JetztMusik - Glossar

Composer-Performer

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„Wer spielt meine Noten?“ Diese für einen traditionellen abendländischen Komponisten existentielle Frage beantwortet der Composer-Performer durch die Aufhebung der im Laufe der Jahrhunderte gewachsenen Arbeitsteilung zwischen Komponist
und Interpret: Er ist beides in Personalunion. Die Erweiterung der instrumentalen Spieltechniken und individuellere Notationsformen (Notation) trugen dazu bei, dass Komponisten ihre Werke vermehrt selbst aufführten. Vorläufer sind
Instrumentalvirtuosen früherer Jahrhunderte wie Franz Liszt oder Niccoló Paganini. Der Composer-Performer des 20. und 21. Jahrhunderts tritt vornehmlich als Solist auf und schafft zugleich ein neues Repertoire für sein Instrument, so Vinko Globokar für die Posaune, Johannes Fritsch für die Viola, Wolfgang Mitterer für Orgel und elektronische Instrumente und Stefano Scodanibbio für den Kontrabass. Gelegentlich schließen sich Composer-Performer auch zu einem Ensemble zusammen: Berühmt wurde schon in den 1960er Jahren die Nuova Consonanza in Rom, eine Vereinigung aus Komponisten-Interpreten, die in einer produktiven Mischung aus Komposition und Improvisation ausschließlich eigene Werke spielte (Mitglieder waren u. a. Mario Bertoncini, Ennio Morricone und Franco Evangelisti). Eine eigene Spezies der Composer-Performer bilden seit den 1990er Jahren Laptop-Komponisten wie Sachiko M, Bernhard Gál und andere.

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Autor/in
SWR