es schön, wenn nicht jede LRA eigene Orchester/Bands/Chöre hat - was da an Geld für eine minimale Zielgruppe ausgegeben wird, wird an anderer Stelle viel dringender gebraucht. Ebenso braucht es weniger Hierarchieebenen, wo wiederum Geld versickert und Schwerfälligkeit entsteht. Bei arte sieht man, wie agil ein ÖR-Sender sein kann (quasi die Gnade der späten Geburt).
Die Pierre M. Krause Show ist das Einizige, was ich im SWR schaue. Viele in meiner Generation schauen kaum noch TV, geschweige denn öffentlich-rechtliche Unterhaltungsshows, die PMKS gucken dagegen einige aus meinem Freundeskreis. Würde mich sehr freuen, wenn die Sendung weiter laufen würde und vielleicht sogar einen besseren Sendeplatz bekommt ;)
Vielen Dank für den Kommentar. Ich freue mich, dass so viele Leserinnen und Leser Fans unserer SWR „Pierre M. Krause Show“ sind – schließlich ist öffentlich-rechtliche Unterhaltung ein wirklich wichtiges Element unseres Auftrags, für die Menschen da zu sein. Ohne sie wäre unser SWR Fernsehen nicht das, was es ist. Sie werden unsere bekannten Köpfe also weiterhin bei uns sehen. Die SWR „Pierre M. Krause Show“ können Sie neben unserem SWR Fernsehen auch im ARD Spartensender ONE verfolgen. Alle Ausgaben der Show auf einen Blick finden Sie übrigens auch in der neuen ARD Mediathek: Hier kommen alle Angebote der Dritten und von Das Erste auf unserer neuen Plattform zusammen. Und wenn Sie sich einloggen, bekommen Sie gute Empfehlungen für weitere Sendungen, die sich an Ihrer Vorliebe für die SWR „Pierre M. Krause Show“ orientieren. Schauen Sie rein unter https://www.ardmediathek.de/swr/.
Hallo, Pierre M Krause muss ins Erste! Meine Freunde und ich (Alter: Mitte 20) finden seine Late Night Show das Beste, was man seit Harald Schmidt zu sehen bekommt!
Sehr geehrter Herr Gniffke! Im SWR gibt es eine Late Night Show mit Pierre M. Krause. Gestern lief davon die letzte Folge vor der Winterpause und zum Schluss musste Hr. Krause verkünden, dass er nicht wisse, wann und wie es mit der Show weitergehe. Er ist ein treuer Moderator des SWR und hat neben der Late-Night-Show auch "Krause kommt", ein weiteres fantastisches Format, in dem er Prominente zuhause besucht. Ich finde es fast traurig, dass Pierre M. Krause seit Jahren seitens des Senders kaum unterstützt wird. Für seine Late-Night-Show hat er nur ein sehr kleines Team, das immer kleiner wird, und ein sehr geringes Budget. Trotzdem schafft es das Team Woche für Woche, eine gute Show auf die Beine zu stellen und Stargäste zu bekommen. Gerade jetzt, wo Jan Böhmermann aufhört, könnte Hr. Krause mit mehr Budget und Mitarbeitern eine große Nummer in der Late-Night werden. Liebe Grüße!
Hallo, ich habe gelesen, das der geniale Pierre M. Krause seine Show (vielleicht) verliert. Es gibt soviel überbezalhten Rotz im öffentlich rechtlichen Fernsehen. Herr Krause ist ein Juwel in Ihrem Sender, Sie behandeln ihn, wie ein Hauptschüler. Sie möchten etwas bewegen? Es reicht, wenn seine Fans sich auf das nächste Jahr freuen dürfen. Ich bin froh, ihn 2018 live gesehen zu haben. Grüße aus Berlin
Hallo Herr Gniffke, ich hoffe, Sie haben nicht wirklich vor, die Pierre M. Krause Show zu streichen. Ich bin seit vielen, vielen Jahren Hardcore-Fan dieser Sendung, weil sie gut mit einem kleinen Team gemacht wird. Sie hätte es schon lange verdient ins 'Erste' zu kommen, weil diese Genre in Deutschland fast komplett fehlt, auch vielleicht, weil die Personen fehlen, die solche Shows präsentieren können. PMK versteht es genial mit Witz und Intelligenz, Zuschauer zu begeistern. Ich kann es beurteilen, da ich seit Jahren als Zuschauer im Studio das mit hoher Aufmerksamkeit verfolge. PMK ist genial, darauf können wir bei den öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten stolz sein. Also bitte, tun sie uns das nicht an, diese Produktion aus dem Programm zu streichen. Wenn sie es nicht schaffen, dieses Format ins 'Erste' zu bekommen, lassen sie es wenigstens in den 'Dritten' weiter bestehen.
Ohne die Pierre M. Krause Show wird der Dienstag nicht mehr mein Dienstag auf SWR3 sein. Das sollte man als Intendant wissen.
Hallo, vielen Dank für das Teilen Ihrer Gedanken und das Angebot des Blogs, den ich gerne weiter verfolgen möchte. Leider habe ich den RSS-Feed dafür nicht gefunden? Können Sie mir weiterhelfen? Vielen Dank und viele Grüße.
Über einen RSS-Reader können Sie den Blog abonnieren (URL verwenden). Hinweise auf neue Einträge gibt es auch bei Twitter durch @SWRpresse. Und auch im Newsletter „SWR vernetzt“ (http://x.swr.de/s/newslettervernetzt) wird „Gniffke bloggt“ immer wieder Thema sein.
