Historische Aufnahmen und Radioberichte von den ersten Tonaufzeichnungen bis (fast) heute. Das Archivradio der ARD macht Geschichte hör- und die Stimmung vergangener Jahrzehnte fühlbar.
Ein ARD-Podcast von SWR, BR, HR, MDR und WDR. (Da es sich lange um einen SWR2-Podcast gehandelt hat, enthalten viele Audios noch den alten Namen "SWR2 Archivradio".)
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100 Jahre SWR: Südwestdeutscher Rundfunkdienst wird 1923 gegründet
Es gab schon einmal einen Sender mit der Abkürzung SWR. Gegründet wurde er am 7. Dezember 1923 – kurz nach Beginn des Rundfunks in Deutschland. Was ist aus ihm geworden? Und warum gibt es heute wieder einen SWR?
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Die Anfänge des Zeitfunks – Paul Laven über die frühe aktuelle Berichterstattung
1923 startete der Rundfunkbetrieb in Deutschland, ab 1925 war auch Paul Laven mit dabei. Mit gerade mal 22 Jahren kam er zum damaligen Südwestdeutschen Rundfunkdienst nach Frankfurt am Main. Bestand der Rundfunk anfangs aus Unterhaltungssendungen und Hörspielen, machte es sich Laven zur Aufgabe, die aktuelle Berichterstattung zu stärken. Auf ihn geht der Begriff „Zeitfunk“ zurück, der lange für die aktuellen Sendungen verwendet wurde. Und er wurde Pionier der Sportreportage. Am 28. Juni 1925 berichtete er von einer Ruderregatta auf dem Main, 1926 die deutsche Fußballmeisterschaft.
Laven konnte auch in der NS-Zeit weiterarbeiten, er war zwar nicht NSDAP-Mitglied, aber passte sich an. Er berichtet von den Parteitagen ebenso von der Einweihung der Reichsautobahn oder 1936 von den Olympischen Spielen in Berlin. Nach dem Zweiten Weltkrieg verliert er seine Festanstellung und bekommt nur noch gelegentlich Aufträge vom Rundfunk. Aber er wird eingeladen, um über die Anfänge zu reden. So wie in diesem Gespräch, in dem er einen Einblick gibt, wie sich in den ersten Rundfunkjahren die verschiedenen Sparten des Rundfunks, insbesondere der Zeitfunk und die Reportagen entwickelt haben. Das Datum der Aufnahme ist leider ebenso wenig dokumentiert wie der Name des Interviewers.
Quelle: HR -
Zweites Vatikanisches Konzil reformiert die katholische Liturgie
4.12.1963 | Drei Jahre lang dauerte das Zweite Vatikanische Konzil, einberufen von Papst Johannes XXIII. Ziel war eine "pastorale und ökumenische Erneuerung": Ökumenisch, indem sich die katholische Kirche stärker gegenüber der evangelischen Kirche und der Orthodoxie öffnen sollte. Pastoral, indem die Liturgie reformiert wurde. Die Gottesdienste sollten volksnäher werden, Laien mehr einbinden und vor allem in der jeweiligen Landessprache statt in Latein abgehalten werden. Diese Reform nimmt in der zweiten Sitzungsperiode 1963 Gestalt an, die unter Johannes‘ Nachfolger, Paul VI., abgehalten wird. Am 4. Dezember 1963 beschließt das Konzil die Grundlage für die Liturgiereform, das Dokument "Sacrosanctum Concilium". In einem zweiten Dekret "Inter mirifica" bezieht das Konzil Stellung zu den immer wichtiger werdenden Massenmedien. Es plädiert für Pressefreiheit, aber auch für Jugendschutz. Vor allem aber nimmt sich der Vatikan vor, selbst stärker medial aktiv zu werden. Der Südwestfunk berichtet noch am selben Tag in einer Sondersendung über die Bekanntgabe aus Rom.
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Henry Kissinger im Gespräch mit Dieter Kronzucker
4.11.1990 | Deutschland ist seit einem Monat wiedervereinigt. Ein guter Zeitpunkt für ein ausgiebiges Gespräch mit dem ehemaligen US-Außenminister Henry Kissinger (1923 - 2023), dessen politisches Leben wesentlich bestimmt war vom Ost-West-Konflikt in all seinen Ausprägungen. Von der Kuba-Krise über den Vietnamkrieg bis zum Eisernen Vorhang in Europa, der Deutschland 40 Jahre lang in Ost und West geteilt hat.
