JetztMusik - Glossar

Musique d'ameublement

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Um 1920 entwickelte der französische Komponist Erik Satie (1866–1925) das Konzept eines musikalischen Dekors, einer Musik wie Mobiliar, einer beiläufig zu hörenden Musik: „Man muss versuchen, eine musique d‘ameublement zu realisieren, das heißt eine Musik, die Teil der Geräusche der Umgebung ist, die sie einkalkuliert. Ich stelle sie mir melodiös vor, sie soll den Lärm der Messer und Gabeln mildern, ohne ihn zu übertönen, ohne sich aufzudrängen. Sie soll das oft lastende Schweigen zwischen den Gästen möblieren. Sie wird ihnen die üblichen Banalitäten ersparen. Gleichzeitig neutralisiert sie etwas die Straßengeräusche, die ungeniert in das Spiel hereinkommen.“ Satie, der seine Idee auch selbst realisiert hat, nahm hiermit viele spätere Realitäten vorweg: die durchgängige Musikbeschallung in Geschäften, Praxen und Lokalen – die Muzak –, die Musikberieselung in privaten Kontexten, aber auch die Permanentklanginstallationen. Vor allem im Werk John Cages, in Fluxus und in der Klangkunst hinterließ Saties ästhetisches Denken tiefe Spuren. „Wer nie Musique d‘ameublement gehört hat, kennt das Glück nicht.“ (Satie)

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Autor/in
SWR