Ist das die Debattenkultur im ARD-Framing, die sich der hochbezahlte Staatsangestellte vorstellt? 100% Zensur und platte Elogen... Also nichts anderes wie bei der Lügenschau!
Mein Blog und der öffentlich-rechtliche Rundfunk sind transparent und unabhängig. Wir berichten frei von den Interessen Einzelner und sind nur unseren strengen journalistischen Kriterien verpflichtet. Ich als Intendant des SWR möchte mit Ihnen ins Gespräch kommen, Ihre Fragen beantworten und Sie am täglichen Geschehen in Ihrem Sender im Südwesten teilhaben lassen. Über Ihr Interesse daran freue ich mich!
Ist ja total die Hölle los hier. Man kommt gar nicht durch mit seiner Frage. Mannmannmann.
Sehr geehrter Herr Gniffke, ich bedanke mich für ihre Antwort und den Dialog den Sie mit den Zuschauern eingehen. Ich für mich möchte einfach vermitteln dass Fernsehsender wie der SWR im Kernmedium Fernsehen für alle Gruppen ansprechend sein sollte (so weit wie eben möglich). Dass dies von der Planung her nicht einfach und die Schere der Interessen sehr groß ist, ist mir natürlich klar, aber ich hoffe einfach, dass die nötigen Schritte von Ihnen und ihren Mitarbeitern eingeleitet werden, damit dieses Gute Medium nicht irgendwann ausstirbt. Denn die "Jungen" werden auch irgendwann älter und ob man sie dann noch einmal als Zuschauer gewinnen kann wage ich zu bezweifeln. Mit freundlichen Grüßen
Sehr geehrter Herr Pfahler, danke, dass Sie mit mir ins Gespräch gehen. Ich freue mich, dass Sie ein Unterstützer des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sind – ich bin’s auch, denn wer außer uns ist verpflichtet, die Menschen unabhängig und neutral, frei von den Interessen Dritter zu informieren, zu unterhalten und zu bilden? Das befeuert echte Demokratie, denn nur so können alle am gesellschaftlichen Diskurs teilnehmen. Keine Frage, dass zu unserem Programm auch Köpfe wie Pierre M. Krause gehören, der seit Jahren einen festen Platz in unserem SWR Fernsehen hat. Übrigens nicht nur dort, sondern auch on demand in unserem SWR Channel der neuen ARD Mediathek: https://www.ardmediathek.de/swr/. Dort können Sie sich auch einloggen und bekommen weitere Empfehlungen, was Ihnen darüber hinaus noch gefallen könnte. Bleiben Sie gerne hier mit mir in Kontakt!
Sehr geehrter Herr Gniffke, genau das ist der Grund warum viele jüngere Zuschauer den dritten Programmen und auch den Hauptprogrammen den Rücken zu kehren, nicht nur im linearen Fernsehen sondern auch im Internet. Glauben Sie ernsthaft, dass sie jemanden der eine intelligent Geführte und mit viel Herzblut gemachte Unterhaltungssendung wie die PierreMKrauseShow oder auch Krause kommt mit ihrem Dokukanal im Internet abspeisen können? Verzeihen Sie, aber sollte dies so sein sind Sie für mich am falschen Platz und macht dieser Dialog im Internet auch keinen Sinn, da sich große Teile ihrer Zielgruppe in diesem Medium nicht austauschen. Ich war und bin nach wie vor ein Verfechter der öffentlich rechtlichen Medien und fände eine Abschaffung der GEZ einen herben Verlust für den Journalismus, aber mit solchen Aussagen treibt man Menschen die bisher diesem Medium gespalten waren weiter davon weg!
Liebe Frau Licht, vielen Dank für Ihre Fragen. Wenn wir weiter für die Menschen im Südwesten relevant sein wollen, werden wir uns an vielen Stellen im SWR verändern müssen. Mit unserem Fernsehprogramm erreichen wir bisher überwiegend die ältere Generation – und das ist auch gut so, denn wenn wir diesen Menschen keine Inhalte bieten, die sie interessieren, tut es keiner. Um auch die Jüngeren zu erreichen, werden wir dagegen andere Plattformen bespielen müssen. Das heißt, wir machen uns fit mit gutem Content für das Internet – also gute Serien, spannende Dokumentationen, ansprechende Shows mit bekannten Köpfen, aber natürlich auch Nachrichten. Ein Anfang ist schon der SWR Doku Channel auf Youtube: https://www.youtube.com/channel/UCK6jlnWA8t-XgUxwZJJHkQA
Hallo Herr Gniffke, ich finde es toll dass Sie sowas machen und Ihre Pläne für den SWR klingen gut. Hoffentlich kommen Sie damit auch bei den alteingesessenen Gremien gut durch. Haben Sie auch vor im Fernsehprogramm Dinge zu verändern? 'Talk am See' wurde ja abgesetzt und wenn ich ehrlich bin war das die richtige Entscheidung, da die Sendung (so Leid es mir um Gaby Hauptmann tut) leider selten unterhaltsam anzusehen war. Es gibt Zuschauer die sich fragen warum Pierre M. Krause mit seiner Show oder auch mit ‚Krause kommt‘ vom SWR so stiefmütterlich behandelt wird? Die Show könnte mit Late Night Berlin oder Jan Böhmermann mithalten. Da braucht es nur mehr Liebe vom Intendanten oder vom SWR für einen treuen Moderator. :D Ich mache mir ernste Sorgen dass Krause bald den Sender wechselt. Er macht das Jammerspiel seit 15(?) Jahren mit und hätte Besserung verdient. Liebste Grüße an Sie! Svenja