Historische Aufnahmen und Radioberichte von den ersten Tonaufzeichnungen bis (fast) heute. Das Archivradio der ARD macht Geschichte hör- und die Stimmung vergangener Jahrzehnte fühlbar.
Ein ARD-Podcast von SWR, BR, HR, MDR und WDR. (Da es sich lange um einen SWR2-Podcast gehandelt hat, enthalten viele Audios noch den alten Namen "SWR2 Archivradio".)
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Asiatische Grippe in Deutschland
16.10.1957 | In den Jahren 1957 und 1958 sterben weltweit mehr als eine Million Menschen an der damals grassierenden Asiatischen Grippe. Es ist die zweitschlimmste Influenza-Pandemie des 20. Jahrhunderts, übertroffen nur durch die Spanische Grippe 1918 bis 1920. In Deutschland fallen der Asiatischen Grippe rund 30.000 Menschen zum Opfer. Trotz dieser schweren Epidemie findet sich in den Archiven des Südwestrundfunks zur Asiatischen Grippe nur ein einziger Bericht aus dieser Zeit, gesendet am 16. Oktober 1957. Es geht, auch damals, um die Folgen für die Wirtschaft und das öffentliche Leben – und natürlich auch um Vorbeugemaßnahmen. Händewaschen wird dabei noch nicht genannt, dafür das Gurgeln mit Wasserstoffsuperoxid sowie das Einnehmen formalinhaltiger Tabletten. Die Asiatische Grippe hat vor allem Kinder und Jugendliche getroffen. Insofern hätte es gute Gründe gegeben, die Schulen zu schließen, aber damit war man zurückhaltend. Der Unterricht fiel erst aus, wenn die Hälfte einer Klasse erkrankt war.
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Uwe Barschels Tod in Genf – Mord oder Suizid?
11. bis 16.10.1987 | Zwei Reporter des "Stern" finden Uwe Barschel tot in der Badewanne seines Zimmers im Genfer Luxus-Hotel "Beau Rivage". Der Fall löst sofort Spekulationen aus. Denn Uwe Barschel war drei Wochen zuvor von seinem Amt als Ministerpräsident wegen der nach ihm benannten "Barschel-Affäre" zurückgetreten. Seine politische Karriere war vorerst am Ende. Und so drängt sich rasch auch in diesen Nachrichten die Vermutung auf, Barschel habe sich das Leben genommen. Doch die Befundlage erweist sich zunehmend als komplex und widersprüchlich.
War es Mord oder Suizid? Die Ermittlungen nach dem Tod bringen fast täglich neue Erkenntnisse, aber keine echte Antwort. 12. Oktober, der Tag nach dem Tod.
14.10. Inzwischen ist bekannt: Barschel hatte vor seinem Tod Kontakt mit einem Mann, der sich Robert Roloff nannte. Mit Roloff wollte er sich in Genf treffen, berichtet Barschels Frau. Diese hatte ihm erklärt, er kenne die Hintermänner, die Barschel die Abhöraffäre gegen Engholm anhängen wollten und er habe entlastendes Material. Die Polizei erklärt wiederum, dass Barschel vor seinem Tod offenbar Medikamente in einer tödlichen Dosis genommen habe.
16. Oktober, weitere Ermittlungen
Die Ermittlungen ziehen sich über Jahre hin. Gerüchte kommen auf, Barschel sei in Waffengeschäfte verwickelt gewesen und habe bestimmten Waffenhändler oder gar Regierungen mit Enthüllungen gedroht – doch diese Thesen konnten nie erhärtet werden. Bei der Frage: Mord oder Suizid? sind sich die beteiligten Ermittler bis zuletzt nicht einig geworden. -
Axel Springer startet mit "Hamburger Abendblatt" seine Nachkriegskarriere
14.10.1948 | Vier Jahre, bevor Axel Springer die Bildzeitung gründet, bewirbt sich der junge Verleger erfolgreich bei der Britischen Militärregierung um die Lizenz zur Herausgabe einer Tageszeitung in Hamburg. Das Hamburger Abendblatt – das so heißt, weil es anders als viele andere Zeitungen schon abends erscheint, denn die einzige Zeitungs-Druckerei in Hamburg hat nur nachmittags noch Kapazitäten frei. Hier eine Reportage vom 14. Oktober, an dem die erste Ausgabe des Hamburger Abendblatts erscheint.
