JetztMusik - Glossar

Gesamtkunstwerk

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„Jede Einzelkunst kann heutzutage nichts Neues mehr erfinden, und zwar nicht nur die Bildende Kunst allein, sondern die Tanzkunst, Instrumentalmusik und Dichtkunst nicht minder.“ Nur in der gleichberechtigten Verknüpfung aller Kunstdisziplinen
zu einem einheitlichen Werk ist Neues möglich. So sah es Richard Wagner, Vordenker des Gesamtkunstwerks, 1849 in seinem Essay Das Kunstwerk der Zukunft und lieferte mit seinen Bühnenwerken gleich den Beleg (z. B. Der Ring des Nibelungen). Die Komponenten eines meist mehr als nur abendfüllenden Bühnenwerks (Dichtung, Komposition, Bild, Licht, Bewegung usw.) sind im Gesamtkunstwerk nicht nur engst miteinander verwoben, sie stammen oft auch von ein und demselben Urheber (entstehen manche von ihnen dennoch arbeitsteilig, so sind sie vielfach nach dessen Vorgaben gestaltet, und er zeichnet für das Resultat
verantwortlich). Neuere Gesamtkunstwerk-Konzepte sind z. B. Karlheinz Stockhausens siebenteilige Monumentalkomposition LICHT. Die sieben Tage der Woche (1977–2003), diverse Projekte von Georg Nussbaumer wie Von der Wiege bis zum Graab. Quellen, Mündungen, Fälschungen (2003), Manos Tsangaris‘ winzig – Theater für ein Haus (1993–98) oder die gigantische Film- und Ausstellungsarbeit The Cremaster Cycle (1995–2002) des Künstlers Mathew Barney. Die neuen audiovisuellen Medien
mit ihren digitalen Möglichkeiten spielen in aktuellen Formen des Gesamtkunstwerks eine entscheidende Rolle. Gelegentlich wird der Begriff auch synonym für künstlerische Großprojekte verwendet.

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Autor/in
SWR