Médecins sans Frontières (MSF): Hilfe seit 1971 bei Katastrophen und Epidemien
Die Organisation "Ärzte ohne Grenzen" hat in den letzten 50 Jahren in über 80 Ländern Flüchtlingen geholfen; Opfern von Erdbeben, Flutkatastrophen und Epidemien; von Massakern und Völkermord. Hunderttausende meist einheimische Ärzte, Krankenschwestern und Logistiker haben Feldhospitäler errichtet, operiert, geimpft, Medikamente eingeflogen. Und sie haben gekämpft für das Recht auch der Ärmsten auf gute Medikamente.
Biafra-Krieg: im Konflikt mit Schweige- und Neutralitätsgebot des Roten Kreuzes
Alles begann Ende der 1960er-Jahre. Mehrere junge französische Ärzte arbeiteten damals für das Internationale Rote Kreuz in Biafra. Damals wollte sich das ölreiche Biafra von Nigeria abspalten – unterstützt von Frankreich, während Großbritannien der Zentralregierung seiner Ex-Kolonie half. Die Ärzte sahen tausende schwer unterernährte Menschen und vermuteten einen Völkermord, mussten sich aber dem Schweige- und Neutralitätsgebot des Roten Kreuzes fügen.
Médecins sans Frontières: Menschenleben retten und Verbrechen bezeugen
Der vermutete Völkermord war keiner – wie sich später herausstellte. Sondern das Ergebnis eines auf beiden Seiten rabiat geführten Bürgerkriegs. Dessen ungeachtet verließen die jungen Ärzte das Rote Kreuz und gründeten mit einigen Journalisten am 21. Dezember 1971 die Organisation "Médecins sans Frontières", also "Ärzte ohne Grenzen", kurz MSF. Die wichtigsten Prinzipien: weltweit Menschenleben zu retten, was immer es kostet, und Zeugnis abzulegen über Verbrechen gegen das Leben von Menschen.
Ärzte ohne Grenzen: Hilfe für Flüchtlinge als Schwerpunkt
Zu den Arbeitsschwerpunkten des MSF zählte von Anfang an die Hilfe für Flüchtlinge. So wie aktuell in Samos, dem Zeltlager der Ärzte ohne Grenzen – außerhalb eines nagelneuen Flüchtlingslagers, das die EU finanziert hat. Ein Lager für 3.000 Menschen, das sich langsam füllt.
1,6 Milliarden Budget aus Privatspenden für Ärzte ohne Grenzen
Die "Ärzte ohne Grenzen" sind mittlerweile eine Riesenorganisation mit 45.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Sie haben ein Jahresbudget von 1,6 Milliarden Euro, das überwiegend aus privaten Spenden stammt. Keine Staatsgelder. Unternehmensspenden werden nur nach sorgfältiger Prüfung akzeptiert.
Fünf operationelle Zentren unterhält MSF in Europa, eins in Afrika. Auf internationaler Ebene wird die französische Bezeichnung "Medécins Sans Frontières" oder kurz MSF benutzt, sowie die Übersetzung in die jeweilige Sprache der Unterorganisationen.
Gut organisiert: MSF ersetzt mancherorts das staatliche Gesundheitswesen
In katastrophenbedrohten Ländern ist Ausrüstung für Notfalleinsätze deponiert – von Verbandsmaterial und Medikamenten bis hin zu Zelten und Fahrzeugen. Teamleiter können mit einem Klick im Katalog die Logistik für drei Monate Cholera-Prävention in einer 10.000 Einwohner-Stadt bestellen.
Komplexe Operations- und Therapieverfahren aus reichen Ländern wurden den Bedingungen in armen Ländern angepasst und standardisiert. In manchen Ländern wie Haiti, Zentralafrika oder Südsudan ersetzt "Ärzte ohne Grenzen" das staatliche Gesundheitswesen.
Kritik: MSF sichern Überleben, aber schaffen keine nachhaltigen Strukturen
All das hilft Millionen Menschen. Es birgt jedoch auch ein großes Potenzial an Fehlern und Machtmissbrauch, an Kritik und Konflikten. Warum, fragen Kritiker, bekämpft MSF chronische Mangelernährung bei Kindern mit importierter Fertignahrung anstatt Ursachen anzugehen, lokale Ressourcen zu nutzen und so lokale Ernährung auf tragfähige Füße zu stellen? Warum weigert sich MSF geradezu, nachhaltig zu arbeiten und zeigt sich an sozialer Entwicklung in armen Ländern überhaupt nicht interessiert?
Die humanitäre Hilfe, die "Ärzte ohne Grenzen" leistet, konzentriert sich auf das absolute Minimum, dem Garantieren von Überleben. Das ändert nichts am überragenden Verdienst von "Ärzte ohne Grenzen": Hunderttausende MSF-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben in den letzten 50 Jahren Millionen Menschenleben gerettet.