Das Hamburger Abendblatt begründet den Aufstieg von Axel Springer, den er sich später mit der Bildzeitung fortsetzt. Das Abendblatt bekommt 1954 auch eine Sonntagsausgabe, aus der zwei Jahre die Bild am Sonntag wurde. | Mehr als 30 Jahre später, an seinem 70. Geburtstag 1982 gibt Axel Springer dem Süddeutschen Rundfunk ein Interview – auch das gibt es im SWR2 Archivradio. -
Friedrich Denk zur Frankfurter Erklärung gegen die Rechtschreibreform
14.10.1996 | Am 1. Juli 1996 beschließen die Kultusminister der Bundesländer sowie Vertreterinnen und Vertreter anderer deutschsprachiger Länder, die deutsche Rechtschreibung zu reformieren. Die Zahl der Regeln soll deutlich kleiner werden. Kommasetzen wird etwas leichter, substantivierte Adjektive werden künftig großgeschrieben, also: im Argen liegen, mit großem A. Wortverbindungen werden getrennt, etwa: ruhig bleiben. Und das berühmte Scharf-ß wird, bis auf wenige Ausnahmen, durch ss ersetzt. Gegen die Reform bricht ein Sturm der Entrüstung los. Prominente wie Siegfried Lenz, Elfriede Jelinek oder Vicco von Bülow, besser bekannt als Loriot, unterzeichnen die sogenannte Frankfurter Erklärung. Herausgegeben hat sie Friedrich Denk, ein Gymnasiallehrer, der pünktlich zur Frankfurter Buchmesse im Oktober 1996 fordert, die Reform umgehend zu stoppen. Sie schade dem Ansehen der deutschen Sprache, stifte Verwirrung und ihre Umsetzung koste Milliarden D-Mark. Erfolg werden Denk und seine Mitstreiter nicht haben, die Reform setzt sich durch, auch wenn sich der Initiator im Radiointerview am 14. Oktober 1996 noch kämpferisch gibt.
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Erste DDR-Wahlen: Ansprache von SPD-Chef Kurt Schumacher
13.10.1950 | Am 15. Oktober 1950 – mehr als ein Jahr nach der Gründung der DDR – finden die ersten Wahlen zur Volkskammer statt. In der Bundesrepublik gelten sie als Farce. Das ist auch die Sicht von Kurt Schumacher, Vorsitzender der SPD und Oppositionsführer im Bonner Bundestag. Entsprechend harsch ist seine Ansprache zwei Tage vor den Volkskammer-Wahlen.
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Regierungserklärung von Reichskanzler Brüning
13.10.1931 | Heinrich Brüning (Zentrum) spricht über die Not in Deutschland. Deutschland wolle ein solidarisches Mitglied im Bund der Nationen sein. Die Löhne der Arbeiter seien gesenkt worden, ohne dass es zu großen Streiks gekommen war. Doch durch die Krise des englischen Pfundes drohe die ganze Welt in Not und Armut zu versinken
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Winfried Kretschmann denkt wegen Parteiausschluss-Forderung über Parteiwechsel nach
12.10.1990 | 1990, lange bevor Winfried Kretschmann erster Grüner Ministerpräsident in Baden-Württemberg wird, ärgert er sich über seine Partei. Damals ist er noch einfacher Landtagsabgeordneter, und an der Basis gibt es Stimmen, die seinen Parteiausschluss fordern.
Anlass ist der Streit um eine Sondermüllverbrennungsanlage. Kretschmann hatte eine fraktionsübergreifende Arbeitsgruppe initiiert. Die kam aber zu keinem gemeinsamen Ergebnis. Die CDU hält daran fest, den Sondermüll in Kehl zu verbrennen, SPD und Grüne wollen das nicht.
Die Grünen kritisieren Kretschmann dafür, dass er sich überhaupt bei der Suche nach einer Sondermüllverbrennung beteiligt. Kretschmann stinkt das und er droht seinerseits, die Partei zu verlassen und sich zum Beispiel bei SPD oder CDU zu engagieren. -
"Moralkeule Auschwitz" – Martin Walsers umstrittene Friedenspreis-Rede
11.10.1998 | "Geistige Brandstiftung" – mit diesem Vorwurf reagierte der Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Ignatz Bubis, zunächst auf die Rede, die Martin Walser am 11. Oktober 1998 in der Frankfurter Paulskirche hielt. An dem Tag hat Martin Walser den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhalten.