Kissinger, der 1923 als Heinz Alfred Kissinger im fränkischen Fürth geboren wurde, floh mit seiner Familie 1938 vor den Nazis in die USA, später wird er sicherheitspolitischer Berater und schließlich Außenminister unter Richard Nixon.
Im Gespräch mit Dieter Kronzucker blickt er auf sein Leben zurück, auf die Weltlage nach dem Mauerfall und er geht auch auf die Kritik ein, die viele an seiner Politik geübt haben. -
UN-Vollversammlung stimmt für Aufteilung Palästinas
29.11.1947 | Bis zum Ersten Weltkrieg gehörte Palästina zum Osmanischen Reich. Das Osmanische Reich gehörte aber zu den Kriegsverlierern und hat sich in der Folge aufgelöst. Palästina wurde Mandatsgebiet von Großbritannien. In dieser Zeit und schon vorher wanderten viele Juden nach Palästina aus. Großbritannien hatte den Juden schließlich schon 1917 versprochen, in Palästina eine Heimstätte für das jüdische Volk zu schaffen. Das war die berühmte Balfour-Erklärung.
Die Einwanderung führte allerdings zu schweren Konflikten mit den ebenfalls dort lebenden Arabern. Großbritannien war mit den wachsenden Spannungen überfordert und stand auch unter Druck, Palästina in die Unabhängigkeit zu entlassen. Aber die Bevölkerung Palästinas bestand zu diesem Zeitpunkt aus Juden und Arabern und beide hatten sehr unterschiedliche Vorstellungen von der Zukunft des Landes.
Also übergab Großbritannien das Problem an die Vereinten Nationen. Die verabschiedeten einen Teilungsplan. Palästina wurde auf dem Papier in einen jüdischen und einen palästinensischen Staat geteilt. In diesem Teilungsplan zerfiel übrigens auch der jüdische Staat in einen nördlichen und einen südlichen Teil, Jerusalem gehörte in diesem Plan nicht zum jüdischen Staatsgebiet, sondern sollte unter internationale Kontrolle gestellt werden.
Über diesen Teilungsplan stimmte die UN-Vollversammlung am 29. November 1947 ab.
Mit 33 Ja- zu 13 Nein-Stimmen bei 10 Enthaltungen stimmte die Mehrheit für die Aufteilung des Landes. Großbritannien hat sich als ehemalige Mandatsmacht enthalten. Ein halbes Jahr später erklärt Israel seine Unabhängigkeit. -
Erster autofreier Sonntag – Sondersendung
25.11.1973 | Im Herbst 1973 drosseln die OPEC-Länder den Erdölexport und sorgen damit für die erste weltweite Ölkrise. Das Ölembargo ist eine Reaktion auf den Jom-Kippur-Krieg. Am 6. Oktober hatten Ägypten und Syrien überraschend Israel angegriffen - am höchsten Jüdischen Feiertag. Trotz schwerer Verluste kann Israel den Angriff abwehren. Es erobert und besetzt Teile der syrischen Golanhöhen.
Die OPEC-Staaten setzen daraufhin das Erdölembargo als Sanktion gegen den Westen ein, der sich im Konflikt auf die Seite Israels gestellt hat.
Die Bundesrepublik reagiert auf die Ölknappheit mit einer ungewöhnlichen Sparmaßnahme. Sie verhängt vier autofreie Sonntage sowie Tempolimits. Der erste dieser Sonntage ist der 25. November. Der Südwestfunk sendet dazu nachmittags eine dreistündige Sondersendung. Wir hören einen Zusammenschnitt aus der ersten Stunde. Vor allem die Musik haben wir herausgeschnitten. Besonders hörenswert: Die launige Reportage von SWF-Reporter Pit Klein, etwa ab 03:00 dieser Aufnahme. -
John F. Kennedy wird ermordet
22.11.1963 | US-Präsident John F. Kennedy ist im November 1963 auf Wahlkampfreise unterwegs. Mit seiner Wagenkolonne fährt er durch die texanische Stadt Dallas. Er steht aufrecht im offenen Wagen, als mehrere Schüsse auf ihn abgefeuert werden. Einer davon trifft ihn tödlich. Die ganze Welt reagiert schockiert. Unmittelbar nach dem Tod Kennedys wird Vizepräsident Lyndon B. Johnson als Nachfolger vereidigt.
