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Uraufführung

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„U“ und „UA“ sind zwei Kürzel, die dasselbe meinen und die im Musikleben eine wichtige Rolle spielen: auf Veranstaltungsplakaten, in Programmheften, in Werkverzeichnissen, auf Spielplänen, in Komponistenbiografien, in Pressemitteilungen ... Seit etwa 1900 wird die erste Aufführung eines Musikstücks oder eines dramatischen Werks als Uraufführung bezeichnet, gelegentlich sogar als Welturaufführung. Zuvor sprach man von Erstaufführung oder von Premiere. Im Englischen heißt die öffentliche Taufe eines Zeitkunst-Werks auch „première“ oder eben „world première“ oder auch „first night“, „first performance“; im Französischen spricht man von „création mondiale“. Uraufführungen sind mithin spektakuläre Ereignisse, allerdings nicht immer zur Freude aller Beteiligten: Die Komponistin ist unzufrieden mit der Leistung der durchaus engagierten Interpreten. Die Musiker verweigern sich dem Stück, spielen alles Mögliche, nur nicht das, was in den Noten steht. Die Zuhörer stellen sich vehement gegen das neue Werk: Sie zischen, pfeifen, buhen. Und das nicht immer erst nach dem Schlusston. Skandal: zum Beispiel die Uraufführung von Igor Strawinskys Le Sacre du printemps 1913 in Paris, die Uraufführungen von Werken Arnold Schönbergs in Wien um 1910, die Uraufführung von Luigi Nonos Intolleranza 1960 in Venedig und die deutsche Erstaufführung dieser „Szenischen Aktion“ 1962 in Köln. Zum Wesen der Uraufführung gehört auch – neben Programmheften, Werkkommentaren, Einführungsvorträgen, -gesprächen mit Komponist oder Dirigent, Blumensträußen, guten wie schlechten Kritiken usw. –, dass die Erstaufführung einer Komposition (U/UA) manchmal zugleich ihre Letztaufführung (L/LA) ist.

Das älteste und renommierteste Festival in der Musiklandschaft, das nahezu ausschließlich Uraufführungen präsentiert, sind die 1921 gegründeten Donaueschinger Musiktage.

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Autor/in
SWR