Bubis saß bei der Veranstaltung in der ersten Reihe, als Walser seine Dankesrede hält. Darin kritisiert er, dass man den Deutschen ihre nationalsozialistische Vergangenheit immerzu vorhalte. Das helfe auf Dauer nicht, um die NS-Zeit in kritischer Erinnerung zu behalten, sondern es animiere die Menschen zum Wegschauen. Dadurch bestünde die Gefahr, dass Auschwitz zur simplen "Moralkeule" verkomme und seine tatsächliche Bedeutung verliere.
Hier die Rede im Zusammenhang. -
Martin Walser als Reporter bei der Eröffnung des Bundesgerichtshofs
8.10.1950 | In seinen jungen Jahren arbeitete Martin Walser (1927 - 2023) als Reporter und Autor für den Süddeutschen Rundfunk. Am 8. Oktober 1950 berichtet er live von der Eröffnung des Bundesgerichtshofs in Karlsruhe. Hauptredner ist der damalige Bundespräsident Theodor Heuss, gefolgt vom ersten Bundesjustizminister Thomas Dehler, der schließlich auch die Bundesrichter vereidigt.
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Erstes Ferngespräch im Rundfunk mit Luftfahrtpionier Wolfgang von Gronau
7.10.1932 | In den Anfangsjahren galt das Radio als Wunderkasten, der Stimmen von weit her über die Luft in die Wohnzimmer zauberte. Anders als das Telefon, das ja eine Leitung voraussetzte. 1932 wurde beides kombiniert: Das erste Ferninterview im Rundfunk mit einem Gesprächspartner, der Tausende von Kilometern entfernt war. Hören Sie das erste Rundfunkferngespräch mit dem Luftfahrtpionier Wolfgang von Gronau (1893 - 1977). Eine Unterhaltung zwischen Berlin und Batavia – dem heutigen Jakarta – am 7. Oktober 1932
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Gorbatschow in der DDR – Kein "Wer zu spät kommt ..."
6.10.1989 | Die DDR beginnt mit den Feiern zu ihrem 40. Jahrestag. Es gibt großes Tamtam mit Militärparade und allem, was dazugehört. Doch die Krise ist unübersehbar, die Demonstrationen laut. Der sowjetische Generalsekretär Michail Gorbatschow besucht zum Jubiläum die DDR. Er ist der Hoffnungsträger der Demonstrierenden. Gorbi, hilf uns, rufen sie, und noch viel mehr. Hier ein Zusammenschnitt der wichtigsten Demonstrationsrufe. Gorbatschow selbst hört die Rufe sichtlich gerne. Später wird ihm der Satz in den Mund gelegt: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Das soll er in Bezug auf die Honecker-Regierung gesagt haben. Doch dieser Satz ist nicht im Ton überliefert. Und ob er ihn je gesagt hat, ist fraglich. Im folgenden Ton hören wir, was er tatsächlich gesagt hat. Die Szene: Gorbatschow vor der Neuen Wache Unter den Linden. Umringt von Dutzenden Reportern. Er geht auf eines der Mikrofone zu und gibt ein Statement. Da redet er zweimal über die Lehren des Lebens, aber von zu spät kommen ist nicht die Rede. Aus seinen späteren Gesprächen mit dem DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker gibt allerdings noch ein Protokoll. Dort wird Gorbatschow mit den Worten zitiert: Wenn wir zurückbleiben, bestraft uns das Leben sofort. Zwei Reporter machen daraus die griffige Übersetzung: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Gorbatschow erfährt davon später, und ihm gefällt das, er übernimmt den Satz in seiner Autobiografie. Funfact: Im Zusammenhang mit dem Ende der DDR gibt es noch ein zweites berühmtes Zitat, das so nie gesagt und erst nachträglich zum großen Wort hochstilisiert wurde – nämlich den Willy Brandt zugeschriebenen Satz "Es wächst zusammen, was zusammen gehört".