Die Aufnahme enthält mehrere Korrespondentenberichte sowie die Ansprachen von Bundeskanzler Ludwig Erhard und dem Regierenden Bürgermeister von West-Berlin, Willy Brandt. -
"Es ist besser, nicht zu regieren ..." – Jamaika-Sondierungen scheitern
20.11.2017 | Acht Wochen nach der Bundestagswahl 2017 platzen die Sondierungsgespräche für eine Jamaika-Koalition aus CDU/CSU, den Grünen und der FDP. Die Liberalen steigen aus. Nach knapp einem Monat harter Verhandlungen ist Schluss. In der Nacht vom 19. auf den 20. November erklärt FDP Parteichef Christian Lindner. "Es ist besser, nicht zu regieren als falsch zu regieren."
Die Bürgerinnen und Bürger wie hier in Friedrichshafen reagieren enttäuscht:
Im politischen Berlin beginnt noch Morgen des 20. Novembers 2017 die Suche nach den Schuldigen.
Im Januar 2018 nehmen SPD und CDU/CSU Sondierungsgespräche und kurz darauf Koalitionsverhandlungen auf. Am 14. März 2018 wird Angela Merkel zur Kanzlerin einer großen Koalition gewählt – rund ein halbes Jahr nach der Bundestagswahl. -
Gunther von Hagens seziert öffentlich eine Leiche in London
20.11.2002 | 500 Menschen dürfen zusehen, wie der deutscher Anatom Gunther von Hagens in der Londoner Art Gallery am 20. November 2002 eine Leiche seziert. Erst öffnet er den Schädel, dann den Brustkorb und schließlich legte er die inneren Organe des Toten frei. Der Mann war Kettenraucher und Alkoholiker und ist mit 72 Jahren gestorben.
Die anatomische Sektion wurde kurz vor Mitternacht auch von Channel 4 im Fernsehen ausgestrahlt – und das, obwohl die britische Regierung die Aktion zuvor für illegal erklärt hatte.
Es ist nicht das erste Mal, dass Gunter von Hagens sich mit Leichen ins Rampenlicht begibt. 1995 hat er schon mit seiner Wanderausstellung "Körperwelten" für Aufsehen und für Proteste gesorgt. Darin hat er sezierte tote menschliche Körper plastiniert und teilweise in kunstvollen Posen zur Schau gestellt.
Nun also die öffentliche Autopsie in London. Bevor wir hören, wie sie am Abend ablief, zunächst der Bericht vom Nachmittag, als das Spektakel noch auf der Kippe stand. -
Erhard Eppler – Öko-Vordenker in der SPD
19.11.1985 | Der SPD-Politiker Erhard Eppler (1926 - 2019) wollte eigentlich die Gründung der Grünen verhindern und versuchte deshalb, die Themen der Grünen, vor allem Frieden und Umweltschutz mit seiner eigenen Partei, der SPD stark zu besetzen. Damit konnte er sich aber in der entscheidenden Zeit, Ende der 1970er, Anfang der 80er Jahre nicht durchsetzen. Dennoch blieb Erhard Eppler ein friedensbewegter und ökologischer Vordenker seiner Partei. Hier ein Vortrag Epplers vom 29. November 1985. Titel: Ökologie – Einsichten und Durchsetzung. Der einzig mögliche Schlüssel zum Umweltschutz sei: Einerseits ein Bewusstseinswandel, zum anderen strukturelle Veränderungen in Gesellschaft und Politik. Ökologie müsse gegen bestehende Machtinteressen durchgesetzt werden.
