JetztMusik - Glossar

Textkomposition

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bezeichnet ein Musikstück, dessen schriftliche Fixierung ganz oder weitestgehend ohne Noten und andere musikalische Notationszeichen auskommt. Das Medium der Mitteilung ist der verbale Text als Anleitung zur Klangproduktion bzw. zur künstlerischen Aktion. „Die Ausführenden tun nichts.“ Diese knappe Spielanweisung von Ben Vautier – das Stück heißt Nothing (1962) – und andere Fluxus-Partituren sind meist Textkompositionen, so dass im Sinne einer „Musik für jede(n)“ selbst Leuten
ohne Notenkenntnisse die Aufführung solcher Konzepte möglich ist. Auch in den Werkkatalogen von u. a. Terry Riley, Christian Wolff, Michael von Biel, R. Murray Schafer, Dieter Schnebel, Franz Martin Olbrisch, Sven-Åke Johansson, Michael Reudenbach finden sich verbale Anleitungen zum Musikmachen, teils sind es auch Aufforderungen zu Hörübungen. Karlheinz Stockhausen formulierte die Werke seiner Intuitiven Musik ebenfalls als Textkomposition, um so die Spieler zu Ensemble-Improvisationen zu animieren. Textkompositionen, die allerdings auch notierte musikalische Zeichen beinhalten und überhaupt eine musikalische
Vorbildung verlangen, sind Vinko Globokars Individuum – Collectivum (seit 1979) und Mathias Spahlingers vorschläge. konzepte zur ver(über)flüssigung der funktion des komponisten (1992).

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Autor/in
SWR