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Alfred Andersch – Pionier des Kultur- und Nachtradios und Gründer des Radio-Essays
4.2.1979 | In der Nachkriegszeit hatten die deutschen Radiosender jeweils nur ein Programm, und das endete spätestens um Mitternacht. Die Besatzungsmächte verordneten 1948, also schon vor Gründung der Bundesrepublik, den Sendern für die letzten Abendstunden ein gehobenes Programm. Für eigenständige Kulturwellen im deutschen Radio war zwar noch zu früh, aber wenigstens am Abend sollte es geistige Seelennahrung geben.
Dafür wurde unter anderem der Schriftsteller Alfred Andersch (1914 - 1980) in die Sender geholt. Der, wie er erzählt, dort machen konnte, was er wollte. Er bereicherte das Programm, indem er von Theodor Adorno bis Wolfgang Koeppen die damalige Kulturprominenz in die Studios einlud. Und er erfand das Genre des Radio-Essays – heute: SWR2 Essay.
Wenn er im folgenden Interview sagt, er habe überall "dritte Programme" gegründet, meint er damit nicht eigenständige Radioprogramme, sondern Sendungen, die vom Anspruch her dem dritten Programm der BBC, also dem britischen Kulturprogramm, entsprachen. Die Sendungen von Alfred Andersch liefen bis Mitternacht, wurden aber damals als Nachtprogramme bezeichnet.
Hier ein Ausschnitt aus der Sendereihe "Zeitgenossen" vom 4. Februar 1979. Alfred Andersch erzählt im Gespräch mit Paul Assall und Klaus Figge von seinen Zeiten als Rundfunkredakteur.
Die von Alfred Andersch und seinen Kollegen verantworteten Sendungen endeten in der Regel um Mitternacht. Sie waren somit Vorläufer sowohl der Kulturprogramme, die ab 1950 eingeführt wurden, als auch der ARD-Nachtprogramme, die in der Bundesrepublik 1959 starteten. | 100 Jahre Radio | archivradio.de -
Radiopionier Alfred Braun über erste Fußballreportagen, Albert Einstein und den Hasen von Staaken
15.8.1969 | Alfred Braun (1888 - 1978) war Rundfunkpionier in vielerlei Hinsicht. Er war einer der frühen Ansager, von ihm stammen die ältesten erhaltenen Radioreportagen und er hat auch die Fußballreportagen ins Radio gebracht – einiges davon ist hier im Archivradio zu hören.
Alfred Braun war gelernter Schauspieler. Deshalb hatte er sich stark dafür engagiert, die Hörspielkunst voranzutreiben. Nach dem Krieg arbeitete er für die amerikanische Besatzung bei Radio Stuttgart, bevor er Programmdirektor und Gründungsintendant des neugeschaffenen "Sender Freies Berlin" wurde.
In diesem Interview im Süddeutschen Rundfunk 1969 erzählt er in der Sendung "Damals und heute" vom frühen Rundfunk: von seiner Begegnung mit Albert Einstein, über die frühen Fußballreportagen und Hörspiele und nicht zuletzt über den Hasen von Staaken, den er 1929 erfunden hat, um eine Reportage über einen landenden Zeppelin nicht zu langweilig werden zu lassen.
