„de de de daa“. Das Kopfmotiv aus Beethovens Fünfter, der sogenannten „Schicksalsinfonie“, weltberühmt und vielfach in Werken anderer Komponisten aufgerufen. Seine Prägnanz und Verbreitung garantiert, dass der Hörer dieses Zitat sofort erkennen kann. Egal ob damit ein akustisches Warnschild in der Filmmusik gemeint ist – „Achtung, gleich wird etwas passieren“ –, eine Hommage oder eine Parodie. Andere Zitate haben es da oft schwieriger. Das Entdecken und Dechiffrieren von Aufgerufenem verlangt eine gewisse Vorbildung des Publikums, sonst hat der Clou nicht die erwünschte Wirkung. Natürlich gibt es auch die Idee eines heimlichen Zitats, das nur der Komponist und Eingeweihte (er)kennen.
Die Übernahme von Elementen bereits bestehender Werke aus fremder oder auch aus eigener Hand ist sehr alt. Schon im Mittelalter spielten die Musiker kreativ mit den Werken ihrer Ahnen und Zeitgenossen. Aber erst im Kontext der Atonalität
grenzt sich das zitiert Tonale als Fremdkörper besonders prägnant ab. Deshalb stammen wohl auch die meisten Zitate in Neuer Musik aus dem (vor-)tonalen Repertoire. Generell stehen Zitate innerhalb ihres neuen Umfeldes immer mit diesem in Spannung. Dabei stellt sich die Frage: Inwiefern verschmelzen sie mit ihm oder grenzen sich schroff ab? Wegen ihres Verweises tragen Zitate stets eine Bedeutungsebene in die Komposition. Nebenbei: Künstlerische Zitate müssen anders als wissenschaftliche Zitate die Quelle weder genau wiedergeben noch ihre Herkunft benennen (etwa per Fußnote in der Partitur). Vielmehr kann das künstlerische Zitat schon durch Abweichungen vom Original eine Interpretation, gar eine Parodie desselben sein. Prinzipiell kann jedes präexistente akustische Ereignis zum Zitat werden (auch dank der Aufnahmetechnik), so es einen einzigartigen Charakter in einem spezifischen Kontext besitzt. Zum Phänomen Zitat gehört auch die Technik der Allusion, also die mehr oder minder nahe oder entfernte Anspielung auf eine vorhandene Komposition, ein in der Tradition gängiges rhythmisches oder harmonisches Modell, ein musikalisches Klischee. (Montage, Collage)