Eppler hielt den Vortrag vor überwiegend studentischem Publikum auf Einladung des Instituts für Landschaftsplanung und des Initiativkreises Ökologie der beiden Stuttgarter Universitäten. -
Chaos Computer Club wird öffentlich bekannt
19.11.1984 | Der Chaos Computer Club ist heute eine anerkannte Nichtregierungsorganisation, die sich für Datensicherheit engagiert. 1984, als der CCC erstmals öffentlich bekannt wurde, war er vielen Menschen suspekt: Leute, die die Daten anderer Leute anzapfen! Das Wort „Hacken“ war damals noch kaum geläufig. Gegründet wurde der Chaos Computer Club schon 1981 in Berlin in den Redaktionsräumen der taz. Aber dann ging es in Hamburg weiter. Öffentlich bekannt wurde der Chaos Computer Club 1984, als er in einer spektakulären Aktion ein Benutzerkonto der Hamburger Sparkasse knackte.
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Grenzübergang Helmstedt kurz nach DDR-Gründung
18.11.1950 | Mit der Gründung der zwei deutschen Staaten 1949 wird auch die Grenze immer sichtbarer, immer besser kontrolliert, auch wenn es noch keine Mauer gibt. Der Grenzübergang bei Helmstedt auf der Autobahn zwischen Hannover und Berlin wird für Transitreisende zu einem Ort, bei dem man froh ist, wenn man ihn hinter sich gelassen hat. Am 18.11.1950 schildert Reporter Markus Joachim Tidick die Situation dort.
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Badener fühlen sich in Radio Stuttgart nicht vertreten – SDR-Hörerforum
17.11.1949 | Ist der Südfunk ein reiner Schwabensender, der auch noch einseitig die Befürworter eines vereinigten Südweststaats unterstützt? Diese Frage steht im Mittelpunkt eines öffentlichen Hörerforums des Süddeutschen Rundfunks in Karlsruhe.
Das Hörerforum am 17. November 1949 findet in einer aufgeladenen Zeit statt: Es ist erst paar Monate her, dass aus dem von der US-Militärregierung kontrollieren Radio Stuttgart der Süddeutsche Rundfunk wurde, und somit der öffentliche Sender für das Nachkriegs-Land Württemberg-Baden. Im Frühjahr war auch die Bundesrepublik gegründet worden, und im Südwesten steht die Frage im Raum, ob sich die Länder Baden, Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzollern zu einem Südweststaat zusammenschließen sollen oder nicht. Deutlich zu hören ist in der gesamten Diskussion das Misstrauen der Menschen in Baden gegenüber dem Sender in Stuttgart. -
Adenauer will Versöhnung mit Frankreich
15.11.1949 | Konrad Adenauer bekräftigt im Bundestag den Willen zur Versöhnung mit Frankreich. Das ist nicht selbstverständlich: Noch ist Deutschland Besatzungszone.
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SDR führt als erster Sender UKW ein und ein 2. Radioprogramm
15.11.1950 | Das Radioprogramm über Mittel- und Kurzwelle war oft schlecht zu empfangen, rauschte und die zahlreichen Sender – deutschland- und europaweit – störten sich gegenseitig. In den USA hatte man schon Anfang der 1930er-Jahre angefangen, mit der Ultrakurzwelle zu experimentieren. In Deutschland brauchte die Entwicklung länger. Vorreiter wurde der Süddeutsche Rundfunk in Stuttgart. 1950 startet er sein zweites Hörfunkprogramm gleich als UKW-Sender. Dieses zweite Programm sollte das erste Programm ergänzen und für "höchste Ansprüche sein" – so SDR-Programmdirektor Peter Kehm. Er begrüßt die Hörerinnen und Hörer am 15.11.1950 in eben jenem neuen UKW-Programm.
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Ernst Lubitsch über den Tonfilm
12.11.1932 | "Wenn der Mensch die Lippen bewegt, muss man auch hören, was er sagt." – Im Januar 1929 beginnt die Tonfilmära in Deutschland. Auch vorher wurden Filme schon akustisch begleitet, aber die synchrone Verbindung von Bild und Ton und damit das hörbare gesprochene Wort – das war neu! Deshalb werden diese Filme anfangs auch "Talkie" genannt.