Das Interview führte Rosemarie Eick. Die Zwischenmusiken haben wir aus der Aufnahme herausgekürzt. | 100 Jahre Radio | archivradio.de -
Heinrich Brunswig: Die Radiotechnik der 1920er
1923 nahm mit der Funkstunde AG Berlin die erste Rundfunkgesellschaft in Deutschland ihren Betrieb auf. Heinrich Brunswig war Rundfunktechniker dieser frühen Phase. 1978 erzählt er von dieser Zeit. | 100 Jahre Radio | archivradio.de
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Ein Radiohörer der ersten Stunde
1923 / 26.11.1958 | Wer in den Anfängen des Rundfunks Radio hören wollte, brauchte eine Genehmigung. Um diese Genehmigung zu bekommen, war eine Prüfung erforderlich. Der Architekt Alexander Geist aus Pforzheim gehörte zu denen, die eine solche Prüfung schon 1924 absolvierten. Später hat er bei anderen die Prüfungen abgenommen. Aber schon vorher, im ersten Rundfunkjahr 1923, hat er sein eigenes Empfangsgerät gebaut. In einem Interview vom 26. November 1958 erinnert er sich an diese Zeit. | 100 Jahre Radio | archivradio.de
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Einführung des "langen Donnerstags"
5.10.1989 | Auch eine Revolution im Jahr 1989: Die Einführung des sogenannten Dienstleistungsabends, auch "langer Donnerstag" genannt. Bis zu diesem 5. Oktober 1989 durften Geschäfte montags bis freitags grundsätzlich nur bis 18:30 Uhr geöffnet haben – eine Ladenschluss-Zeit, die noch aus dem Nationalsozialismus stammte. Einmal die Woche sollte Einkaufen nun bis 20:30 Uhr möglich sein – und nicht nur Einkaufen: Der "lange Donnerstag" galt auch für Behörden. Deshalb: Dienstleistungsabend. Die Neuregelung war zunächst als Experiment gedacht und warf Fragen auf, denn es bedeutete ja auch, dass Menschen in Geschäften und auf Ämtern einmal die Woche bis 20:30 Uhr arbeiten mussten. So klangen die Reaktionen: Wir hören zunächst die Nachrichten, dann eine Reportage aus Baden-Baden und schließlich die Erfahrungen der Stadtverwaltung in Trier.
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Fluchtpunkt Deutschland – Vom Kriegsende bis zum Asylkompromiss
Seit es die Bundesrepublik gibt, ist sie Ziel von Flüchtlingen. Historische Tonaufnahmen zeigen: Schon nach dem Zweiten Weltkrieg wurden ähnliche Debatten geführt wie heute. Gábor Paál im Gespräch mit Ulrich Herbert (SWR 2016) | Mehr zur Sendung und viele historische O-Töne: http://swr.li/fluchtpunkt-deutschland | Bei Fragen und Anregungen schreibt uns: wissen@swr2.de | Mehr über uns: http://archivradio.de/ | Folgt uns gerne auf Mastodon: https://ard.social/@Archivradio
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Flüchtlings-Zug aus Prag kommt im bayerischen Hof an
5.10.1989 | Der Zug mit den DDR-Flüchtlingen fährt nur sehr langsam durch die DDR und muss oft halten. Am frühen Morgen schließlich rollt er über die deutsch-deutsche Grenze und erreicht um 5:45 Uhr schließlich den Bahnhof im fränkischen Hof.
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Ansprache an Flüchtlinge in Lager bei Bremen
1946 | Der Vorsitzende des Flüchtlingsausschusses im Kreis Wesermarsch begrüßt die Flüchtlinge und gibt Ratschläge für das Zusammenleben mit der einheimischen Bevölkerung.
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Dresdner wollen auf Flüchtlingszug aus Prag aufspringen
4.10.1989 | Der zweite Zug mit DDR-Flüchtlingen fährt von Prag Richtung Bundesrepublik. Er muss dabei aber durch die DDR. So berichtet SDR-Korrespondent Gerhard Rein von Menschen am Dresdner Hauptbahnhof, die die Hoffnung hatten, auf eben jenen Zug aufspringen zu können.
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DDR-Bürger stürmen Prager Botschaft
3.10.1989 | Die Möglichkeit, über Prag und Warschau in den Westen zu reisen, ermuntert zahlreiche weitere DDR-Bürger zur Flucht. An der Botschaft in Prag kommt es zu dramatischen Szenen.
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Genscher in der Prager Botschaft und die Folgen
30.9.1989 | "Wir sind gekommen, um Ihnen mitzuteilen …" Außenminister Genscher verkündet den DDR-Flüchtlingen in der bundesdeutschen Botschaft in Prag, "dass heute Ihre Ausreise …" – Der Rest ging im Jubel unter. Was wenig bekannt ist: Fast zeitgleich verkündet Staatssekretär Jürgen Sudhoff in der Botschaft von Warschau das gleiche – und auch von dort steigen noch in derselben Nacht tausende DDR-Bürger in einen Zug in die Bundesrepublik. | Am 31. März 2016 starb Hans-Dietrich Genscher
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Beginn der Erdgaslieferungen aus der UdSSR
1.10.1973 | Der Deal war jahrelang vorbereitet worden: Die bundesdeutsche Stahlindustrie liefert Großröhren, also Pipelines, in die Sowjetunion. Im Gegenzug liefert Moskau Erdgas. Am 1. Oktober 1973 wird erstmals eine sowjetische Gas-Pipeline an das Netz der Ruhrgas AG angeschlossen. Schauplatz ist die Erdgasverdichterstation bei Waidhaus an der deutsch-tschechischen Grenze. Das Live-Telefon von SWF1-Moderator Pit Klein mit Reporter Wolfgang Marwitz holpert anfangs ein wenig.
