SWR2 Wissen: Archivradio-Gespräch

D-Zug, Ölkrise und "7. Sinn": Wie die Deutschen mobil wurden

Stand
Interview
Barbara Lenz
Moderator/in
Gábor Paál
Gábor Paál

Gábor Paál im Gespräch mit Prof. Barbara Lenz

In den 1960er-Jahren fuhr die Familie im Käfer zum Urlaub nach Italien, während der "Siebte Sinn" die Zuschauer darüber belehrte, was Frauen am Steuer noch zu lernen haben. Mobilität – das war vor allem Autoverkehr.

Der "D-Zug" dagegen war das Schnellste, was die Deutsche Bundesbahn damals noch im Angebot hatte.

Mit der Ölkrise 1973 erhielt der Autoverkehr einen ersten Dämpfer: Angesichts der Ölkrise verordnet die Bundesregierung vier autofreie Sonntage.

Doch der Verkehr wächst weiter, während die Regierungen seiner mit neuen Straßen, Flughäfen, Kanälen und Bahntrassen Herr zu werden versuchen.

Fast jedes Großprojekt ruft Großproteste hervor: von der Startbahn West über den Rhein-Main-Donau-Kanal bis zu Stuttgart 21.

Prof. Barbara Lenz ist Verkehrswissenschaftlerin an der Humboldt-Universität zu Berlin und am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt.

SWR 2013

Historische Tondokumente

18.2.1968 Der "Leber-Plan" soll den Verkehr neu ordnen

18.2.1968 | Verstopfte Straßen, immer mehr Verkehrstote, die Bundesbahn tief in den Roten Zahlen: Das will Verkehrsminister Georg Leber ändern und mehr Verkehr auf die Schiene bringen. Eine Idee: LKW-Fahrverbote.

12.9.1969 Frauen am Steuer: "Der 7. Sinn" lehrt Frauen das Autofahren

12.9.1969 | In den späten 1960er-Jahren strahlte die damals beliebte Fernsehsendung "Der 7. Sinn" ein ganz besonderes Lehrvideo zum Thema "Frauen am Steuer" aus, in dem auf die Gefahren durch Frauen im Straßenverkehr hingewiesen wird. An sexistischen Sprüchen mangelt es nicht in diesem Beitrag.

25.10.1971 Eröffnung der Sauerland-Autobahn

25.10.1971 | "Schönheitskönigin der deutschen Autobahnen" nennt sie der ADAC. Die Sauerlandlinie wurde am 25. Oktober 1971 eröffnet. Autobahnen waren damals noch Inbegriff von Fortschritt und Freiheit – wie im Beitrag deutlich zu hören ist.

31.12.2002 Gerhard Schröder bei der Einweihung des Transrapid in Schanghai

31.12.2002 | Deutschland schafft und liefert innovative Zukunftstechnologie für die ganze Welt. Das sollte die große Erzählung sein im Zusammenhang mit dem Transrapid, der von Siemens und Thyssenkrupp entwickelten Hochgeschwindigkeits-Schwebebahn.
Der Durchbruch scheint Ende des Jahres 2002 erreicht. Der frisch wiedergewählte Bundeskanzler Gerhard Schröder reist eigens nach Schanghai, um an Silvester bei der Einweihungsfahrt der ersten 30 km langen Transrapidstrecke von der Schanghaier Innenstadt zum Flughafen Pudong dabei zu sein.
Auch das gehört zur Erzählung: Schröder, der Innovationskanzler und der Transrapid, der Startschuss in eine neue Verkehrs-Ära. Beflügelt werden der Kanzler und seine Begleiter aus der Industrie auch von der Andeutung aus Peking, dass auf den ersten Transrapid bald ein zweiter Auftrag folgen könne.
Doch zu früh gefreut. Mehr als diese eine Transrapidstrecke kam nie zustande, jedenfalls nicht im Regelbetriebe. Schon das Anschlussprojekt in China scheiterte an hohen Kosten und Protesten, und auch weitere Anläufe in anderen Ländern führten nie zu einem Abschluss.

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