Um die Jahrtausendwende zog ich nach Berlin, in der Tasche einen Magister in Literaturwissenschaften und ein Diplom in Kulturjournalismus. Das Kulturleben der Hauptstadt zog mich an, selbstverständlich berichtete ich erst einmal darüber – für Berliner Tageszeitungen und das Kulturradio des rbb, für das damalige Deutschlandradio Berlin und den WDR.
Aber die Herkunft prägt; manchmal, wie der neapolitanische Schriftsteller Erri De Luca sagt, „schreibt“ sie einen. Bei einem Besuch in meiner Geburtsstadt Reggio Calabria erfuhr ich, dass die 'Ndrangheta, die kalabrische Mafia, wieder begonnen hatte, Bombenanschläge zu verüben. Die pax mafiosa, die nach einem langen Krieg zwischen verfeindeten Clans geschlossen worden war, war beendet.
Damals war der Name „'Ndrangheta“ in Deutschland nur dem BKA und einer Handvoll Staatsanwälten bekannt – obwohl sie längst die deutsche Wirtschaft infiltriert hatte und munter ihre Einnahmen aus dem Drogengeschäft wusch.
So kam meine erste Sendung über die 'Ndrangheta zustande. Es folgten viele andere über alle Mafia-Organisationen Italiens.
Ob es um solche Abgründe der italienischen Politik oder um das Leben des Franz von Assisi ging, um die Geschichte Triests oder Venedigs Bootskultur, mein Prinzip war immer: Hake nach, bohre tief und sag', was nicht auf der Hand liegt.