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Elvis Presley landet als GI in Bremerhaven
1.10.1958 | Elvis Presley war schon ein junger Weltstar, als er einen Einberufungsbefehl zum Militärdienst erhielt. Er absolvierte seine Grundausbildung in Texas und wurde schließlich in Deutschland stationiert. Am 1. Oktober 1958 trifft er, von New York kommend, mit dem Schiff in Bremerhaven ein. Hunderte Fans warten auf ihn. Am Ende der Reportage hört man ihn auch selbst kurz nach der Ankunft.
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Erich Honecker: Freundschaftsbesuch in der Volksrepublik Mosambik
24.2.1979 | Im Februar 1979 reist eine Delegation der DDR-Regierung unter Leitung von Erich Honecker zu einem offiziellen Freundschaftsbesuch in die Volksrepublik Mosambik. Im Sinne der sogenannten "Antiimperialistischen Solidarität" unterstützt die DDR seit den 1960ern junge sozialistische Staaten in Asien und Afrika. Mosambik im Südosten Afrikas war erst 1975 unabhängig geworden von der Kolonialmacht Portugal. Honeckers Besuch in der Hauptstadt Maputo endet mit einem Freundschaftsvertrag. Mosambikaner sollen in die DDR kommen und eine berufliche Ausbildung erhalten. Die DDR wiederum erhält durch das Abkommen mit Mosambik Zugang zu Devisen und zu Rohstoffen wie Steinkohle. Die Rede von Erich Honecker anlässlich der Vertragsunterzeichnung wird am 24.2.1979 im Rundfunk der DDR ausgestrahlt.
Durch den bilateralen Vertrag kamen von 1979 bis 1989 etwa 20.000 Arbeitskräfte aus Mosambik in die DDR. Doch ein Teil ihres Lohns wurde von der DDR einbehalten - zur Tilgung der Staatsschulden, die Mosambik bei der DDR hatte. Bis heute kämpfen die ehemaligen Vertragsarbeitskräfte aus Mosambik für Entschädigungszahlungen.
Im Bild: Erich Honecker, Generalsekretär des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) und Staatsratsvorsitzender der DDR, und Oliver Tambo, Präsident des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) von Südafrika, trafen am 23. Februar 1979 in Maputo in Mosambik zu einer Unterredung zusammen. Honecker hielt sich vom 22. bis 24. Februar zu einem Freundschaftsbesuch in Mosambik auf. -
Nikita Chruschtschow in Hollywood
September 1959 | Vom 15. bis 28.9.1959 besucht Nikita Chruschtschow als erster sowjetischer Staatschef die Vereinigten Staaten. Er war da schon ein paar Jahre im Amt, hatte sich nach und nach von seinem Vorgänger Josef Stalin distanziert und eine sogenannte Tauwetter-Periode eingeläutet. Chruschtschow nimmt sich Zeit, der Besuch dauert zwei Wochen. Er besucht New York, Washington und Hollywood und schüttelt vielen Persönlichkeiten die Hand – von Dwight D. Eisenhower bis Frank Sinatra. Daneben interessiert er sich sehr stark für die Landwirtschaft und trifft einen Farmer in Iowa. Der Besuch ist Dauerthema in den deutschen Medien – hier haben wir einige der Berichte zusammengestellt – teilweise mit den Moderationen von damals.