Der Filmregisseur Ernst Lubitsch (1892 - 1947) gehörte zu den Pionieren des Tonfilms mit seinem Hollywoodfilm "Loveparade". Hier ein Interview mit ihm vom 12.11.1932, aufgenommen im Berliner Hotel "Adlon". -
Retter der Schallplatte: Eduard Rhein
Herbst 1953 | 1942 erfindet der deutsche Schriftsteller und Tüftler Eduard Rhein ein neues Verfahren, das es ermöglicht, bei Schallplatten die Rillen weiter zu verdichten, sodass mehr Musik auf eine Schallplatte passt. Dieses sogenannte Füllschriftverfahren bildet die Grundlage der späteren Langspielplatte. Rhein wird 1946 Chefredakteur der Programmzeitschrift "Hörzu", entwickelt aber in dieser Zeit das Verfahren weiter. 1953 spricht er darüber im Südwestfunk, das genaue Aufnahmedatum ist im Archiv nicht vermerkt. Da Rhein aber auf die zurückliegende Funkausstellung Bezug nimmt, die Anfang September 1953 stattfand, muss das Gespräch danach stattgefunden haben. Der Moderator spricht von der "Lebensrettung der Schallplatte".
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Hannah Arendt und die "Banalität des Bösen"
9.11.1964 | Die jüdische Philosophin und ehemalige Heidegger-Schülerin Hannah Arendt beobachtete in Israel den Eichmann-Prozess und schrieb ihre Gedanken darüber in einem Buch mit dem Titel "Eichmann in Jerusalem: Ein Bericht von der Banalität des Bösen" nieder. Sie gelangte darin zu einer neuen Deutung der Nazi-Verbrechen. In einem Gespräch mit dem damaligen NDR-Redakteur und späteren FAZ-Herausgeber Joachim Fest erläuterte sie ihre Thesen.
Der Publizist Micha Brumlik sagte im Gespräch mit SWR2 über das Interview: "So recht Hannah Arendt im Grundsätzlichen hat, hat doch die historische Forschung inzwischen herausgefunden, dass sie sich in Adolf Eichmann getäuscht hat. Das war nicht nur ein Funktionär, sondern ein hasserfüllter und ressentimentgeladener Antisemit. Er hat damals in Jerusalem, flapsig gesprochen, eine Show abgezogen, auf die Arendt hereingefallen ist." -
Reaktionen auf Jenningers Skandalrede zur Reichspogromnacht
10.11.1988 | Unmittelbar nach Philipp Jenningers Rede zu den Novemberpogromen 1988 zeigten sich zahlreiche Abgeordnete bestürzt. Wir hören unter anderem den damaligen SPD-Fraktionsvorsitzenden Hans-Jochen Vogel sowie Otto Schily, damals Abgeordneter der Grünen.
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Eklat durch Rede Philipp Jenningers anlässlich des Jahrestages der Reichspogromnacht
10.11.1988 | Die Rede von Bundestagspräsident Philipp Jenninger in Erinnerung an die Novemberpogrome 1938 stand von Anfang an unter keinem guten Vorzeichen. Im Vorfeld gab es ein ziemliches Gerangel unter den Bundestagsfraktionen, wie groß die Gedenkstunde ausfallen sollte, wer reden darf und wer nicht. Nicht reden durfte Heinz Galinski, der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland. Das hatte die Unions-Fraktion blockiert. So redet allein Philipp Jenninger – und sein Versuch, die Judenverfolgung verstehen und erklären zu wollen, wird dann als so unangemessen empfunden, dass er tags drauf zurücktreten muss. Hier die komplette Rede.
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Sondersendung am Tag nach der Maueröffnung
10.11.1989 | Der Abend nach der Maueröffnung: Es ist viel passiert in den vorausgegangenen 24 Stunden. Die Grenzen in Berlin sind offen. Es ist klar, dass nun für die Deutschen ein neues Kapitel ihrer Geschichte begonnen hat. Abends kurz nach 19 Uhr bringt der Südwestfunk eine Sondersendung, in der die Ereignisse eingeordnet werden. Zu Beginn versucht Moderator Eberhard Ruth eine Verbindung herzustellen zum Korrespondenten in Berlin, Gerd Rüdiger. Der befindet sich mit seinem Ü-Wagen am Grenzübergang Invalidenstraße.