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Verwandtenbesuche einfacher – Erster Staatsvertrag zwischen DDR und Bundesrepublik
26.4.1972 | Bundeskanzler Willy Brandt sucht die Annäherung auch an die DDR. 1971 schließen beide Staaten ein erstes Transitabkommen, 1972 kommt der erste Staatsvertrag zustande. Bundesbürger dürfen von da an auch in die DDR reisen und Verwandte besuchen, auch mit dem eigenen Auto. Umgekehrt können auch DDR-Bürger jeden Alters in dringenden Familienangelegenheiten in den Westen reisen. Ausgehandelt haben diesen Vertrag Brandts Bundesminister für besondere Angelegenheiten, Egon Bahr, sowie DDR-Staatssekretär Michael Kohl. Nach der Unterzeichnung am 26. April 1972 geben beide eine gemeinsame Pressekonferenz, die vom Rundfunk der DDR übertragen wird.
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BRD und DDR werden UNO-Mitglieder
18.9.1973 | Die Bundesrepublik Deutschland und die DDR werden in die UNO aufgenommen, zeitgleich mit den Bahamas. Die beiden deutschen Staaten treten deshalb erst so spät bei, weil sie zunächst ihr Verhältnis zueinander klären mussten. Das geschah zuvor im sogenannten Grundlagenvertrag ein Jahr zuvor, in dem die Bundesrepublik sich zwar weiterhin zum Ziel der deutschen Einheit bekannte, die Souveränität der DDR jedoch anerkannte. Vor diesem Hintergrund ist auch die Rede von Außenminister Walter Scheel unmittelbar am Tag nach dem Beitritt vor der UNO-Vollversammlung zu verstehen.
Vorher hören wir jedoch die Reportage von Korrespondent Horst Käubler für den DDR-Rundfunk aus dem UNO-Hauptquartier in New York am Abend des 18. September. -
Weltfinanzkrise: Lehman Brothers meldet Konkurs an
15.9.2008 | Die Weltfinanzkrise Ende der Nuller-Jahre beginnt als Immobilienkrise. Zu viele US-Bürger haben zu viele Immobilien gekauft, die Banken haben ihnen dafür bei niedrigen Zinsen leichtfertig Kredite ohne ausreichende Sicherheiten gegeben. Die Regeln auf dem Finanzmarkt waren damals so, dass sie damit scheinbar nicht viel riskierten. Doch dann steigen die Zinsen Mitte der Nuller-Jahre, viele Hausbesitzer können ihre Kredite nicht mehr abzahlen, verkaufen ihre Häuser – doch weil das viele auf einmal tun, gehen die Immobilienpreise in den Keller, Dadurch bekommen die Hausbesitzer für ihre Immobilien nicht mehr den ursprünglich gezahlten Preis und können ihre Schulden nicht mehr zurückzahlen. Und weil es viele sind – bekommen zunächst die Banken ein massives Problem – und schließlich die gesamte Weltwirtschaft.
Die Bombe platzt am 15. September 2008, als die Großbank Lehman Brothers Konkurs anmeldet. Sie hat Schulden von 600 Milliarden US-Dollar. Wie schnell von da an die Finanzwirtschaft mitgerissen wird, verdeutlichen die folgenden Hintergrundberichte aus den ersten vier Tagen.
An Tag zwei strauchelt schon der weltgrößte Versicherungskonzern, die American International Group.
Und schließlich kommt heraus, dass die bundesdeutsche Kreditanstalt für Wiederaufbau noch am Morgen nach der Lehman-Insolvenz einen dreistelligen Millionenbetrag an die Pleitebank überwiesen hat. -
Der verhüllte Triumphbogen – Christos letzte Verpackung
13.9.2021 | Der fertig verhüllte Triumphbogen in Paris. Das war der Traum des Künstlerpaars Christo und Jeanne-Claude. In ihrem Leben haben sie schon alles mögliche verpackt: den Reichstag, einen Küstenabschnitt in Australien, in Paris auch den Pont Neuf. Die Verhüllung des Triumphbogens planten sie schon 1962, mussten ihn aber immer wieder verschieben. Schließlich haben sie die Realisierung nicht mehr erlebt. Jeanne-Claude ist 2009 gestorben, Christo 2020. Das Projekt hat Christos Neffe Wladimir Jawaschew vollendet. Es ist der 13. September 2021, die Menschen strömen bereits zum Triumphbogen, denn bis Anfang Oktober können sie sogar auf dem Dach über die Stoffbespannung laufen. Stefanie Markert verfolgt das spektakuläre Ausrollen der Stoffbahnen. | #jetztschonhistorisch | http://swr.li/triumphbogen