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Helmut Schmidt: Rede zum 40. Jahrestag der Reichspogromnacht
9.11.1978 | Bis 1978 war der 9. November ein Tag wie jeder andere. Es gab kein Gedenken, keine öffentliche Erinnerung. Erst vierzig Jahre nach der Reichspogromnacht – die damals noch nicht so genannt wurde – ändert sich das. Helmut Schmidt besucht an jenem Tag die Kölner Synagoge und hält eine Rede. Die erste Gedenkrede eines Bundeskanzlers zu den Ereignissen von 1938. Das damals noch gängige Wort Kristallnacht nimmt Schmidt bewusst nicht in den Mund.
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Reportage aus der zerstörten Synagoge in Wien nach der Reichspogromnacht
10.11.1938 | Von den Pogromen in der Nacht zum 10. November 1938 und auch dem Tag danach existieren kaum Rundfunkaufnahmen. Falls es sie gab, sind sie nicht erhalten oder wurden zerstört. Eine Ausnahme ist Wien. In dieser Reportage vom 10. November 1938 berichtet Eldon Walli, ein gebürtiger US-Amerikaner, für den nationalsozialistischen "Reichssender Wien" vor Ort von der Zerstörung des Leopoldstädter Tempels.
Bemerkenswert ist der Tonfall. Am Anfang könnte fast eine gewisse Anteilnahme heraushören, doch dann wird er immer zynischer, und es wird deutlich, wie der Reporter mit der Zerstörung der Synagoge sympathisiert. Ein Feuerwehrmann erklärt, der Brand sei nicht zu löschen gewesen, so hätten sich die Feuerwehrleute nur noch die Hände wärmen können. -
Hitler in der Reichspogromnacht
9.11.1938 | Am 9. November 1938 um Mitternacht vereidigt Adolf Hitler in München den neuen Jahrgang der SS-Verfügungstruppen und der Totenkopfbände. Seine Rede erinnert daran, dass es kein Zufall ist, dass die Pogrome auf den gleichen Kalendertag fallen wie die Ausrufung der Republik 20 Jahre zuvor. Und wie sehr Hitler im 9. November seinen persönlichen Kampftag sieht. Hitler erinnert an den Sturz der Monarchie und die Kapitulation 1918, die er als Schande und Volksverrat bezeichnet. Und er erinnert an seinen gescheiterten Putsch in München, den er damals auch schon bewusst am 9. November 1923 plante. Genau im Gedenken an jenen Putsch hatte sich die NSDAP-Führung ja an jenem Abend auch auf dem Odeonsplatz getroffen. Schon vor Hitler hatte Goebbels in einer Hetzrede erklärt, dass sich die Partei antijüdischen Aktionen nicht in den Weg stellen werde. Im Anschluss ergingen die Anweisungen an die SA und die Gaupropagandaleitungen zur Zerstörung der Synagogen und jüdischer Geschäfte. Als gegen Mitternacht Hitler spricht und die neuen SS-Rekruten vereidigt, brennen bereits die ersten Häuser. Angekündigt wird Hitler vom Reichsführer der SS Heinrich Himmler. Auf das, was in dieser Nacht noch geschehen würde, geht Hitler nicht ein.
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Jüdisches Leben in Deutschland nach 1945 in Tondokumenten
Die Befreiung der Vernichtungslager bedeutet den Neubeginn für den Wiederaufbau einer jüdischen Gemeinschaft in Deutschland. Die Deutschen beginnen, das Nazi-Unrecht aufzuarbeiten – auch unter Mitwirkung jüdischer Persönlichkeiten wie Fritz Bauer oder Hannah Arendt. Doch gibt es auch Irritationen: Etwa 1998, als Martin Walser in der Paulskirche von der "Moralkeule Auschwitz" spricht. Gábor Paál im Archivradio-Gespräch mit dem Publizisten und Zeitzeugen Micha Brumlik, der die Originalaufnahmen und Rundfunkberichte einordnet (SWR 2015) | Alle Originalaufnahmen: http://swr.li/juedisches-leben | Bei Fragen und Anregungen schreibt uns: wissen@swr2.de | Mehr über uns: http://archivradio.de/ | Folgt uns gern auf Mastodon: https://ard.social/@Archivradio | Vor 85 Jahren, in der Nacht vom 9. zum 10. November 1938, begann die offene, systematische Judenverfolgung.
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Erstes Flugzeug landet in Tegel
5.11.1948 | Kein deutscher Flughafen wurde so schnell gebaut wie der Berliner Flughafen Tegel. Grund war die Berlin-Blockade.
Alle Zufahrten nach West-Berlin waren durch die Sowjetunion abgeriegelt worden. Die westlichen Besatzungsmächte versorgen die Stadt daraufhin aus der Luft. Um diese Luftbrücke zu verstärken, wird zusätzlich zum Flughafen Tempelhof auf dem ehemaligen, im Krieg völlig zerstörten Luftwaffengelände Tegel innerhalb von nur 90 Tagen ein neuer Flughafen errichtet, mit der damals längsten Start- und Landebahn Europas. Im August 1948 haben die Bauarbeiten begonnen, am 5. November 1948 landet bereits die erste Maschine aus Frankfurt, eine Douglas C-54.
Der Flughafen Tegel wird bis zum Jahr 2020 genutzt. Erst mit der Inbetriebnahme des neuen Flughafen Berlin-Brandenburg (dessen Bauzeit um ein Vielfaches länger war) wurde er aufgegeben.
Im Bild: Kinder stehen am 5. November 1948 vor einer britischen "Douglas Dakota" auf dem Rollfeld des Berliner Flughafens Tegel. Sie werden wegen des bevorstehenden Winters zu Verwandten in die westlichen Teile Deutschlands geflogen. -
Gregor Gysi auf der Großdemonstration auf dem Alexanderplatz
4.11.1989 | Auch der Rechtsanwalt Gregor Gysi spricht auf der Groß-Demonstration auf dem Berliner Alexanderplatz. Gysi gehört der SED an, hat sich aber in den vergangenen Wochen als Anwalt für die Zulassung des oppositionellen Neuen Forums eingesetzt. Darüber spricht er auch jetzt.
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Der Südweststaat erhält den Namen "Baden-Württemberg"
4.11.1953 | Mit seiner Gründung 1952 bekommt der Südweststaat den vorläufigen Namen Baden-Württemberg. Aber noch ist nicht ausgemacht, dass es dabei bleibt. Das entscheidet sich erst beim Treffen der verfassungsgebenden Versammlung am 5. November 1953, als über die Namensfrage nochmals heftig diskutiert wird.
Einige finden den Doppelnamen zu sperrig und verstehen nicht, warum man dem neuen Bundesland nicht einen kürzeren Namen geben kann, zum Beispiel "Schwaben". Dagegen könne doch niemand etwas haben … Dafür wirbt im folgenden Debattenmitschnitt auch die SPD-Abgeordnete Stefie Restle sowie vor ihr ein Abgeordneter, dessen Name im Archiv leider nicht genannt wird. Weitere Redner: Franz Gurk (CDU), Hermann Saam (FDP/DVP), Viktor Renner (SPD).
Neben dem Namen Schwaben gibt es noch weitere Vorschläge wie "Rheinschwaben", "Staufen" oder "Alemannien". Doch die Entscheidung fällt schließlich mit deutlicher Mehrheit für den Namen Baden-Württemberg – damit sich auch die Badener im Namen wiederfinden. Ab dem 19. November 1953 tritt die neue Landesverfassung und damit auch der Name offiziell in Kraft. -
Grundsteinlegung für den "Palast der Republik"
2.11.1973 | Die DDR errichtet auf der Spreeinsel, am damaligen Marx-Engels-Platz, ein repräsentatives Gebäude für die Volkskammer, den Palast der Republik. Aufgrund der umfangreichen Beleuchtungsanlage werden ihn viele später spöttisch "Erichs Lampenladen" nennen. Der Staatsratsvorsitzende Erich Honecker war auch bei der Grundsteinlegung am 2. November dabei. So berichtete damals der Rundfunk in der DDR.
Der Palast der Republik wurde nach der Wende wegen der hohen Asbestemissionen geschlossen werden und wurde anschließend bis 2008 abgerissen. An seiner Stelle steht heute das wieder aufgebaute Berliner Schloss mit dem Humbodt Forum. -
Konrad Lorenz: Wie man mit Gänsen spricht
10.9.1952 | Der Verhaltensforscher und spätere Nobelpreisträger Konrad Lorenz bekommt Besuch von einem Reporter des Südwestfunks. Der möchte erfahren, wie man mit Gänsen spricht.